Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
plötzlich Stress. Ich fiel um, Edgar half. Peter sackte zusammen. Leute schrieen. Polizei kam. Peter ins Spital. Dauerte nur Sekunden.»
«Konnten Sie den Täter erkennen?»
«Nein. Zu dunkel. Kerl ganz in Schwarz. Wie im Fernsehen, wie heissen die gleich noch?»
«Sie meinen den Schwarzen Block bei Demonstrationen?»
«Genau. War von ihnen. Linke Sau wollte nicht, dass Peter in den Bundesrat kommt.»
Nadine sah Hilfe suchend zu Francesco, der seinerseits amüsiert der kuriosen Unterhaltung folgte.
«Sie sind also schon zwanzig Jahre für Peter Weller tätig. In welcher Funktion?»
«Zuerst Chauffeur, dann Disponent, dann Chefdisponent, dann Stellvertreter, bin stolz darauf. Jetzt so eine Art Geschäftsführer, bis Ines kommt oder Nachfolger von Peter.»
«Sie tragen jetzt eine grosse Verantwortung.»
«Macht Spass. Verstehe das Metier. Nie etwas anderes gemacht. Business hart. Konkurrenz immer grösser. Konkurrenz aus Oststaaten. Alles Schrottkisten. Nicht gewartet. Werden schon fertig damit.»
«Was machen Sie, wenn Ines die Firma wieder übernimmt oder einen neuen Geschäftsführer einstellt?»
«Werde sehen. Habe immer gesagt, Peter passiert was, führe ich den Laden. Wenn Ines will. Abwarten, wie Ines entscheidet.»
«Sie glauben, dass ein politischer Gegner Peter Weller ermordet hat?»
«Sicher.»
«Niemand aus seinem persönlichen Umfeld? Jemand, der an … sagen wir … seinen Partys teilnahm?»
«Nein. Woher stammt Information über Partys?»
«Aus einer sicheren Quelle.»
«Niemand von denen. Weiter kein Kommentar. Einer von diesen Querulanten.»
«Edgar Huber nannte uns drei Namen. Ruedi Fink, Bodo Stein und Dagmar Lesser. Kennen Sie die?»
«Glaube nicht. Wer sind die?»
«Sie würden dazu linke Chaoten sagen.»
«Nein, kenne ich nicht.»
Ferrari erhob sich.
«Danke für Ihre Unterstützung. Falls wir noch etwas wissen müssen, melden wir uns nochmals bei Ihnen.»
«Jederzeit.»
Sie verabschiedeten sich und fuhren mit dem Lift hinunter.
«Das war wohl eines der sonderbarsten Gespräche, die wir in letzter Zeit geführt haben. Ein irrer Kauz.»
«Pünktlich, korrekt und kein Wort zu viel. Tja, Menschen gibts, Nadine. Ich denke immer, dass mich nichts mehr in Erstaunen versetzt. Doch dieser Wagner hat es geschafft.»
«Oh! Ein Abschiedsständchen der Belegschaft für uns. Wie nett.»
Draussen hatte sich ein Teil der Belegschaft versammelt und musterte sie eindringlich. Argwohn, Missmut und unbändige Wut lagen in der Luft. Lutz Wagner war die Treppe hinuntergerannt und trat aus der Menge auf Ferrari zu.
«Kommissär!»
«Ja, Herr Wagner.»
«Meine Leute! Finden Sie Mörder vor uns. Sind wir schneller, richten wir ihn. Klar?»
Ferraris Antwort ging im Gegröle des tobenden Mopps unter.
Selten war der Kommissär so froh gewesen, in Nadines Porsche zu sitzen. Ein Auto vermittelte eben doch einen gewissen Schutz und ja, Geborgenheit. Nadine blickte auf die Uhr. Kurz nach fünf. Die Dunkelheit hatte den Tag längst vertrieben.
«Wie wärs, wollen wir uns noch mit Cornelia Weller treffen? Der Streit mit Edgar Huber geht mir einfach nicht aus dem Kopf», schlug sie vor.
«Gute Idee.»
Nachdem Ferrari Ines um die Handynummer gebeten hatte, vereinbarten sie mit Cornelia Weller ein Treffen im «Café Beschle» am Aeschenplatz. Der Kommissär gönnte sich zum Kaffee einen kleinen Pariserring, den er genüsslich schmatzend Löffel für Löffel in den Mund schob.
«Hör auf zu schmatzen!», fauchte Nadine.
«Aber so schmeckt er mir am besten», antwortete Ferrari mit halbvollem Mund.
«Wenn du jetzt noch rülpst, steh ich auf und setz mich an einen anderen Tisch.»
Eine junge Frau Mitte zwanzig trat an ihren Tisch.
«Sind Sie die Kommissäre Ferrari und Kupfer? Sorry, die Lesung an der Uni hat etwas länger gedauert. Der Prof ist ziemlich schräg drauf. Über Mittag macht er Yoga auf dem Tisch und heute Nachmittag lag er wie tot auf dem Boden. ‹Konzentration, meine Liebe, Konzentration!›», äffte sie ihn nach.
«Ich nehme auch so einen kleinen Pariserring und einen Cappuccino», wandte sie sich an die Bedienung.
«Entschuldigen Sie die Frage, Frau Weller …»
«Cornelia oder Conny!»
«… Conny, aber kannst du dich nach den schrecklichen Ereignissen überhaupt konzentrieren?»
«Es bleibt mir nichts anderes übrig. Es sind die letzten Tage im alten Jahr, da wollen die Professoren noch alles Mögliche reinpacken. Wenn ich nichts verpassen will, muss ich es wohl oder
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