Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
übel durchziehen. Irgendwie lenkt es mich ein wenig ab, aber es fällt mir natürlich nicht leicht.»
«Und jetzt kommen wir noch und belästigen dich mit unseren Fragen», entschuldigte sich Ferrari.
«Das ist voll in Ordnung. Obwohl ich nicht glaube, dass ich eine grosse Hilfe bin.»
«Konntest du den Mörder sehen?»
«Nur kurz, ich stand ja etwas im Hintergrund. Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass er vom Tor her kam, sich bei Edgar und Patrick durchzwängte, zustiess … und … verschwand. Es ging sehr schnell. Ich habe erst realisiert, was geschehen ist, als ich Papa am Boden liegen sah. Ich stand einfach nur da … konnte mich nicht rühren. Es lief ein krasser Film vor meinen Augen ab, total surreal … Dann drängten mich einige Polizisten weg und Mam wurde ins Haus gebracht.»
«Weisst du noch, mit wem du dich danach unterhalten hast?»
«Mit Lutz … mit Patrick … und mit Edgar.»
«Den anderen ist aufgefallen, dass du dich mit Edgar gestritten hast.»
«Stimmt und zwar zu Recht! Er hat meinen Vater auf dem Gewissen! Edgar ist ein Versager, seine ganze Truppe eine Ansammlung von Losern. Das schrie ich ihm ins Gesicht, woraufhin er mich ziemlich heftig schüttelte. Er meinte, ich soll damit aufhören. Niemand hätte das vorhersehen können. Mein Gott … es ist alles so schrecklich!»
Sie war dem Weinen nahe. Ferrari stellte noch einige belanglose Fragen und bot Conny an, sie aufs Bruderholz fahren zu lassen.
«Vielen Dank, aber ich habe noch in der Stadt abgemacht.»
Nadine fuhr quietschend den Porsche auf ihren Parkplatz.
«Hast du eigentlich Winterreifen drauf?»
«Nein. Wieso auch? Für die drei Tage im Jahr, in denen es in Basel schneit? Es sind praktisch neue Sommerpneus. Deine Sorgen möchte ich haben. Du klingst beinahe schon wie mein Paps. Themenwechsel: Was sagst du zu Conny? Das war doch sauber mit Edgar Huber abgesprochen, jede Wette.»
«Quatsch. Das bildest du dir ein. Es ist doch logisch, dass sie Edgar die Schuld zuschiebt. Immerhin wurde ihr Vater ermordet.»
«Hm. Und was für neue Erkenntnisse hat uns der Ausflug ins Dreispitz gebracht, Herr Kommissär?»
«Ladys first.»
«Ich würde sagen nicht viel. Ausser, dass wir jetzt die äusserst interessante Gesinnung von Patrick Stolz kennen und die rhetorisch hochstehenden, wenn auch spärlichen Aussagen von Lutz Wagner vernehmen durften.»
«Im wahrsten Sinn des Wortes spärlich. Und wir wissen, dass Wagner mit seinem Trupp den Mörder auf eigene Faust jagen will, sofern es nicht nur leere Worte in der Hitze des Gefechts waren.»
«Lutz Wagner machte einen ziemlich entschlossenen Eindruck, wenn du mich fragst. Was Edgar Huber betrifft, so bleibe ich dabei, er belügt uns. Zumindest teilweise. Oh, Noldi wartet bereits auf mich. Wir gehen heute Abend essen.»
«Wohin, wenn ich fragen darf?»
«Du darfst. In den ‹Besenstiel›.»
«Wow! Nicht ganz günstig. Noldi hat die Spendierhosen an.»
«Eine Einladung meinerseits zu seinem Geburtstag.»
Ferrari gratulierte dem Kollegen und keuchte dann die Treppe hoch. Ich muss unbedingt mehr Sport machen, Joggen, Schwimmen oder besser Biken. Genau, nach den Weihnachtstagen fange ich an. Jetzt bringt es auch nichts mehr. Zudem, wer isst denn sonst die feinen Weihnachtsgutzi? Eben. Ich werde ganz langsam beginnen und mich kontinuierlich steigern. Nicht Ehrgeiz und Verbissenheit sind gefragt, sondern Hingabe, Gelassenheit und Freude. Schön formuliert. Staatsanwalt Borer schien auch noch zu arbeiten.
«Guten Abend, Herr Staatsanwalt.»
«Hallo, Ferrari. Na, wie gehts mit dem Fall voran?»
«Schleppend, um ehrlich zu sein. Wir haben heute die Akten gesichtet und erste Gespräche geführt. Wie gehts Ihrer Orchideensammlung?»
«Ich nenne nur eine einzelne Orchidee mein Eigen. Man merkt, dass Sie nichts von Pflanzen verstehen. Ihre Kollegin hat mir einen guten Rat gegeben. Das weiss ich sehr zu schätzen.»
«Das freut mich. Wäre doch schade, wenn Ihre Orchidee kaputt ginge.»
«Wirklich? Irgendetwas sagt mir, dass Ihre Anteilnahme an meinen Pflanzen nicht ehrlich gemeint ist.»
«Aber ich bitte Sie! Ich leide förmlich mit Ihnen mit, Herr Staatsanwalt.»
«Schon gut, schon gut! Jetzt haben Sie sich endgültig verraten. Übrigens, Markwart jappst bereits nach ersten Ergebnissen. Als er hörte, dass Sie den Fall bearbeiten, gab er klein bei. Er fährt am Freitag in die Ferien und ist sich bewusst, dass er bis dann keinen Mörder serviert bekommen wird. Wir
Weitere Kostenlose Bücher