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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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zeitschriftverknitterten Wange. «Ist das nicht der…»
    «Verdacht auf Drogenschmuggel», fällt ihm der Jäger Wolfi ins Wort.
    «Ein Dealer?»
    Ich traue meinen Ohren nicht. «Also Moment einmal.» Ich beginne meine Verteidigung aufzubauen, aber der Wolfi zieht meine Arme nach oben, ich jaule auf. «Au.»
    «Erst mal Fingerabdrücke, Fotos, auf den Strich gehen, Alkoholtest, das ganze Programm.»
    «Jetzt?» Sudoku schaut auf die Uhr. «Weißt du, wie spät es ist? Überdies steht im Fotostudio bereits die Bestuhlung für den Vortrag über die Kaffeefahrtentrickbetrüger. Willst du das alles extra raus- und wieder reinräumen?»
    «Morgen ist dieser Vortrag?» Der Wolfi seufzt. «Ach so, ja, dann sperre ich ihn in die Eins.»
    «Da liegt der Hefner und schläft seinen Rausch aus.»
    «Was, der schon wieder?»
    Sudoku nickt. «Er hat beim Dönertreff am Bahnhof randaliert, mit Zwiebeln um sich geschmissen und wollte sich dann, mit Brotscheiben zugedeckt, auf die Gleise legen.»
    «Dann eben in die Zwei.»
    «Da ist das Klo kaputt, seit …, seit …, du weißt schon.»
    «Klo braucht der hier keins.»
    Woher will er das wissen? Jetzt wo der Wolfi es sagt, könnte ich schon müssen. Auf der Fahrt habe ich zwar alles rausgeschwitzt, was ich an Flüssigkeit in mir hatte. Mir kratzt es direkt im Hals. Eine Apfelschorle wäre recht oder eine Cola zur Not, ich schiele nach einer ungeöffneten Dose, die neben den Rätselheften steht, traue mich aber nicht zu fragen.
    «Lieber nicht», sagt Sudoku. «Wenn das dem sein Anwalt spitzkriegt, bist du verratzt, Rängo.» Ich reiße die Augen auf und presse die Lippen aufeinander, um nicht laut loszuprusten. Rängo nennen ihn also seine Polizeikollegen? Das klingt, als hätten sie mir ein Schmerzbonbon zugesteckt, auf dem ich jetzt eine Weile herumlutschen kann. Ich hab da so ein Verwahrkistchen in meinem Inneren, da stecke ich den neuen Spitznamen rein, wer weiß, was sich damit anstellen lässt.
    «Dann eben die Drei, die ist doch wieder trocken, oder?»
    Oje, reingeregnet, Wasserschaden, oder erwarten mich die Überreste eines Vorinsassen? Ich will überhaupt in keine Zahl eingesperrt werden. Sudoko holt einen Schlüsselbund aus einer Schublade, erhebt sich geräuschvoll und geht voran, die Kellertreppe hinunter, damit Rängowolfi seinen Griff nicht lockern muss. So viel Körperkontakt hatte ich mit meinem Exblutsbruder seit dreißig Jahren nicht mehr. Auch wenn es sich nicht wirklich gut anfühlt.
    «Kann ich die Sophie anrufen, damit sie mich abholt?», frage ich. Keine Antwort. Ein Schnarchen dringt aus der ersten Tür. VW - 1 lese ich auf einem Taferl an der Wand, daneben dann VW - 2 . Und ich dachte, die bayerische Polizei steht auf BMW ? In VW - 3 werde ich mit einem Schubs hineinbugsiert. Es riecht frisch gestrichen und sieht auch so aus, abgesehen von ein paar graugelben Schlieren in einer Ecke. Ein paar Möbel mehr, Topfpflanzen, Gardinen, ein Bild an die Wand, ein Fernseher, dann könnten sie es prima als Zimmer vermieten, wo doch der Wohnraum in Starnberg so knapp ist. Eine Abtrennung zum Sanitären würde ich halt noch anbringen und ein richtiges Fenster, nicht nur Gitter vor dem schmalen Schacht.
    Endlich löst mir der Wolfi die Handschellen. «Schuhe her.» Für ganze Sätze ist er sich anscheinend zu schade.
    «Wieso?»
    «Her damit.»
    «Meinst du etwa, ich knüpf mich mit dem kurzen Band von meinen Haferlschuhen auf? Das reicht ja nicht mal, um eine ordentliche Schleife zu machen.» Von den blauen Bändern in meiner Hosentasche sag ich lieber nichts, nicht dass ich noch nur in der langen Unterhose dastehe. «Außerdem würd ich mich wegen dir nie nicht aufhängen, das brauchst du dir gar nicht einbilden.»
    «Ich kann dich auch in die Vier sperren, wenn du Widerstand leistest, die ist aus Gummi.»
    Als wenn ich nicht gesehen hätte, dass vis-à-vis von meiner Drei das Beamtenklo liegt und danach der Gang zu Ende ist, nix Gummizelle! Aber ich tu ihm den Gefallen, ich könnte im Stehen schlafen und will einfach nur meine Ruhe. Deshalb schlüpfe ich aus den Schuhen und lasse mich auf die Pritsche fallen. Ich höre noch das durchdringende Sägegeräusch vom Gleiskuschler nebenan, oder bin ich das schon selber?
     
    Den elektrischen Weidezaun umstellen muss ich noch, wie jeden Abend, damit meine Herde morgen ein saftiges Frühstück hat. Aber hat das nicht der Emil schon getan? Und wie komme ich jetzt auf einmal auf meine Wiese, gerade war ich doch noch

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