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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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ich, die Schulter auskugeln. Es knirscht verdächtig in meinen Gelenken, als er mich an den verzurrten Händen packt und meine Arme nach oben reißt.
    «Im Namen des Freistaates Bayern verhafte ich Sie. Sie können Ihre Aussage verweigern, aber …»
    «Sapralot, wir duzen uns doch.» Vielleicht sieht der im Dunkeln nichts und langt nur nach Gehör hin. «Ich bin’s doch, dein … dein …» Ja, wie sage ich nun zu diesem Zustand zwischen uns? «Dein Exbanknachbar, dein Klassenkamerad.» Aber wir waren doch auch nach und vor der Schule unzertrennlich. «Dein Schulwegbegleiter, dein Nasenpopelweitwerfmitstreiter.» Ich verfall noch ins Reimen. «Dein Cowboyundindianerkump…»
    «Nepomuk Simon Halbritter», unterbricht er mich.
    «Wie schön, du hast sogar meinen zweiten Vornamen behalten.»
    «Falls Sie etwas verschweigen, auf das Sie sich später vor Gericht berufen wollen, kann das Ihre, äh, Dings, Scheiße erschweren.»
    «Was?» Es klingt nach einem amerikanischen Fernsehkrimi, auch mit der Scheiße, die die da ständig wegpiepen müssen, damit dem Zuschauer das Piep auch noch in den Ohren surrt. Aber wir sind doch am Starnberger See, im Voralpenland. Da, wo andere Urlaub machen und die Hundepiep erst in Plastikbeutel verpackt und danach auf den Gehweg geworfen wird, damit der Nichtsahnende drauf ausrutscht, wenn er um eine Bananenschale noch herumgekommen ist. Vielleicht schlafwandelt der Wolfi? Zu viele Elektroraddiebe im Landkreis und danach Amikrimis in der Glotze? Ich rüttle am neuen Armschmuck und jaule auf, als er seinen Polizeigriff verstärkt.
    «Das kann, äh, Ihre Aussage erschweren, falls Sie sich auf die später vor Gericht berufen wollen.»
    «Was faselst du da eigentlich?»
    Er bläst mir seinen Kaugummiatem ins Gesicht. «Nicht, dass du dich hinterher beschwerst, ich hätte dich nicht über deine Rechte aufgeklärt.»
    Aha, jetzt also wieder per Du. «Welche Aussage? Ich hab doch noch gar nichts von mir gegeben, jedenfalls noch nicht viel. Aber jetzt sag ich dir mal was, aufgepasst.» Und dann hole ich Luft. «Es ist alles nicht so, wie du denkst.» Ich merke sofort, wie blöd das klingt, weil ich eigentlich gar nicht weiß, was er denkt, geschweige denn, was ich denken soll, so brennt mir der Schmerz im Hirn. Ich würde die Zähne zusammenbeißen, wenn ich nicht sprechen müsste. «Schau, Wolfi. Ich fahr doch nicht extra hierher und steck Drogenkristalle in dem Hendlwickerl seine Hendl.»
    «Drogen?» Der Wolfi beugt sich über die Gefriertruhe und pfeift durch die Zähne. «Das wird ja immer besser.»
    Mist, hätte ich doch nur nichts gesagt! Ich versuche es noch mal. «Noch dazu um diese Uhrzeit, da gehe ich auch nicht hierher und will die Dinger rausholen, das glaubst du doch jetzt nicht von mir, oder?»
    Anstelle einer Antwort zerrt er mich aus der Bude, als wäre ich ein Einkaufswagen, der sich verkantet hat. Fast knalle ich auf den Asphalt, aber er hat mich im Griff und fängt mich ab. Ich bin ihm beinahe dankbar für eine blaue Kniescheibe weniger. Dann öffnet er die Autotür seines Dienstwagens und drückt meinen Kopf runter, dass ich mich nicht am Autodach anhaue. Wenigstens das.
    «Mersse, brauchst mich nicht heimfahren, ich bin mit dem Rad da», sage ich, als er die Handschellen aufsperrt. Nichts, ich hab mich getäuscht, er klinkt mich am Handgriff oberhalb der Autotür ein, und erneut schnappt das Metall zu. Jetzt wird’s mir bald zu blöd.
    «Freunde fürs Leben, geschissen drauf, für dich war es Spaß genug. Schluss jetzt, mach mich sofort los. Wenn das so weitergeht, sind wir noch Feinde, Erzfeinde.» Das Erz klingt wie mit dem Schwert geteilt, und genauso fühlt sich die Drohung auch an. Im Rückspiegel kann ich sein breites Grinsen bewundern, als er sich auf dem Fahrersitz niederlässt und die Beleuchtung einschaltet. Seine Backenzähne sind leider nicht so weiß poliert wie die Kunstzähne vorne. Er ist noch nicht fertig mit mir. Der Wolfi schaltet das Martinshorn ein, dreht den Zündschlüssel, lässt den Motor aufheulen, als hätten wir Vollmond. Dann tuckern wir die Dorfstraße hinunter, im ersten Gang, bei voller Innenbeleuchtung. Fast mein ich, er hat nur eine Tretanlage, aber dafür bewegen sich seine Beine zu wenig. Zentimeterweise rollen wir vorwärts. Haus für Haus gehen die Lichter an, als wäre Weihnachten oder die Lange Tafel vorverlegt. Adventskalender Ende Mai. Pling, pling, plong, pling. So gut wie jeden Pöckinger sprengt es aus dem Bett oder vom

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