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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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Soll ich sie einzeln, also die Gretl, den Rossi, den Panscher, die Pflaums und alle anderen, darstellen? Lieber bündle ich sie vorerst zu einer Gruppe und nehme für sie das Paar Gartenhandschuhe. Als Nächstes der geschäftige Kraulfuß Fritzl: Für ihn verwende ich eines von Emmas Kuchenförmchen, ein halber Plastikfisch, perfekt. Zwar braucht er laut meiner Frau kein Alibi, wieso, das hat sie mir bisher nicht verraten wollen. Inzwischen könnte ich es sogar beschwören, dass sein Messer auf dem Wickerl seiner Budeneistruhe lag. Eine Zeitlang hab ich für ihn seine sieben Messer geschliffen, aber am Montag dieser Woche, noch vor acht Uhr, ich war gerade beim Melken, hat er mit einer faden Ausrede auf dem Anrufbeantworter diesen paar Euro Schärfdienst gestrichen. Er hätte jetzt selbst so ein Teil übers Internet bestellt, mit dem gehe es pfundig, der Wolfi hätte ihm das empfohlen. Aha, daher weht der Wind, ich hab’s sofort kapiert: das erhängte Reh vom Sonntag. Sei es, wie es ist. Nur weil die Leute lieber Hühnerbeine abfieseln, anstatt Gräten rauszupulen, deshalb wird einer nicht zum Mörder, hoffe ich zumindest. Die übrigen Dinge beim Heuhaufen, die nehme ich für die Pöckinger, die ich nach der Entdeckung vom Wickerl getroffen habe. Ich gehe davon aus, dass der Täter noch nicht über die Alpen geflüchtet ist, sondern weiterhin hier herumspaziert, als wenn nichts wäre. Wer fehlt noch? Die Nuckelflasche steht für den Pflaum junior vom Fundamt. Den Bürgermeister, für den nehme ich die Ziegenglocke. Und die Wegschauer aus der Bäckerei, da reichen ein paar Kirschkerne, die noch vom letzten Jahr im Gras rumliegen. Ich stelle mich auf die Gartenbank und betrachte das Wiesenbild. Mein Blick geht zum Gartenhandschuh. Irgendwie hab ich das Gefühl, die Alten haben überall ihre Finger drin. Könnten sie den Wickerl, jetzt mal ganz neutral betrachtet, könnten sie ihn ermordet haben? Und sind sie dann so schlau und stellen sich brav vor die verrammelte Hendlbude und warten, bis ich daherkomme und die Leiche finde? So gern, wie ich sie alle mag, zuzutrauen ist es ihnen, genauso wie dir und mir. Auch wenn die Senioren die Einzigen sind, die momentan zu mir halten. Würden sie mich als Pfleger haben wollen, wenn ich ihnen ihre Machenschaften aufdecken könnte? Aber vielleicht ist das gerade ihre Masche? Ich reibe mir das Kinn. Fast ist es so weit, dass ich jedem misstraue. Und wenn die
Gemeinsam Dabeiseier
es waren, nur mal angenommen, würden sie dann selbst die Polizei rufen? Mmh, ich hab sie zwar dazu gedrängt, den Notruf zu wählen, doch logisch scheint mir das trotzdem nicht. Aber was ist bei dem Fall logisch? Fall, ich denke schon wie die Sophie. Doch wie soll ich sonst drangehen? Reinverstrickt wie in ein kompliziertes Norwegermuster aus der Textilstube bin ich längst. Da hilft nur Auftrennen, nur wie? Mir fehlt der Faden, oder ich sehe ihn in dem ganzen Grusch nicht. Vielleicht waren es wirklich die Alten, nicht alle miteinander, sondern nur einer oder zwei oder fünf? Fünf Spieße, fünf Mörder. Mmh, so würde sich kein Einzelner allein schuldig machen. Jeder oder jede, die noch kräftig genug war, könnte zugestoßen haben. Das würde zu dem passen, was die Sophie gesagt hat. Der Wickerl ist übertötet worden, aber dabei war es jeder nur einmal? Geballte Wut geteilt durch fünf, mit einem Spieß pro Nase? Irgendwie kann ich es mir trotzdem nicht vorstellen, dass sie solche Spießbürger sind. Beim Ausflug wirkten sie viel zu fröhlich, oder war das eher Erleichterung? Das wäre schon sehr abgebrüht. Vielleicht wird man im Alter nicht nur zielstrebiger, sondern auch skrupelloser? Mir fällt noch ein, dass sie sich verdünnisiert haben, als der Wolfi anrauschte. Also doch ein gewisser Respekt vor der Polizei, oder war das die alte allgemeine Antipathie gegen den Jägerlateiner? Automatisch greife ich in die Hinterntasche nach einer blauen Schnur, aber die sind restlos aufgebraucht. Darum schneide ich ein paar neue von der Rolle im Schafstall und lege eine davon um den Handschuh herum zum Heubüschel, also der Geflügelbraterei. Auch die anderen Gegenstände verbinde ich per Stück Schnur mit der imaginären Hendlbude. Langsam lichtet sich das Kuddelmuddel. Wie blaue Sonnenstrahlen zeigen die Schnüre auf die Verdächtigen. Bleibt noch die Drogenmafia, die arbeiten mit Abschreckung. Schaut’s her, wer uns betrügt oder nicht spurt, den durchbohren wir mit seinen eigenen Werkzeugen. Auch wenn der

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