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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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warm. Ich kroch ein Stück vor und drehte mich schließlich so, daß ich über den Graben hinweg auf die Straße schauen konnte, die vor mir als graues, leeres Band entlanglief.
    Einsamkeit umgab mich. Ich kam mir verlassen vor. Ich war reingelegt und ausgeschaltet worden. Da half kein Fluchen, kein Ärgern, es war nun mal so.
    Aber ich mußte weiter. Ich durfte auf keinen Fall hier liegenbleiben und mich ausruhen. Die Worte des Diplomaten hatte ich nicht vergessen. Er würde sich rächen und den Henker zunächst leiden lassen. Und er würde außerdem all diejenigen töten, die es wagten, Cresson zu beschützen. Davon war ich weit entfernt, nicht aber meine Templer-Freunde. Ich ging davon aus, daß die beiden Afrikaner Cresson hatten fahren lassen. Sie wollten ihn ja quälen und an seiner eigenen Angst vergehen lassen. Und sie waren durch ihre verfluchte Voodoo-Magie so stark, um alle Hindernisse überwinden zu können.
    Wie viele Kilometer lagen noch vor mir, bis ich Alet-les-Bains erreichte?
    Ich konnte mir darauf keine Antwort geben und dachte daran, daß es zu viele waren. Dennoch wollte und konnte ich nicht auf diesem verdammten Feld liegenbleiben. Ich mußte mich aufraffen und losziehen.
    Schwankend, erschöpft, mit Kopf- und Leibschmerzen, aber es blieb mir nichts anderes übrig.
    Außerdem gab es da noch den Begriff Glück. Die Strecke nach Alet-les-Bains war nur wenig befahren. Ich setzte meine Hoffnung trotzdem darauf, daß ein Autofahrer Mitleid bekam und mich einsteigen ließ – wenn er mich sah.
    Ich raffte mich auf, mußte mich jedoch mehrmals abstützen, sonst wäre ich gefallen. Auf dem unebenen Untergrund blieb ich breitbeinig stehen, schwankend, nach einem Halt suchend, den es nicht gab. Den Graben konnte ich nicht überspringen. Ich durchkletterte ihn und war froh, endlich Asphalt unter den Füßen zu spüren, der mir doch einen gewissen Halt gab.
    Erst jetzt kam mir der Gedanke, nach meinen Waffen zu forschen.
    Es gab mir Mut, als ich die Beretta fand. Der Leibwächter hatte sie mir nicht abgenommen. Ein Fehler?
    Darauf hoffte ich, aber noch war es nicht soweit. Die ersten Schritte fielen mir schwer. Ich schaute nach unten und beobachtete zunächst den eigenen Schatten. Dann blickte ich in die Weite vor mir, wo die Luft im Licht der klaren Sonne tanzte, aber die Häuser von Alet-les-Bains waren noch nicht zu sehen.
    Wie zum Hohn erschien wenig später eine Bushaltestelle. Ich überlegte, ob ich auf den Bus warten sollte, doch das dauerte mir zu lange, deshalb schleppte ich mich weiter. Immer der Straße folgend, in der Hoffnung, bald an das Ziel zu gelangen.
    Die Beine und Füße waren schwer. Oft genug schleiften sie über den leicht angerauten Straßenbelag, und ich kam mir vor wie ein Bär.
    So wurden Helden gemacht, aber sehr traurige, wie ich einer war. An die Stille der Landschaft hatte ich mich gewöhnt. Ich lauschte meinem Atem und den Tritten. Fremde Geräusche würden mir sehr schnell auffallen. In der Tat hörte ich eines.
    Ich baute mich am Straßenrand auf, drehte mich um und schaute einem Wagen entgegen, der in meiner Richtung fuhr. Ich hob beide Hände und hoffte. Vergeblich. Der Wagen rauschte an mir vorbei. Und der Fahrer lachte mir sogar noch zu.
    Den Fluch, den ich dem Fahrzeug nachschickte, hörte der Fahrer zum Glück nicht. Er hätte ihm bestimmt das Lachen verdorben.
    Dann kam ich auf die Idee, mal nach der Zeit zu sehen. Die Zeiger der Uhr verschwammen, ich mußte schon genauer hinschauen und stellte fest, daß der Nachmittag weit fortgeschritten war. Die Sonne bewegte sich in Richtung Westen. Ich ging weiter. Immer am Rand der Straße entlang. Ich wollte dabei meine Gedanken ausschalten und einfach nur gehen. Die Beine in Bewegung halten, die mich irgendwann ans Ziel brachten.
    Ein Dröhnen schreckte mich aus meinem Tran. Sofort hämmerten die kleinen Bohrer in meinem Kopf stärker. Ich drehte mich mühsam um und entdeckte hinter mir ein Ungeheuer, einen modernen Saurier.
    Dabei war es nur der normale Linienbus. Der Fahrer hatte mich gesehen, und er hatte nicht nur gehupt, er war auch dabei, seine Geschwindigkeit zu senken. Für mich der Beweis, daß er stoppen wollte.
    Ich blieb stehen. Der Busfahrer hatte die Bremse bereits betätigt. Ich hörte das Zischen, und dann stoppte der Bus direkt neben mir. Die Tür öffnete sich, ich konnte einsteigen, und die großen Augen des noch jungen Fahrers schauten verwundert zu, wie ich mich in das Fahrzeug hineinquälte. Zum Glück

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