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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gab mir eine Stange Halt.
    »Himmel, was ist denn mit Ihnen los?«
    Ich stöhnte, verzog das Gesicht und gab die Antwort ziemlich krächzend.
    »Ich glaube, ich habe mich verlaufen.«
    »Das ist gut. Wo wollen Sie denn hin?«
    »Alet-les-Bains.« Ich legte eine Handvoll Kleingeld hin.
    »Merci.«
    Der Bus war beinahe leer. Nur im hinteren Bereich saßen zwei ältere Frauen und unterhielten sich leise. Ich suchte mir einen Platz in der Mitte aus und ließ mich erschöpft in den Sitz fallen. Erst als ich saß, startete der Fahrer.
    Ging es mir gut?
    Nein, aber es ging mir besser. Ich brauchte nicht mehr zu laufen, und ich konnte darauf hoffen, bei meinen Templer-Freunden die richtige Behandlung zu finden, wobei ich Cresson und eigentlich uns allen die Daumen drückte, daß sich Okuba bisher mit seiner Rache zurückgehalten hatte.
    Über meine nächsten Gedanken mußte ich selbst grinsen. Im wilden Westen war der Held immer auf einem Pferd in die Stadt geritten. In SF-Filmen kam er im Raumschiff oder durch ein Schwarzes Loch, wie auch immer.
    Ich aber fuhr mit dem Bus, obwohl ich ihn auf dem Fahrplan übersehen hatte.
    Nun ja, Helden sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren…
    ***
    Er hatte es geschafft, aber Cresson hatte sich nur wenig beruhigen können. Zumindest war die große Furcht verschwunden, und er hatte auch das Refugium der Templer gefunden, wo der Abbé ihn schon vor der Haustür begrüßt und auch in die Arme geschlossen hatte. Dann aber hatte er die Frage gestellt, vor der sich Cresson fürchtete.
    »Wo ist John Sinclair?«
    Der Henker schaute den Templer an. Er wollte reden, konnte aber nicht.
    Er schluckte, und Bloch merkte sehr schnell, daß mit seinem Besucher etwas nicht stimmte.
    »Kommen Sie erst mal rein.«
    Er führte seinen Gast in den kühlen Flur und dann durch bis zu seinem Arbeitszimmer, wo Cresson auf einem Stuhl Platz fand und ins Leere starrte.
    Jemand brachte Wasser. Cresson trank, hatte den Kopf dabei angehoben und hätte den Knochensessel sehen müssen, was wahrscheinlich auch der Fall war, aber er schaute einfach hindurch oder an ihm vorbei. Er leerte das Glas, goß nach und trank wieder.
    »Geht es Ihnen jetzt besser?«
    »Ja.«
    »Das ist gut.«
    Cresson hob die Schultern. »Wir haben wohl beide versagt, John und auch ich.«
    »Lebt er denn?«
    »Das hoffe ich.«
    Der Abbé blieb ruhig. »Sehr hoffnungsfroh hat das aber nicht geklungen.«
    »Das weiß ich.« Cresson senkte den Kopf, schüttelte ihn und flüsterte dann. »Ich werde in dieser Nacht sterben.«
    Bloch hatte die Worte sehr wohl gehört, ging aber nicht auf sie ein, sondern wollte wissen, was auf der Fahrt in den Ort geschehen war, und Auguste antwortete mit einem schlichten Satz: »Wir sind überfallen worden!«
    »Was? Von wem?«
    »Von zwei Afrikanern, Abbé. Von denen, die die Rache wollen. Ich war ein Feigling. Ich war nicht mehr so gut wie noch vor einem Jahr, als ich Sie aus dem Wasser fischte. Diesmal habe ich nicht eingreifen können, um John aus der Patsche zu hauen…«
    »Wissen Sie, Auguste, Sie dürfen das nicht so eng sehen. Es waren sicherlich andere Verhältnisse als damals in Paris.«
    »Das stimmt«, gab er zu.
    »Würden Sie mir genau berichten, was Sie auf der Straße erlebt haben?«
    »Das werde ich.«
    »Sie können sich Zeit lassen, Auguste, wir sind hier sicher und auch unter uns!«
    Cresson hob den Kopf. »Sicher?« flüsterte er und gab sich selbst die Antwort. »Nein, wir sind auf keinen Fall sicher, Abbé. Man ist vor dem Beil nie sicher. Wenn die anderen es gewollt hätten, dann wären John und ich schon längst tot.«
    »Aber sie wollten es nicht?«
    »So ist es.«
    »Kennen Sie den Grund?«
    »Der wurde uns genannt«, murmelte Cresson, »eigentlich mir, weil es mich ja etwas anging. Ich soll nicht sofort sterben, sondern Todesqualen erleiden, wie es meine Opfer damals getan haben. Wenn ich darüber nachdenke, finde ich es sogar irgendwie gerecht. Ich war eine Mordmaschine, ich war ein…«
    »Bitte, drücken Sie die Emotionen zurück. Bleiben Sie bei der Sache, Auguste.«
    »Von Beginn an?«
    »Gern.«
    Cresson überlegte. Er faltete die Hände zusammen wie jemand, der betet. Während er sprach, schaute er den Abbé nicht an. Er schämte sich, er redete ins Leere und über den Tisch hinweg, aber er ließ keine Einzelheit aus, und Bloch hörte gespannt zu, später auch weniger sorgenvoll und erleichtert, weil er einfach davon ausging, daß sein Freund John Sinclair nicht tot

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