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Henkerin

Titel: Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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seinem Gegner nicht machen. Hinter sich hörte er, wie sich die Klingen kreuzten. Der Kampf hatte begonnen.
    »Haltet Euch dicht bei mir, Wendel!«, rief Antonius schnaufend. »Dann geschieht Euch nichts.«
    Im selben Augenblick hob Wendels Gegner das Schwert. Wendel duckte sich zur Seite, wie er es von seinem Waffenmeister gelernt hatte, und entging dem tödlichen Hieb. Er setzte zum Gegenhieb an, doch sein Angreifer war nicht minder geschickt und wich ihm aus.
    Der nächste Hieb fuhr auf Wendel zu; wieder brachte er sich im letzten Moment in Sicherheit. Er wagte einen schnellen Blick über die Schulter zu Antonius, der seinen Widersacher inzwischen gegen die Hauswand gedrängt hatte. Der Mann war so gut wie tot, Antonius würde nicht lange fackeln.
    Gleich haben wir es geschafft, dachte Wendel. Er machte eine leichtfüßige Drehung, als der Angreifer sich ein drittes Mal auf ihn stürzen wollte.
    Der Mann hatte augenscheinlich nicht mit Wendels Ausfall gerechnet, er schaffte es nicht auszuweichen, die Klinge streifte ihn am Hals. Der Hieb war nicht besonders fest gewesen, doch Wendels Klinge war scharf. Blut spritzte in hohem Bogen aus der Wunde; der Fremde hielt entsetzt in der Bewegung inne und fasste sich mit der linken Hand an den Hals.
    Wendel wusste, dass er nur noch einmal zustechen musste, um den Gegner kampfunfähig zu machen, und zwar so schnell wie möglich, bevor dieser wieder zur Besinnung kam. Doch plötzlich konnte er sich nicht mehr bewegen. Wie in einem bösen Traum stand er da und starrte wie gebannt auf das Blut, das aus dem Hals des Angreifers spritzte. Ein grauenvoller Laut drang an sein Ohr, ein Schrei, der ihm durch Mark und Bein ging. Das Geräusch kam näher, und Wendel begriff, dass es kein menschlicher Schrei war, sondern das gequälte Jaulen eines Hundes, das nun in angriffslustiges Bellen überging. Von irgendwoher musste sich eine fürchterliche, mordlustige Bestie nähern.
    Der Angreifer hatte sich inzwischen von seinem Schreck erholt. Entschlossen hob er das Schwert.
    Wendel sah, wie er zum Hieb ausholte, doch er war unfähig, auch nur einen Finger zu rühren. Fassungslos starrte er auf das Blut, das immer noch aus der Halswunde seines Gegners spritzte. Warum hörte niemand außer ihm das schauderhafte Bellen? Warum machte niemand Anstalten, sich vor der näher kommenden Bestie in Sicherheit zu bringen? Am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten, um das Bellen nicht mehr hören zu müssen.
    Wendel sah, wie das Schwert auf ihn niederfuhr. Das Bellen war jetzt so ohrenbetäubend, dass er glaubte, ihm müsse der Schädel zerspringen. Im selben Moment begriff er, dass die Bestie nicht draußen in der Gasse war, sondern in seinem Kopf. Er stöhnte. Dann wurde es dunkel.
***
    Sie waren am Fuß der Adlerburg angekommen, müde, verschwitzt und durstig. Eberhard von Säckingen hielt eine Hand schützend über die Augen, um besser hinaufsehen zu können. Was mochte ihn dort oben erwarten?
    In der Mittagsonne sah die Adlerburg besonders düster und respekteinflößend aus. Wie ein fremdartiges Gewächs streckten sich die vielen Türme und Zinnen in den blauen Himmel. Die hohen Mauern wirkten fast schwarz im blendenden Licht, keine Fensterluken waren zu erkennen. Von Säckingen senkte den Blick und schnalzte mit der Zunge, sein Pferd fiel sofort in einen langsamen Trab.
    Hart klangen die Hufe auf dem Pflaster des Burghofes. Während sich seine Männer auf die Verköstigung stürzten, leerte er selbst nur einen Becher Wasser und rannte hinauf zum großen Saal.
    Der große Marmorthron stand verlassen im Dämmerlicht. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, Fackeln zu entzünden, und die schmalen Fenster ließen nur wenig Tageslicht herein. Wie lange der Graf ihn wohl schmoren lassen würde? Unruhig trat von Säckingen von einem Fuß auf den anderen und wartete darauf, dass sein Herr sich herabließ, ihm eine Audienz zu gewähren.
    Endlich flog die Tür krachend auf, de Bruce marschierte mit knallenden Schritten über den blank polierten Boden, gefolgt von seinen Wolfshunden, deren Augen bösartig funkelten. Von Säckingen fiel auf die Knie und verneigte sich tief.
    »Kommt näher, Säckingen. Zeigt mir, was Ihr für mich habt!« De Bruce hatte es sich bereits auf seinem Stuhl bequem gemacht. Erwartungsvoll beugte er sich vor und stützte die Arme auf die Oberschenkel.
    Von Säckingen erhob sich und trat vor seinen Herrn. »Das ist der Versager, Herr.« Er hielt Dietrichs Kopf hoch. »Dietrich,

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