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Henkerin

Titel: Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Händler einfacher Herkunft, auch wenn der Preis noch so gut war. Erhard Füger gehörte zur Zunft der Karcher, der Fuhrleute und Wirte. Er nannte eine kleine Weinstube sein Eigen. Geschäfte machte er aber vor allem mit dem Verkauf von Wein, dem von seinen eigenen Weinbergen, aber auch von solchem, den er aus anderen Gegenden bezog. Seine Weinberge ließ er gegen Lohn von Husern bearbeiten. Die Familie Füger war wohlhabend, sie besaß einen geräumigen, gut gefüllten Weinkeller und sogar eine eigene Kelter, die direkt neben dem großen Wohnhaus beim Oberen Tor lag.
    Wendel war der einzige Stammhalter der Familie Füger – und stolz darauf, nicht nur ein trefflicher Geschäftsmann zu sein, sondern auch dieselbe Leidenschaft für Wein zu besitzen wie sein Vater. Darüber hinaus hatte er schon mehrfach großes Verhandlungsgeschick bewiesen, wenn es um schwierige Kundschaft ging. Sein Meisterstück war zweifelsfrei der Vertrag mit drei Esslinger Weinstuben, die in den kommenden Jahren nur Füger’schen Wein ausschenken würden und ihn dafür ein gutes Stück billiger bekamen. Der Gewinn war zwar nicht so hoch wie beim Verkauf in der eigenen Schenke, aber sie hatten beim Esslinger Weinhandel einen Fuß in der Tür, und dafür hätte Wendels Vater sogar gänzlich auf Gewinn verzichtet. Ihm machte es Freude, den Esslingern eins auszuwischen.
    Wendel konnte das nicht verstehen. Was brachte es, jemanden zu ärgern? Bei der nächsten Gelegenheit würde dieser es einem heimzahlen wollen. Und das führte nur zu weiterem Ärger.
    Wendel schüttelte seine braunen Locken, grüßte den Huser und seine Knechte, die mit der Haue über der Schulter den schmalen Weg zur Sommerhalde hinaufgestiegen kamen, saß auf und ritt zurück in die Stadt. Dort warteten die Wagen auf ihn. Seit Wochen freute er sich auf die Reise, die ihn erst zur Adlerburg und dann nach Esslingen führen würde. Ottmar de Bruce hatte zehn Fass Traminer bestellt, die Esslinger bekamen genauso viele. Zwanzig Fässer, fünf Wagen, zehn erfahrene Söldner als Schutz.
    Wendel selbst trug nur ungern Waffen, aber auf Reisen blieb ihm keine Wahl. Ganz anders als Ottmar de Bruce, der bekannt war für seine Rauflust und seine Geschicklichkeit mit dem Schwert. Manch böse Zunge tuschelte hinter vorgehaltener Hand, auf der Adlerburg gehe nicht alles mit rechten Dingen zu und de Bruce bräche immer wieder den Landfrieden. Wendel gab nichts um diese Gerüchte. Ottmar de Bruce war ein guter Kunde, der viel bestellte und pünktlich zahlte. Vor allem aber liebte de Bruce wie er selbst Gesang und Spiel. De Bruce verstand es zweifellos zu leben, zu feiern. Derb ging es zu, die Scherze des Grafen waren nichts für die Ohren von Mönchen, Kindern oder Jungfrauen. Aber genau das war es, was Wendel so reizte: ein wenig vom Weg der Tugend abzuweichen. Gerade so viel, dass der Herrgott nicht zürnte.
    »He-Ho!«, rief Wendel, als er auf das Obere Tor zupreschte. Die Wachen winkten ihm zu, er nahm sein Pferd in den Schritt zurück, um niemanden in Gefahr zu bringen. Gemächlich ritt er über die Krämerstraße, grüßte hier und dort, bog nach links und stieg just in dem Moment vom Pferd, als sein Vater vor das Haus trat. »Es gibt einen vorzüglichen Wein in diesem Jahr, Vater!«, rief er.
    »Wenn nur der Frost im Herbst nicht zu früh kommt.« Erhard Füger blickte in den klaren Morgenhimmel, als könne er das zukünftige Wetter in der Luft ablesen.
    »Ach Vater, wer will denn etwas von Frost hören an so einem herrlichen Sommermorgen!«
    Erhard Füger lächelte, doch rasch wurde er wieder ernst. Er nahm Wendel beim Arm und führte ihn hinüber zur Kelter, unter deren ausladendem Dach es still und schattig war. Die schweren Balken schwitzten den säuerlichen Duft gepresster Trauben aus, der sich tief in das Holz gefressen hatte. »Mein Sohn«, begann Erhard, »bevor du auf die Reise gehst, muss ich mit dir reden. Du bist mein ganzer Stolz und wärest der Stolz eines jeden Vaters.«
    Wendel errötete, aber gleichzeitig beschlich ihn der Verdacht, dass sein Vater etwas Unangenehmes mit ihm besprechen wollte.
    »Du bist dreiundzwanzig Jahre alt. Als ich so alt war ...«
    Jetzt dämmerte es Wendel. Natürlich. Die Nachkommen. »... warst du längst verheiratet, und deine Gemahlin hatte dir bereits fünf Kinder geboren.«
    »Von denen nur eins überlebt hat.« Erhard holte tief Luft. »Gott hat mich schwer geprüft und dafür reichlich belohnt.«
    Wendel stöhnte innerlich. Diesmal schien

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