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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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überlegte, kannte er kaum eine Frau, die nicht auf Max’ Ausstrahlung reagiert hätte. Wahrscheinlich pflasterten Hunderte gebrochener Herzen seinen Weg. Hatten gepflastert, korrigierte er sich. Er dachte daran, dass Max eine gute Figur gehabt hatte, durchtrainiert war er gewesen, kein Gramm Fett zu viel. Im Gegensatz zu ihm. Unwillkürlich biss Florian sich auf die Lippen. Nach wie vor betrachtete er Jana, ihr kurzes dunkles Haar, das ihre markanten Züge so vorteilhaft zur Geltung brachte.
    Unter seinem Blick wurde sie unruhig. Nervös schichtete sie die Schnipselchen in den leeren Aschenbecher und sagte, verlegen lächelnd: »Dumme Angewohnheit.«
    »Hm. Da ist noch etwas, was ich dir erzählen wollte.«
    »Ja?« Jana blickte auf.
    »Der unbekannte Anrufer, du erinnerst dich, war auf Max’ Anrufbeantworter.«
    »Der Typ, der dich Montag früh in der Bahn anrief?«
    »Ja. Er hat Max eine nette Überraschung angekündigt, wenn die Sendung nicht stattfindet.«
    »Garcia?«, stöhnte Jana.
    »Wer weiß. Die Ankündigung der Überraschung klang allerdings eher wie eine Drohung. Könntest du herausfinden, wann er Max auf den AB gesprochen hat?«
    »Wenn das Gerät keine entsprechende Funktion hat, nur über den zuständigen Telekommunikationsdienst. Das ist nicht so einfach.«
    »Wenn der Anruf nach Max’ Tod erfolgte, hat der Typ wahrscheinlich nichts damit zu tun«, überlegte Florian.
    »Schon klar. War Max Kunde bei der Telekom?«
    Florian nickte.
    »Sicher? Ich will kein unnötiges Risiko eingehen und mich ins Netz des falschen Vertragspartners einwählen.«
    »Wie machst du das eigentlich?«
    Jana grinste. »Also gut, Lektion zwei. Mit einem einfachen kleinen Programm. Herunterzuladen von einer ausländischen Website. Damit kann ich die Rechner mancher Telefongesellschaft durchforsten als wären es meine eigenen.«
    »Die Telefonrechnungen, die auf seinem Schreibtisch lagen, waren eindeutig von der Telekom«, sagte Florian. Er seufzte und reichte Jana Max’ Handy. »Könntest du auch die eingespeicherten Nummern und die zuletzt eingegangenen Anrufe überprüfen?«
    »Ich werde es versuchen.« Jana nahm das Gerät und steckte es in ihre große dunkelbraune Handtasche. Sie nahm die Orangenscheibe, die an dem Glasrand steckte, zwischen beide Hände und begann, das Fruchtfleisch von der Schale abzunagen.
    »Willst du nicht lieber zur Kripo gehen?«
    »Die Mail von Mallmann finden sie auch ohne mich, wenn sie Max’ Wohnung durchsuchen, und das Gleiche gilt für den Anruf«, sagte Florian und beobachtete, wie ein Stückchen Fruchtfleisch zwischen ihren ebenmäßigen Zähnen verschwand. »Mach dir darum keine Sorgen.«
    »Aber sie ahnen natürlich nicht, dass der Anrufer sich zuvor schon einmal gemeldet hat, bei dir und bei Max. Besser gesagt, dass er euch gedroht hat.«
    »Richtig.« Es gab inzwischen genug Gründe, die Polizei aufzusuchen, doch danach stand Florian nicht der Sinn. Was ihn bei der Kripo erwarten würde, wären lange Gespräche und eine Menge unnützer Fragen. Damit wollte er seine Zeit nicht vergeuden. Jedenfalls nicht, solange es in seinen Augen nichts wirklich Wichtiges mitzuteilen gab. Natürlich wollte Florian auch seinen Wissensvorsprung wahren, da machte er sich nichts vor.
    Jana beobachtete ihn und verzog die Mundwinkel.
    Vorsichtig legte sie den abgenagten Orangenschnitz auf die Papierschnitzel, die sich im Aschenbecher türmten, und sagte: »Aber warte nicht zu lange.«
    »Hast du Angst, dass mir etwas zustoßen könnte?«
    Jana drehte ihr Glas in den Händen. Florian lächelte. Das warme Gefühl, das sich auf einmal in seiner Brust ausbreitete, gefiel ihm sehr.
    »Den Leiter der Mordkommission kenne ich persönlich«, sagte Jana. »Habe früher öfter für ihn gearbeitet. Datenrecherchen im großen Stil. Wenn der mitkriegt, dass du ermittlungsrelevante Informationen verschweigst oder Gegenstände unterschlägst, wird er ganz schön sauer werden. Er heißt Rössner. Marco Rössner.«
    »Vermutlich hast du recht«, gab Florian zu und sagte: »Wenn du Max’ Handy nicht mehr brauchst, gebe ich es Marianne zusammen mit dem Terminkalender und dem Wohnungsschlüssel zurück. Dann kann sie sofort alles der Mordkommission übergeben. Die brauchen gar nicht zu erfahren, dass ich die Dinge überhaupt hatte.« Florian überlegte. »Die Schwester im Krankenhaus, die Marianne Max’ Sporttasche aushändigt hatte, hat sicher deswegen schon Ärger bekommen.«
    Jana erwiderte nichts. Sie strich sich

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