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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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hinab auf seine Brust, die so dunkel behaart war wie die Fresemanns, ansonsten aber konnte er nur wenig Ähnlichkeit erkennen. Er war mit seinen knapp zwei Metern erheblich größer, seine Haare waren dunkel, aber nicht schwarz, und seine Augen waren grün. Er sagte sich, dass es gar nicht so selten vorkam, dass Kinder einem von beiden Elternteilen so gut wie überhaupt nicht ähnelten.
    Nach dem Duschen gingen sie hoch ins Klubhaus, wo um diese Zeit nicht viel los war. Marie-Louise hatte sich Rührei mit Kräutern bestellt. Sie saß an einem Tisch unmittelbar neben der Terrassentür und blickte erfreut auf, als sie beide hereinkommen sah. »Mögt ihr nicht auch einen kleinen Mittagsimbiss? Den habt ihr euch verdient!« Sie fügte hinzu: »Schönes Spiel, wirklich. Jörg, du schlägst den Ball immer noch wie ein junger Gott. Seid mir nicht böse, dass ich mir schon etwas bestellt habe, aber ich war hungrig wie ein Wolf.« Sie machte eine entschuldigende Geste und lächelte. Florian sah sich nach der Bedienung um und bestellte zwei große Grapefruitschorlen. Fresemann hatte genauso wenig Hunger wie er.
    »Wenn es deinem Fuß wieder besser geht, müssen wir unser Match unbedingt nachholen. Ist es sehr schlimm?« Fresemann sah Marie-Louise besorgt an.
    »Nein, halb so wild.«
    »Spielt Ihr oft zusammen?«, wollte Florian wissen.
    »Erst seit Kurzem und nur hin und wieder mal, aber wenn es nach mir ginge, könnte es durchaus häufiger vorkommen«, sagte Fresemann.
    »Du hast dich ja viele Jahre überhaupt nicht blicken lassen.« Marie-Louises Stimme klang vorwurfsvoll.
    »Ich hatte einfach zu wenig Zeit«, erwiderte er. »Der Job frisst einen auf, du weißt doch, wie das ist.«
    »Woher kennt ihr euch eigentlich?« fragte Florian.
    Seine Mutter runzelte die Augenbrauen, bevor sie nach einem Moment des Nachdenkens antwortete: »Kennengelernt haben wir uns nach einer Theateraufführung vor 35 Jahren. Ich spielte damals in einem Boulevardstück im Millowitsch-Theater. Jörg war in der Kneipe, in die wir nach den Aufführungen häufig eingekehrt sind, zufällig mein Tischnachbar.«
    »Es war Liebe auf den ersten Blick«, sagte Fresemann.
    Marie-Louise runzelte die Stirn.
    »Dann haben wir uns aus den Augen verloren. Ich ging nach Kanada, weil ich dort in einer Firma für Tiefkühlkost ein gutes Jobangebot bekam. Es war ein ziemlicher Karrieresprung für mich.«
    »In Montreal?«, fragte Florian.
    »Ja.« Fresemann und Marie-Louise sahen ihn erstaunt an. »Woher weißt du das?«
    »Intuition.« Florian sah hinaus auf die leere Terrasse. Bis die Klubmitglieder wieder draußen sitzen konnten, würde noch einige Zeit vergehen.
    »Als ich nach Deutschland zurückkam, das war ungefähr zehn Jahre später, arbeitete ich zunächst in Frankfurt. Nach Köln zurück kam ich vor fünf Jahren«, nahm Fresemann den Faden auf.
    »Und wiedergesehen haben wir uns erst kürzlich, hier im Klub«, sagte Marie-Louise.
    Fresemann ergriff ihre Hand und platzierte darüber einen formvollendeten Kuss. »Bitte verzeih, dass ich mich so lange nicht bei dir gemeldet habe.« Er sah sie ernst an.
    Marie-Louises Mundwinkel zuckten, dann lächelte sie.
    Florian beobachtete, wie der Gastronom das Regal hinter der Theke auswischte. Als die Gesprächspause ihm etwas zu lang wurde, wandte er sich an Fresemann. »Der Frischkäse übrigens ist meines Wissens nicht ganz so einwandfrei, wie du vorhin behauptet hast. Ich hörte, er sei toxisch.«
    »Das ist so nicht ganz richtig«, antwortete Jörg Fresemann. »Bei übermäßigem Verzehr, also wenn jemand fünf Packungen oder mehr auf einmal isst, dann kann der Käse Reaktionen hervorrufen, die die Gesundheit negativ beeinträchtigen. Aber deshalb gibt es doch keine Veranlassung, das Produkt vom Markt zu nehmen.«
    »Haben die zuständigen Behörden hierfür ihr O. k. gegeben?«
    »Meinst du, wir würden sonst diese Linie fahren? Wir haben natürlich im Vorfeld unser Produkt ausreichend überprüft und im Labor analysieren lassen« Fresemann sah Florian aufmerksam an. »Du kannst Gift darauf nehmen, dass alles abgesegnet ist.«
    »Hübsch gesagt. Aber egal. Da hat Fresko ja noch einmal Glück gehabt. Und du auch. Hält man in der Regel als Geschäftsführer nicht für alles, was im Unternehmen schief läuft, den Kopf hin?«
    »So ist es«, antwortete er.
    »Aber deiner ist noch dran«, sagte Florian.
    »Und wird es auch bleiben«, entgegnete Fresemann.
    »Du hast ihn doch erst vor zwei Jahren gerettet, oder

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