Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
auffressen, mein kleiner Mathurin.“
Das
glaubte ich ihr aufs Wort.
Zum
Glück erklang in diesem Moment eine Stimme hinter der Tür. „Das Essen ist
serviert.“
Veda
ließ von mir ab. „Wie schade. Dann eben ein anderes Mal.“
Ich
schloss zitternd die Augen, während sie sich anzog und aus dem Schlafzimmer
verschwand. Noch immer ganz benommen schlüpfte ich in die Anzughose und knöpfte
das Hemd zu, das wie ich wusste, Antonio gehörte.
Es
hatte einen großen Brustausschnitt und puffige Ärmel, ähnlich denen, die die
langhaarigen Kerle auf den Covern von Highlander-Romanen trugen.
Kein
Wunder, dass ich alle Erinnerungen an diesen Ort verdrängt hatte. Wo bitte war
ich hier gelandet?
Für
den Rest unseres Aufenthaltes hier würde ich schön bei Isi und Caleb bleiben.
Veda durfte mich nicht mehr allein erwischen, sonst… nein, besser nicht drüber
nachdenken.
Sie
hatte bloß mit mir gespielt, das war alles. Diese Einschüchterung, all das
gehörte sicher zu ihrer Taktik. Was genau sie damit bezwecken wollte, war mir
allerdings schleierhaft. Um ehrlich zu sein, wollte ich es gar nicht wissen.
Kapitel 33
Party der Untoten
In meinem tuntigen Outfit
wankte ich in den Salon. Ich wurde gemustert, jedoch nicht wegen meines
seltsamen Aufzuges. Viele der Männer trugen solche Hemden, einige sogar
Umhänge.
Rund
dreißig aufgebrezelte Vampire standen in Gruppen im Salon, saßen auf unbequem
anmutenden Sofas und betrieben Konversation.
Die
Damenwelt ließ nicht zu wünschen übrig. Eine schöner als die andere, trotzdem
gehörte ich eindeutig zu den jüngeren Semestern. Die meisten waren Anfang
zwanzig und auch wenn ich nur drei, vier Jahre jünger gewesen war, als ich
gebissen wurde, schienen sie doch reifer. Erwachsener.
Ich
kam mir seltsam vor, als würde ich nicht recht in diese Gesellschaft passen.
Auf
der Suche nach Isi schlängelte ich mich durch die blassen Herrschaften.
Eine
junge Frau in einem weißen Kleid erweckte mein Interesse. Sie saß auf einer Art
Holzthron am Kopf des Raumes und obwohl ich sie nicht wittern konnte, weil der
ganze Raum nach Parfums duftete, wusste ich, dass sie der einzige Mensch hier
war.
Immer
wieder wurden ihr hungrige Blicke zugeworfen. Die schicken Kleider und das
distinguierte Verhalten täuschten nicht darüber hinweg, dass dies ein Raum
voller Blutsauger war. Und sie ein ansehnlicher Leckerbissen.
Die
Vampiranwärterin schien nervös und knetete ihre Hände, die in langen weißen
Handschuhen steckten. Verständlich.
Wenn
man ihr mitgeteilt hatte, welche Qualen sie erleiden würde, dann besaß sie
erstaunliche Nerven, nicht einfach aus dem Schloss zu flüchten. Oder war sie
gar nicht freiwillig hier?
Jemand
klopfte mit einem Silberlöffel an ein Glas. Ich fuhr herum. Vedas Anblick ließ
mich erschaudern.
Wo zum
Teufel waren Isi und Caleb? Von mir aus auch Pandora, Lysander, Kassia oder
Dimitri. Himmel, ich wäre schon froh, wenn ich Nero irgendwo sehen könnte, doch
sie schienen alle verschwunden.
„Liebe
Freunde“, begrüßte Veda die Gäste, „ich heiße euch herzlich Willkommen in
meinem Heim. Vielen Dank, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid und teilweise
sogar vom anderen Ende der Welt angereist seid, das bedeutet mir sehr viel. Es ist
ein wundersamer Abend, an dem ich eine neue Tochter gewinnen werde und den ich
mit euch teilen möchte. Begrußt bitte meine geliebte Emilia.“
Sie
deutete auf das Mädchen im weißen Kleid.
Die
Gäste applaudierten. Kein Wunder, Emilia war umwerfend, selbst für einen
Pulshaber eine absolute Schönheit. Die hellbraunen Haare, die in glänzenden
Wellen lagen, die wachen braunen Augen, der ebenmäßige Teint. Fast wie eine
Puppe. Sie musste ungefähr in meinem Alter sein. Nach der Verwandlung würde sie
nicht nur auf ewig jung, sondern noch schöner sein. Ich musste zugeben, dass
ich auf das Ergebnis gespannt war. Trotz all der Aufmerksamkeit und Zustimmung
wirkte die Präsentierte alles andere als glücklich auf ihrem Thron. Eher einsam
inmitten all der Untoten.
„Gabriel
selbst war begeistert von ihr“, erzählte Veda weiter. Dem folgte interessiertes
Getuschel.
Gabriel
ist der Oberste des Rates. In unserer Welt gibt es keine Fürsten oder Könige,
doch Gabriel ist mit Sicherheit das, was einem König am nächsten kommt; seine
Familie bewundert und gefürchtet zugleich. Er hatte schon immer ein Auge für
Schönheit, er war regelrecht süchtig danach. Doch etwas, was er genauso
schätzte, waren
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