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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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gelassen haben. Wenn der Bengel irgendeinen armen Tropf erwischt und ihn kaltmacht, dann werde ich ihn mit Freuden verhaften und vor Gericht stellen lassen. Hoffentlich im Old Bailey.«
    Wieder griff er nach der Karaffe. Wilt schüttelte den Kopf; er konnte nicht glauben, was er hörte.
    »Ganz wie Sie wollen. Also, wie ich gerade sagen wollte, ich habe nie viel von dem modernen Strafrecht gehalten. Als mein Vater noch Friedensrichter war, wurden Mörder gehängt. In Ordnung, die Todesstrafe ist abgeschafft worden, und offen gesagt fand ich das richtig, denn wenn sich ab und zu mal herausstellte, dass irgendein armer Teufel unschuldig war, war da nichts mehr zu machen. Dann kam statt der Todesstrafe lebenslängliche Haft, was wesentlich besser war, und zwar aus drei Gründen. Erstens war es nicht mehr möglich, dass ein Unschuldiger am Galgen gelandet ist. Zweitens bedeutete Lebenslänglich Gefängnis bis zum Tod – und das im Zuchthaus. Harte Arbeit, wie Steine klopfen im Steinbruch oder so. Ich kann Ihnen sagen, das hat noch keinem geschadet. Drittens, und das ist der beste Grund von allen, das Hängen ging immer so verdammt schnell! Kerle, die den Rest ihres Lebens im Kittchen verbrachten, hatten lange Zeit … einige sehr lange …, ihre Verbrechen zu bereuen.
    Das Ganze fing erst an, den Bach runterzugehen, als diese Muttersöhnchen daherkamen. Heißt ›Lebenslänglich‹ heutzutage noch Lebenslänglich? Ganz und gar nicht. Meistens sind es zwölf oder fünfzehn Jahre, und mit dem, was die so ›gute Führung‹ nennen, kann der Abschaum in acht Jahren oder sogar weniger wieder draußen sein. Das ist der Hauptgrund, warum heute so viele Mörder frei herumlaufen.«
    Er griff wieder nach der Karaffe. In dem kurzen Schweigen überlegte Wilt, was er auf diese Tirade antworten könnte, doch Sir George war noch nicht fertig.
    »Und was die verfluchte Regierung angeht … die geben Billionen für so was wie U-Boote aus, oder für Kriege, die überhaupt nichts mit uns zu tun haben, aber haben kein Geld, um Gefängnisse zu bauen. Das ganze Land ist vor die Hunde gegangen. Ja, man kann genauso gut aufgeben und in einem verfluchten Zwinger hausen …«
    Sir George taumelte zu seinem Schreibtisch und begann, irgendwelche Papiere durchzusehen. Wilt hatte keine Lust, noch einen weiteren Ausbruch auszulösen. Er konnte Lady Clarissa und Mrs. Bale in der Küche reden hören. Auf Zehenspitzen schlich er aus dem Arbeitszimmer und die Treppe hinauf, ignorierte die zweifelhafte Sicherheit seines Zimmers und wählte stattdessen das Badezimmer gegenüber. Er hatte nicht vor, weiter mit Ihrer Ladyschaft über Edwards Chancen zu diskutieren, es nach Cambridge zu schaffen. Die waren offensichtlich gleich null. Er würde eine Abschlussprüfung ebenso wenig bestehen, wie er fliegen konnte. Ja, es war ein Wunder, dass er überhaupt seinen Namen schreiben konnte. Wilt schloss die Tür hinter sich ab und machte das Licht aus, für den Fall, dass Lady Clarissa nach ihm suchte.
    Mrs. Bales Bemerkung, seine Gastgeberin sei »rollig«, hatte ihm ganz und gar nicht gefallen. Ja, im Grunde gefiel im die ganze Situation hier ganz und gar nicht. Sobald Edwards Gewehr wieder sicher im Waffenschrank verstaut war, wollte Wilt herausfinden, was der verdammte Kerl eigentlich wollte. Andererseits war er froh, dass er die Videos über Verdun und die Schlacht an der Somme mitgebracht hatte. Vielleicht konnten sie die Aufmerksamkeit des Jungen wenigstens kurzzeitig fesseln – ein großes Gemetzel würde ihm wahrscheinlich gut gefallen. Das Beste daran war, dass Lady Clarissa den Eindruck bekommen würde, dass er den Esel tatsächlich unterrichtete.
    Wilt wartete eine halbe Stunde und ging dann schnell die Treppe hinunter in die Küche. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Mrs. Bale alleine war, fragte er im Flüsterton, wo Lady Clarissa sei, und erfuhr, dass sie sich in ihrem Schlafzimmer mit Martinis volllaufen ließ.
    »Hier ist Ihr Abendessen«, sagte die Haushälterin und stellte einen Teller mit kaltem Huhn und Salat vor ihm hin. »Ihres bringe ich nach oben, wenn sie ruft. Sie ist eingeschnappt, weil ihr Freund aus der Werkstatt immer noch mit Grippe im Bett liegt – aber wahrscheinlich ist das nur eine Ausrede. Jeder weiß, dass er das gründlich satthat, Wochenenden voller Sex, aber ohne Alkohol, weil er sie ja immer fahren muss … Nicht dass ich was für Klatsch übrighätte. Und auch wenn sie insgeheim froh ist, dass ihr Onkel gestorben

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