Henry haut ab: Roman (German Edition)
tödlichen Kombination von Eva, der Viererbande und einem waffenschwingenden Edward. Was sollte er nur tun? Natürlich hatte Eva ihnen diesen Schlamassel eingebrockt, nur um die Mädchen auf dieser verdammt teuren Schule lassen zu können und ihrem eigenen inhärenten Snobismus zu schmeicheln. Warum konnte er sich nicht einfach zurücklehnen und sie das alles regeln lassen?
Inzwischen war Wilt wieder auf der gewundenen, überwucherten Zufahrtsstraße zu Sandystones Hall. Plötzlich blieb er unvermittelt stehen. Einen Augenblick später kauerte er sich hinter den Stumpf eines riesigen Baumes. Hinter einer Kurve vor ihm hatte er Edward erblickt. Der barbarische Bengel trug ein Gewehr, schaute aber glücklicherweise in die andere Richtung, in den Wald auf der anderen Seite des Zufahrtsweges. Kurz darauf knallte ein Schuss, und er hörte etwas schwer auf den Boden fallen. Vorsichtig lugte er um den Baumstumpf herum und sah Edward auf die bedauernswerte Kreatur zustapfen, die er offensichtlich erledigt hatte, was auch immer es sein mochte. Wilt hoffte inständig, dass es nicht diese Philly war, auch wenn Lady Clarissa da womöglich anderer Meinung wäre.
Er wartete nicht länger, sondern schlug sich auf direktem Weg diagonal zu Edward in Richtung Haupthaus durch und vertraute darauf, dass die Kiefernnadeln seine Schritte dämpften. Zwanzig Minuten später kam er aus dem Wald heraus und gelangte auf das, was offensichtlich die hintere Zufahrtstraße war. Als er so dastand und sich umblickte, begannen die riesigen Torflügel sich langsam zu öffnen. Wilt kroch auf allen vieren zu dem auf der anderen Seite des Weges hinüber und versteckte sich dahinter.
19
Als Sir Georges Bentley an ihm vorbeifuhr und die Tore sich langsam schlossen, flitzte Wilt schnell über den Hof dahinter und in die Garage, wo er sich eine Weile versteckt hielt. Jetzt musste er nur noch die Hintertür erreichen, dann wäre er im Haus in Sicherheit. Der alte Bursche war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fuchsteufelswild, weil er bemerkt hatte, dass eines seiner Gewehre fehlte, und er hatte bestimmt die Schüsse gehört, als er gekommen war. Wilt klopfte sich den Staub von der Hose, so gut er konnte, stieg die Außentreppe zur Küche hinauf und trat in den Korridor, der zum Hauptteil des Hauses führte. Er wollte nur noch in sein Zimmer und sich etwas säubern, doch dazu musste er an der Tür des Arbeitszimmers vorbei. Na schön, es blieb ihm nichts anderes übrig. Er ging weiter und stieß auf Sir George, der mit einem Glas in der Hand im Türrahmen stand und ihm mit geradezu leutseliger Miene entgegensah.
»Kommen Sie doch rein, und trinken Sie einen Whisky. Sie sehen aus, als könnten sie einen brauchen. Sie sind wohl gerade eben so Eddies Beschuss entkommen, was?«
Wilt nickte und ließ sich in den nächsten Sessel fallen.
»So könnte man es ausdrücken«, sagte er. Der Friedensrichter schenkte puren Scotch in ein Glas und reichte es ihm. Dann nahm er Wilt gegenüber Platz. »Hat der kleine Dreckskerl auf Sie geschossen?«
»Nein, zum Glück habe ich ihn entdeckt, bevor er mich gesehen hat. Aber irgendetwas hat er getroffen … so wie es sich angehört hat etwas Schweres«, erwiderte Wilt. Er war verblüfft, dass Sir George so entspannt war, obwohl sein Stiefsohn auf dem Anwesen herumlief und auf alles feuerte, was sich bewegte.
»Wahrscheinlich ein Stück Wild, oder ein Wildschwein ist von der Farm hier in der Nähe abgehauen, da züchten sie die. Wir haben immer wieder mal ein oder zwei hier im Wald. Nun, das ist ein Anfang. Mit ein bisschen Glück probiert er’s beim nächsten Mal bei einem Menschen.« Sir George lächelte bei dem Gedanken und zwinkerte Wilt zu, der gerade einen großen Schluck Whisky im Mund hatte und sich beinahe verschluckte.
»Wenn Sie meinen Rat hören wollen«, fuhr Sir George fort und griff nach der Karaffe, »bleiben Sie lieber im Haus, während der kleine Eddie sich da draußen rumtreibt. Nicht, dass er das noch lange tun wird. Bald wird er jemanden umbringen.« Und allen Protesten Wilts zum Trotz füllte Sir George sein Glas noch einmal praktisch bis zum Rand, bevor er sich selbst nachschenkte. »Sie sehen, ich habe ihm eine Falle gestellt, der er nicht widerstehen kann, indem ich den Waffenschrank nicht abgeschlossen habe. Zum Wohl!«
Er hielt einen Moment inne, dann setzte er zu einer Erklärung an: »Sie haben mich auf die Idee gebracht, als sie weggelaufen sind und den Schrank offen
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