Henry haut ab: Roman (German Edition)
mich zum Markt mit, damit ich einkaufen kann. Und ein Fahrrad hab ich auch.«
Er verstummte und schaute die Straße hinunter. Ein Traktor mit einem Anhänger dahinter kam um die Kurve. Der Mann ging über die Straße und hielt ihn in aller Ruhe an. »Ah, Sam! Du bist genau der Richtige. Diese Lady hier musste diesem Typen ausweichen, der fährt, als säße er im Rennwagen, und ist von der Straße abgekommen. Weißt du, dieser Kerl mit dem Riesenlaster? Ihr Auto ist in Vollys Feld gefahren, und sie kriegt es nicht mehr raus. Du bist doch auf dem Weg da runter. Sei ein guter Junge, und nimm sie und diese vier Mädchen mit. Sieh zu, ob du das Auto für sie da rauskriegst.« Er beugte sich etwas näher zu ihm und sagte mit leiser Stimme, so dass Eva ihn nicht hören konnte: »Schätze, es wird sich lohnen.«
»In Ordnung, mach ich doch gern. Sie sind also in den Weizen gefahren, oder, Missus? Sagen Sie Ihren Mädchen, sie sollen auf den Anhänger klettern. Würde nur nicht so gern dem alten Volly begegnen, wenn er rauskriegt, dass sein Weizen plattgefahren ist. Der kann echt sehr ungemütlich werden.«
Zwanzig Minuten später war der alte Ford der Wilts mit Hilfe des Traktors und eines dicken Taus wieder durch die Hecke auf die Straße geschleppt worden, zerkratzt, aber ansonsten nicht allzu schwer beschädigt. Zunächst weigerte sich der Motor immer noch anzuspringen, doch nachdem Sam die Motorhaube geöffnet und ein bisschen herumgestochert hatte, gab er ein Lebenszeichen von sich.
»Ich schlepp sie lieber zu Jim Bodle, damit er sich das mal ansieht«, sagte Sam ihnen. »Der kennt sich mit Motoren aus. Ich nicht.« Also stiegen die Vier wieder auf den Anhänger, und er nahm den Ford ins Schlepptau. Einige Meilen weiter hielt er auf dem Hof einer Tankstelle. Ein Mann in blauem Overall kam aus der Werkstatt, während die Mädchen in dem kleinen Laden daneben verschwanden.
»Was gibt’s?«, fragte er.
»Keine Ahnung. Springt nicht an. Hat keinen Mucks von sich gegeben, bis ich ein bisschen herumgefummelt hab, läuft aber immer noch nicht richtig. Ist ins Weizenfeld vom alten Volly gerauscht, aber ich sehe nichts, was kaputt sein könnte.«
»Was hat er denn in dem Feld gemacht?«
Eva mischte sich ein.
»Ich bin ausgewichen, um nicht totgefahren zu werden«, sagte sie. »Ein riesiger Lastwagen kam uns viel zu schnell aus einer scharfen Kurve entgegen, auf der falschen Seite, also bin ich durch die Hecke gefahren, und dann kam dieser freundliche Herr hier und hat den Wagen herausgezogen.« Während sie sprach, öffnete der Mann namens Jim die Motorhaube und blickte hinein.
»Hier drin seh ich nichts Verkehrtes. Muss unten drunter sein.« Er kniete nieder und leuchtete mit seiner Taschenlampe unter das Auto. Als er wieder hochkam, grinste er. »Wenn du das nächste Mal ein Auto aus einem Feld schleppst, Sam, zieh’s vorwärts statt rückwärts. Du hast den Auspuff mit Erde und Stroh verstopft. Kann ich gleich in Ordnung bringen.«
Eva ging los, um die Mädchen zu suchen. Zwanzig Minuten später, nachdem sie für diverse Dinge bezahlt hatte, die in dem Laden zu Bruch gegangen waren und das meiste von dem, was die Mädchen am Körper versteckt hatten, gefunden hatte, waren sie wieder unterwegs, und Sam und Jim waren jeweils um zwanzig Pfund reicher. Was mehr war, als man von dem Ladenbesitzer sagen konnte, der für den Rest des Tages zumachen musste, um sich von dieser Tortur zu erholen. Beim Wegfahren konnte man die Viererbande auf der Rückbank kichern sehen. Jetzt kannten sie noch eine weitere Möglichkeit, ein Auto vorübergehend lahmzulegen, und hatten jetzt so viel Verspätung, dass sie gezwungen waren, irgendwo zu übernachten. Dieser Urlaub übertraf jetzt schon alle ihre Erwartungen und war mit Sicherheit eine Million Mal besser als der langweilige alte Lake District.
*** »Bravo Two-Zero«; Kriegsfilm 1999. Deutscher Titel: »Hinter feindlichen Linien« (Anm. d. Übersetzerin)
20
Als Lady Clarissa aufstand, fühlte sie sich nach ihrem langen alkoholgetränkten Schlaf ein wenig besser, und während sie ins Badezimmer ging, dachte sie darüber nach, wie sich viele ihrer Probleme von selbst lösten. Jetzt musste sie nur noch George dazu bringen zu erlauben, dass Onkel Harold auf dem Anwesen beerdigt würde, und sie hätte kaum noch etwas, worüber sie sich Sorgen machen musste. Jetzt, wo Henry Wilt Edward unterrichtete, würde Edward es bestimmt auf ein College in Cambridge schaffen. Und nach dem, was
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