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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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zur Vordertür kommt, ein Vertreter ist, und will ihn verjagen. Aber kommen Sie doch erst einmal mit in die Küche. Ich habe gerade eine Kanne Tee aufgesetzt.«
    »Danke, ich würde mich über eine Tasse Tee sehr freuen. Und vielleicht etwas Limonade oder Saft für die Mädchen? Aber sollte mein Mann hier nicht irgendwo sein, wenn er nicht bei Edward ist? Und Lady Clarissa?«
    »Im Bett, fürchte ich«, sagte Mrs. Bale, als sie den Flur entlanggingen, während die Vier ihnen folgten und die alten Bilder an den Wänden bestaunten.
    »Im Bett? Warum denn? Mit wem? Was ist denn los?«
    »Na ja, ich will ja nicht tratschen … aber Sie werden es ja bald genug herausfinden. Zu viel getrunken, wie immer.«
    »Oh nein! Wie skandalös! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist ja furchtbar. Was sagt denn Sir George dazu?«
    »Oh, der wird bestimmt ein bisschen herumbrüllen und schreien, aber er wird darüber hinwegkommen. Nun machen Sie sich mal keine Sorgen. So etwas passiert halt. Ganz besonders in diesem Haus.«
    »Das ertrage ich nicht! Das ertrage ich einfach nicht!«
    »Bitte regen Sie sich nicht auf, dazu besteht wirklich keine Veranlassung. Ehrlich gesagt bin ich sicher, dass ich vorhin schon etwas gehört habe. Ich denke, sie ist bestimmt jeden Moment aufgestanden und kommt gleich herunter, um Sie zu begrüßen.«
    »Was, Lady Clarissa ist auch im Bett?«, fragte Eva konsterniert und fragte sich verzweifelt, was hier eigentlich vorging. »Haben sie etwa beide zu viel getrunken? Bitte sagen Sie mir nicht, dass sie zusammen im Bett waren …« Sie brach unvermittelt ab, als ihr bewusst wurde, dass die Mädchen mit großem Interesse zuhörten.
    »Was? Natürlich ist Lady Clarissa im Bett. Was dachten Sie denn, von wem ich spreche, um Himmels willen? Oh … ich verstehe. Sie liegt natürlich allein im Bett. Na ja, sofern Sir George nicht bei ihr ist. Was ich stark bezweifele.«
    »Oh, ich komme mir so töricht vor«, klagte Eva, als sie in die Küche kamen, worauf die Vier hinter ihrem Rücken zustimmend nickten. »Aber es tut mir leid, das von Lady Clarissa zu hören.«
    »Na ja, sie hatte gerade erst einen Todesfall in der Familie. Ihr Onkel. Sie hat sich mit Dry Martinis und dergleichen getröstet.«
    »Ach du liebe Güte. Wie schrecklich. Es tut mir leid. Das muss die Trauerphase sein.«
    Mrs. Bale nickte. »Das befürchte ich auch. Morgens, mittags und abends. Ich habe keine Ahnung, wie sie es schafft, sich ihre schlanke Linie zu erhalten. Oder ihre Leber.«
    An dem Punkt gab es Eva auf und trank still ihren Tee. Als sie ausgetrunken hatte, sagte Mrs. Bale: »Ich zeige Ihnen jetzt lieber, wo Sie und Ihre Töchter wohnen werden. Ich finde, Sie haben Glück, dass Sie nicht im Haus untergebracht sind. Da unten ist es viel ruhiger, und ich habe den Kühlschrank und den Herd angeschlossen, auch wenn ich ja hoffe, dass Sie heute hier mit mir zu Abend essen werden. Ihr Mann tut das auch. Ihm gefällt die Atmosphäre im Esszimmer nicht so.«
    »Das freut mich«, sagte Eva. »Ich wüsste ja gern, wo er jetzt ist, wenn er nicht im Bett ist. Was ja nicht der Fall ist«, setzte sie rasch hinzu. »Ich hatte eigentlich erwartet, dass er mich in Empfang nehmen würde.«
    »Als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, ist er gerade über den Rasen zum Teich gegangen und hat sein Hemd ausgezogen. Ich nehme an, er wollte schwimmen gehen.«
    Nachdem Sie das Cottage in Augenschein genommen hatten, entschuldigte sich Eva bei Mrs. Bale, eilte zum See hinüber und überließ die Vier sich selbst, damit sie sich im Wald vergnügen konnten. Bald erblickte sie Wilt, der im Gras lag und las, und eilte aufgeregt zu ihm hinüber.
    »Oh, Henry«, jammerte sie. »Etwas ganz Furchtbares ist passiert.«
    »Ich weiß. Ihr Onkel ist gestorben.«
    »Viel schlimmer. Es sieht aus, als würden die Mädchen endgültig von St. Barnaby’s verwiesen.«
    Wilt sah sie finster an.
    »Wie ich dir schon oft gesagt habe, musste das ja früher oder später so kommen. Sie hätten im Konvent bleiben sollen. Immerhin bin ich dann hier aus dem Schneider.«
    »Und was soll das heißen?«
    »Ganz einfach, dass ich meine Zeit nicht mehr damit verschwenden muss, jemandem die moderne europäische Geschichte zu erklären, der kaum lesen kann und dessen einziges Ziel es anscheinend ist, andere Leute umzubringen. Was, wie der Zufall es will, auch das Einzige ist, was sein Stiefvater mit ihm vorhat.«
    »Du bist einfach selbstsüchtig! Wir sind gerade erst angekommen,

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