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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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niemanden mit dem Namen Wilt unter den Gästen hatte und dass sie sowieso ausgebucht seien und für das Wochenende keine Neuankömmlinge erwarteten. Er hätte seine Familie niemals hier allein lassen dürfen, aber vorhin hatte Eva ihn dermaßen verärgert, dass er die Folgen nicht bedacht hatte.
    Gerade überlegte er, was er als Nächstes tun sollte, als zu seiner Überraschung die Barfrau aus dem Dorf neben ihm Platz nahm.
    »Großer Gott. Was machen Sie denn hier?«, fragte er.
    »Na ja, ich hab ein bisschen Freizeit, wissen Sie. Um ehrlich zu sein, ich war zu einem Bewerbungsgespräch in dem Nobelhotel da. Mir steht es bis hier, immer im Pub zu arbeiten und nie jemanden richtig kennenzulernen. Oder zumindest immer nur Männer wie Sie kennenzulernen, die zu geizig sind, ein anständiges Trinkgeld dazulassen.«
    »Ja, hm, also, ich wollte eigentlich gerade gehen. Ich glaube nicht, dass ich noch länger hiersitzen sollte«, sagte er und stand hastig auf.
    »Warum denn? Ist doch alles in Ordnung. Gehen Sie bloß nicht wegen mir.«
    »Oh nein. Das tue ich auch nicht. Ich mache mir allmählich Sorgen um meine Frau und meine Töchter.«
    »Die sind doch nicht krank oder so was?«
    »Oh Gott, nein. Aber ich dachte, sie wären hier im Hotel, und nun stellt sich heraus, dass es nicht so ist und dass sie auch nie hier waren.«
    Als er ihr verwirrtes Gesicht sah, setzte Wilt sich wieder und erzählte ihr die ganze Geschichte.
    »Also sind sie aus Sandystones Hall weggefahren, nachdem auf sie geschossen worden ist, ja? Und dann wollte Ihre Frau unbedingt hierbleiben, aber Sie waren nicht einverstanden damit?«
    »Na ja, es sah verdammt teuer aus. Weiß Gott, was das kostet.«
    »Na und? Sie müssen’s ja nicht bezahlen. Sie sind doch nicht hier.«
    »Theoretisch nicht. Aber wenn sie hier eingezogen wären, hatte Eva damit gedroht, die Rechnung an diese elende Lady Clarissa zu schicken.«
    »Nach allem, was man hört, hätte sich diese Lady Clarissa das doch mit Leichtigkeit leisten können.«
    »Ah, aber wenn sie sich geweigert hätte, was dann?«
    »Sie meinen, Sie bleiben auf einer gigantischen Hotelrechnung sitzen? Oder besser, Sie wären auf einer gigantischen Hotelrechnung sitzengeblieben, wenn ihre Frau und Töchter hier wohnen würden. Hier. Wo sie nicht wohnen«, sagte die Barfrau und wünschte sich inzwischen, sie wäre nach dem Bewerbungsgespräch gleich nach Hause gegangen.
    »Schlimmer noch, Eva hat gesagt, sie würde die Gadsleys verklagen, wenn sie nicht bezahlen. Und dann würden die die erfahrensten und teuersten Anwälte einschalten. Und wenn wir verlieren würden, was nur allzu wahrscheinlich ist, würden uns die Kosten in den Ruin treiben. Ja, es ist nicht nur wahrscheinlich, es ist verdammt sicher. Und was mich an dem Ganzen wirklich sauer macht, ist, dass Eva sich bei diesem verdammten Weib wie verrückt eingeschleimt hat, weil sie dachte, sie sei eine sogenannte Aristokratin, und weil meine Frau ein wahnsinniger Snob ist. Und dann ist sie nicht mal eine Lady!«
    »Nein, hört sich nicht so an.«
    »Sie ist wirklich keine Lady.«
    »Ja, wie gesagt, sie hört sich auch nicht so an«, wiederholte die Barfrau, zunehmend verwirrt.
    Wilt wünschte sich inzwischen, er hätte dieses Gespräch nie angefangen. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, dann sagte die Barfrau: »Ich hab über diesen Teenager mit dem Gewehr nachgedacht. Glauben Sie, er hat einen Waffenschein?«
    »Wahrscheinlich nicht. Andererseits hat sein Stiefvater bestimmt einen. Der hat den ganzen Schrank voll mit den grässlichen Dingern … nicht dass ich gesehen hätte, dass er sie viel benutzt. Einmal ist er damit losgezogen, als ich ihm erzählt habe, dass ich einen Wohnwagen auf dem Grundstück gesehen habe und eine Frau, die Wäsche aufgehängt hat. Da hat er ein Gewehr mitgenommen, weil er irgendwie besessen davon ist, alle Eindringlinge zu verjagen. Allerdings hat er das Ding nicht abgefeuert.«
    »Schließt er den Schrank immer ab?«
    »Damals hat er es nicht getan. Ich bin aber nicht dageblieben. Ich mag keine Waffen.«
    »Worauf ich hinauswill, ist die Tatsache, dass er den Waffenschrank offen gelassen hat und dass jeder x-Beliebige eins von den Gewehren hätte mitgehen lassen können, als Sie weggegangen sind – hört sich an, als wären es viele.«
    »Ich hab die verwünschten Dinger nicht gezählt, aber ich würde sagen, ein Dutzend, vielleicht auch mehr«, antwortete Wilt. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Spielt keine

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