Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
Vom Netzwerk:
Sophie. »Ihr wärt ein Traumpaar.«
    »Sind wir aber nicht. Und jetzt lass uns über was anderes reden.«
    Sophie nahm meine Hand: »Und? Wirst du ihn wiedersehen?«
    »Natürlich NICHT! Genau das unterstellt mir Jürgen ja!«
    »Aber anrufen? Jetzt? Hier?! Danke fürs Konzert sagen? Ein frohes neues Jahr wünschen?«
    »Nein, nein«, sagte ich schnell. Meine Hände kribbelten vor Aufregung.
    Sophie wählte bereits die Auskunft. »Christian Meran in Wien bitte. Ja, stellen Sie durch.«
    »NEIN! Mach das nicht! Lass das!« Mein Herz raste. »Ich werde NICHT mit ihm sprechen.« Ich schüttelte meine Hände, als hingen tausend giftige Ameisen daran. Ich würde den Hörer nicht nehmen!
    Sophie zuckte enttäuscht die Schultern: »Besetzt.«
    Ich war so erleichtert, dass mir die Tränen kamen.
    Als ich mit Caspar und den Kindern nach Hause kam, stand Jürgen mit meiner Mutter im Vorgarten. Sie schienen in einer wichtigen Besprechung zu sein. Opa Dietrich saß wie immer in seinem Sessel vor dem Fernseher mit abgedrehtem Ton. Ich sah seinen Hinterkopf durchs Fenster.
    »Aha!«, sagte meine Mutter mit stechendem Blick. »Da kommt ja unsere Ausreißerin.«
    »Ich bin doch nicht ausgerissen!« Fröstelnd half ich den Kindern aus den Kindersitzen und hievte sie aus dem Auto. Jürgen stand tatenlos daneben und kratzte sich am Ellbogen. Sein Gesicht sah aus wie drei Tage Regenwetter.
    »Dabei hättest du allen Grund dazu«, sagte meine Mutter. »Kinder, marsch ins Haus. Hände waschen, hinsetzen, beten. Die Oma hat gekocht, weil es ja sonst keiner tut.« Ja, ja. Ich war eine Herumtreiberin, die sich mit ihrer besten Freundin einen angesoffen hatte.
    »Wir haben keinen Hunger!«, rief Paul, der einen Bogen um sie schlug wie ein Hase, um ins Haus zu gelangen.
    »Wir haben bei Sophie Kakao und Kuchen bekommen«, riefen die Zwillinge. »Und Vanillekipferl!«
    Caspar ging ganz selbstverständlich mit ihnen ins Haus, nicht ohne mir einen verständnisvollen Blick zuzuwerfen.
    »Das ist mal wieder typisch unsere Lotta!«, sagte meine Mutter so laut, dass es die Blätter harkende Frau Ehrenreich hinter ihrer Hecke bestimmt auch noch mitbekam. »Die Kinder mit Süßigkeiten vollstopfen und ihnen den Appetit aufs Abendessen verderben.«
    »Wir hatten nur einen netten, gemütlichen Nachmittag«, erwiderte ich lasch. »In einer harmonischen Atmosphäre!« Davon würde ich wieder wochenlang zehren. Schon jetzt fieberte ich meinem nächsten Besuch bei Sophie entgegen.
    »Du riechst nach Alkohol«, sagte Jürgen. »Bist du okay?«
    »Natürlich bin ich okay. Wir hatten nur ein paar Gläser Glühwein.«
    »Das ist doch ungeheuerlich!«, rief meine Mutter in die benachbarten Vorgärten hinein. »Sie betrinkt sich am helllichten Tag! Als Mutter von DREI Kindern!«
    Ja, ja. Ich war eine kriminelle Alkoholikerin und trieb mich mit einem schwulen Ausländer herum, statt zu Hause meinem zuverlässigen Mann die Socken zu bügeln. In ihren Augen war ich die totale Versagerin. Als ich, beladen mit den Rollmopskisten, die Sophie mir noch für Jürgen mitgegeben hatte, ins Haus gehen wollte, packte Jürgen mich am Arm. »Ich muss mit dir reden.«
    »Und das geht nicht drinnen, wo es warm ist?« Ich stellte die Kisten ab und bog das Kreuz durch. »Was ist los?«
    »Na, da werde ich mich mal taktvoll ins Haus verziehen«, schnarrte meine Mutter. »Und nach den Kindern schauen, weil es ja sonst keiner tut.«
    »Caspar tut es!«, widersprach ich trotzig.
    »Na ja!«, sagte meine Mutter verächtlich und schnaubte durch die Nase. »Ob das der Richtige ist?«
    Mit einem lauten Scheppern schloss sie die Haustür.
    »Was gibt’s?« Ich stemmte die Arme in die Hüften und sah Jürgen nicht gerade herzlich an. Nach der Sache mit der Plastiktüte waren meine guten Vorsätze, ihn ab sofort inniglich zu lieben, deutlich abgekühlt.
    Ich sehnte mich nach einem heißen Bad – allein allerdings. Ich wollte auf keinen Fall die Füße massiert bekommen. Ich wusste nämlich, wohin das führte. Nein danke. Im Moment nicht.
    »Lotta.« Jürgen nahm mich bei den Schultern und schaute mir tief in die Augen. »Ich meine es doch nur gut mit dir. Ich will doch nur dein Bestes!«
    »Ja. Aber so funktioniert das nicht.«
    »Die Sache mit der Plastiktüte gestern war nicht so geschickt, das gebe ich zu. Ich wollte mich rächen.«
    »Ich weiß.« Genervt schaute ich auf meine nassen Schnürschuhe. Ich konnte diese mitleidheischenden Hundeaugen jetzt nicht ertragen. Ein heißes Bad! In

Weitere Kostenlose Bücher