Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
Vom Netzwerk:
Augen. »Und das wird nie wieder vorkommen. Es tut mir LEID, und nun lass es doch endlich auf sich beruhen!«
    »Weißt du eigentlich, was für ein BLENDER er ist, dein Christian Meran?«
    »Bitte! Bitte, Jürgen! Wir sind doch durch mit dem Thema!«
    »Sind wir das? Oder denkt meine kleine Lotta ständig an den guten Bläser?«
    »Jürgen, bitte. Ich versuche es doch.«
    »So. Du versuchst es. Das muss aber schwere Arbeit sein.«
    »Wenn du nicht immer wieder mit dem Thema anfangen würdest, würde es mir viel leichter fallen«, blaffte ich zurück. »Können wir jetzt reingehen?«
    »Nicht, bevor wir die Sache zu Ende besprochen haben.«
    »Okay«. Ich atmete tief durch. Er war verletzt. Tief verletzt. Ich hatte ihn schwer brüskiert. In seiner Mannesehre gekränkt. Seine Autorität untergraben. Unsere Familie gefährdet. Das hatte mein armer Jürgen nicht verdient. Ich war mir übrigens sicher, dass Jürgen in der Nachbarstadt gar nichts getan hatte. Er hatte die Utensilien bloß gekauft und in den Flur gelegt. Um mich zu provozieren. Der verdammte Bäckermeister Gerngroß war an allem schuld! Dieses kranke Hirn hatte unseren Fami lien- und den Kleinstadtfrieden gestört. Dabei gibt es bestimmt viele Kleinstädte, in deren Parkhäusern mal fremdgeküsst wird. Aber Bäckermeister Gerngroß hatte mit seiner Wichtigtuerei einen regelrechten Taifun im Froschtümpel entfacht.
    »Lass uns reinen Tisch machen.« Jürgen bebte vor Entschlossenheit. »Das sind wir unseren Kindern schuldig.«
    Die Kinder hatten eigentlich nichts damit zu tun. Wenn er die Parkhaussache schon meiner Mutter gepetzt hatte, dann doch wohl hoffentlich nicht auch den Kindern!
    »Es kam an Weihnachten einfach ein bisschen viel zusammen«, versuchte ich die Sache noch einmal zu erklären. »Ich war ein bisschen neben der Spur. Erschöpft. Anlehnungsbedürftig. Ich brauchte einen Moment Halt. Es tut mir leid.«
    »Und mir tut es auch leid.« In Jürgens Augen standen Tränen. »ICH will dir Halt geben.«
    »Ja. Beim nächsten Mal.«
    »Nur eines noch.«
    »Was denn jetzt schon wieder?« Ich sah unwillig auf die sich bewegende Hecke. Fast hatte ich das Gefühl, Frau Ehrenreich würde alle Blätter wieder einzeln hinlegen, um länger mithören zu können. »Wirklich, Jürgen, es ist passiert, ich bereue es zutiefst, und je mehr du darauf herumhackst, umso schmerzhafter wird es für uns. Jetzt stehen wir schon eine Viertelstunde im Vorgarten, ich habe eiskalte Füße und würde gern deine Rollmöpse reinbringen. Mit lieben Grüßen von Sophie übrigens.«
    Jürgen schüttelte nur traurig den Kopf. »Verrat mir nur eines: Hast du mit ihm telefoniert? Vielleicht von Sophie aus? Hm??!«
    Ich wurde rot. Ich konnte ja schlecht zugeben, dass dort über eine Stunde lang besetzt gewesen war! Eine ganze Stunde hatte Christian telefoniert. Oder seine Frau. Oder die beiden miteinander. Das versetzte mir einen schmerzhaften Stich. »Nein! Verdammt! Wieso sollte ich?« Ich spürte, wie ich einen ganz heißen Kopf bekam.
    Plötzlich legte Jürgen in scheinbar friedlicher Absicht den Arm um mich und schubste mich Richtung Gartentor. »Ich möchte, dass du einen Spaziergang machst.«
    »Wie jetzt? Ich? Allein?«
    Was WILLST du denn nun? Erst willst du HIER STEHEN, und dann willst du eine AUSSPRACHE, und dann willst du, dass ICH SPAZIEREN GEHE!?
    »Ja. Allein. Du sollst Zeit haben zum Nachdenken.«
    Wie kam er denn zu dieser plötzlichen Einsicht? Er wollte mich wirklich in Ruhe lassen? Ich durfte … einfach so gehen? Und nachdenken? War das Kreuzverhör jetzt beendet?
    »Was ist denn plötzlich in dich gefahren?«
    »Ich möchte nur, dass du dir DAS hier dabei anhörst.« Jürgen hielt mir ein kleines Aufnahmegerät unter die Nase, das er aus seiner Tasche gezogen hatte. Seine Hände zitterten.
    »Was ist das?«
    »Das wirst du schon sehen. Beziehungsweise hören. Dabei kannst du dich von deinem Flötisten innerlich verabschieden.«
    »Du hast das Konzert mitgeschnitten?«
    »Das ist eine Überraschung!, sagte Jürgen geheimnistuerisch.
    Ich bekam Gänsehaut. Mein lieber, guter Jürgen! Er hatte mir eine Freude machen wollen. Ich sollte in aller Ruhe mein Konzert noch einmal anhören dürfen. Wie lieb von ihm! Das war ja doch noch ein verspätetes Weihnachtsgeschenk! Damit wollte er mir zeigen, dass er meine Bedürfnisse verstanden hatte. Was für eine nette Geste! Die ganze Streiterei von vorhin hätten wir uns sparen können. Wir hatten so blöde Sachen

Weitere Kostenlose Bücher