Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
Vom Netzwerk:
Blick. Ich gab ihr zu verstehen, dass sie die Tür von außen schließen sollte. Sie war tüchtig, aber nicht meine Freundin. Meine Beine zitterten, als ich mich im Schreibtischstuhl zurücklehnte. So beiläufig wie möglich sagte ich: »Wie meinen Sie das, Herr Schaumschläger?«
    Schaumschläger drehte sich in seiner knarzenden schwarzen Lederjacke zu mir um: »Nun ja, fast jede Familie schickt ihre Kinder zu Ihnen in die Musikschule. Und die Anmeldungen für nächstes Jahr haben sich verdoppelt …«
    »Ja?« Ich zerbrach fast einen Bleistift vor lauter Nervosität.
    »Und meine Berichterstattung Ihnen gegenüber war ja wohl bis jetzt mehr als … wohlwollend.« Selbstzufrieden nahm er einen weiteren Zug.
    »Herr Schaumschläger?« Meine Hände umklammerten die Schreibtischplatte. »Reden Sie Klartext!«
    »Tja!«, machte Herr Schaumschläger und rauchte erst mal in Ruhe weiter, um die Spannung zu steigern. »Mir ist da was zu Ohren gekommen … Und wenn dem so ist, möchte ich das erste Exklusivinterview.«
    Draußen vor dem Fenster gingen Leute vorbei. Sie steckten die Köpfe zusammen und zeigten nach oben. Was war denn das jetzt? Hatte sich ganz Heilewelt gegen mich verschworen? Das durfte doch nicht wahr sein. Bitte nicht!
    »Wie ich höre, werden Sie sich verändern …«
    Noch hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben. Vielleicht war ihm ja zu Ohren gekommen, dass ich zur Landeskulturministerin berufen worden war oder so was. Dass ich einen Preis bekommen würde.
    »Aber das würde ich natürlich gern aus Ihrem Munde hören, bevor ich darüber berichte.« Justus Schaumschläger wandte mir nun seine Vorderseite zu. Sein dicker Bauch quoll aus dem Hosenbund, und ich betrachtete angewidert sein klaffendes Hemd.
    »Inwiefern verändern?«, fragte ich, Böses ahnend.
    »Na, Sie werden in den Stand der Ehe treten …?«
    Mir verschlug es die Sprache. Zeit gewinnen!, war mein erster Reflex.
    »Wer hat Ihnen denn erzählt, dass ich heiraten werde?«
    »Informantenschutz. Das wissen Sie doch, Frau von Thal gau.« Justus Schaumschläger lachte verschmitzt. »Ich wäre kein guter Reporter, wenn ich meine Quellen preisgäbe.«
    Panik schlug über mir zusammen wie eine riesige Ozeanwelle. Wollte Jürgen auf diese Weise erzwingen, dass ich ihn heiratete?
    »Aber Sie wissen doch, dass ich ehelos glücklich bin!«, versuchte ich zu scherzen. »Warum sollte sich das ändern?«
    »Das möchte ich gern von Ihnen wissen!« Herr Schaumschläger deponierte seinen Hintern auf der Heizung, die unter seinem Gewicht gefährlich ächzte.
    »Ich habe nicht vor, meinen Familienstand zu ändern«, sagte ich leichthin und spürte, wie mein Augenlid zuckte. »Mal ganz abgesehen davon, dass das meine Privatangelegenheit ist.«
    »Nun, das ist es leider nicht. Sie sind in Heilewelt eine öffent liche Person. Über die ich regelmäßig ausführlich berichte.« Schaumschläger ließ den Mund zu so einem breiten Lächeln zerfließen, dass ich seine vergilbten Zahnhälse sah. »Sie sind sozusagen der einzige Promi hier am Ort. Und den habe ich bis jetzt gehegt und gepflegt.«
    »Ja, dann haben Sie eben falsch gehört. Ich werde Jürgen Immekeppel nicht heiraten.« Ich lachte nervös. »Mal davon abgesehen, dass wir längst nicht so ein hübsches Promipaar abgeben wie Brad Pitt und Angelina Jolie oder so …«
    »Oh, nein!« Justus Schaumschläger stieß eine dicke Rauchwolke aus. »Ich rede hier nicht von Jürgen Immekeppel. Darüber hätte ich mich nicht weiter gewundert.« Er verschränkte die Arme, beugte sich vor und starrte mich lauernd an. »Aber wie ich höre, wollen Sie den Flötisten von den Wiener Philharmonikern heiraten.«
    »WAS?!« Der kalte Schweiß stand mir auf der Stirn. Das hatte ich vielleicht zu Sophie gesagt, ganz im Vertrauen! Nach ein paar Gläsern Glühwein! Aber das hatte ich doch nicht ernst gemeint!
    Ich räusperte mir einen Kloß von den Stimmbändern. »Herr Schaumschläger, wir arbeiten jetzt seit Jahren erfolgreich zusammen. Ich MUSS wissen, wer Ihnen diesen Unsinn gesteckt hat.« Ich senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern, wohl wissend, dass Brunhilde Zweifel das Ohr bereits an meine Bürotür gelegt hatte. Es war mir zuwider, mich mit diesem schmierigen Typen verbrüdern zu müssen, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. »War es vielleicht … ein gewisser Bäckermeister? Sie müssen keinen Namen nennen.«
    » Der Gerngroß?« Herr Schaumschläger lachte spöttisch. »Der erzählt so viel

Weitere Kostenlose Bücher