Herbert, James - Die Brut.pdf
schauten sie ihn voller Entsetzen an, dann zeigten ihre Gesichter Ekel und Übelkeit. Nur die Kinder starrten fasziniert zu ihm herüber.
»Verpiss dich, du dreckiger Hurensohn!« schrie ihn die kleinere Frau an. Ihre Begleiterin musterte sie überrascht, als hätte sie die schlimmere Untat begangen.
Der Turnlehrer war die rüden Attacken seiner Opfer gewohnt und wackelte mit dem Po... Er bemerkte den kleinen, blassblau und weiß gespritzten Austin hinter sich erst, als eine Stimme laut rief: »Na warte, Freundchen!«
Der Polizeibeamte in seinem Panda-Streifenwagen war zuerst zu verblüfft, um sofort reagieren zu können. Er befand sich auf einer Routine-Kontrollfahrt durch den Wald, genoss die Stille und wollte zu seinem bevorzugten Pausenplatz, wo er in Ruhe seine Suppe löffeln und seine Sandwiches verspeisen konnte. Vielleicht würde er sich sogar zwanzig Minuten lang ein Nickerchen gönnen. Er war deshalb völlig überrascht, als vor ihm, während der Wagen fast lautlos mit weniger als zehn Stundenkilometern über den unebenen Pfad holperte, plötzlich ein Paar weiße nackte Pobacken in Sicht kamen. Die Hose des Mannes lag auf seinen Füßen, und das Oberteil des Trainingsanzugs war hochgezogen und enthüllte einen breiten, haarigen Rücken. Obwohl es seine Aufgabe war, auch solche Übeltäter zu ergreifen, kam die Situation für den Beamten so plötzlich, dass er im ersten Moment sitzen blieb und nur verblüfft die Szene betrachtete, die sich ihm bot. Dann rutschte sein Fuß von der Kupplung, und der Wagen machte einen Satz vorwärts. Das brachte auch wieder Bewegung in den Fahrer.
»Na warte, Freundchen!« bellte er und stieß die Tür auf.
Andere Worte, die bei der Situation angebrachter gewesen wären, fielen ihm nicht ein.
Brian Mollison warf den Kopf herum - und jetzt war er es, der entsetzt war. Genau das, was er immer am meisten gefürchtet hatte, was ihm ständig Alpträume auch im wachen Zustand bereitete, war eingetreten. Er war in flagranti erwischt worden!
O Gott, was würde seine Mutter sagen? Großer Gott!
Er ließ die Arme sinken und stolperte vorwärts, versuchte gleichzeitig die Hose hochzuziehen und davonzulaufen. Es war sein Glück, dass er stolperte, denn der Polizist wollte ihn gerade an den Schultern packen und griff stattdessen ins Leere. Der eigene Schwung riss den Uniformierten mit sich fort, er fiel über den gebeugten Körper des Turnlehrers und landete unsanft auf den Ellbogen.
In seiner Panik, mit zitternden Gliedern und flatternd vor Angst, gelang es dem Lehrer, den schweren Körper des Polizisten von sich zu stoßen und als erster auf die Füße zu kommen. Er kreischte laut auf, als er die zwei Frauen herbeistürzen sah. Die Untersetzte schwang einen kräftigen Ast, ihr Gesicht zeigte wilde Entschlossenheit.
Brian rannte davon, ehe sie ihre Wut an ihm ausprobieren konnte. Sie holte weit aus und schleuderte den Knüppel hinter ihm her, ehe er zwischen den Bäumen verschwand. Das grobe Holzstück traf seinen immer noch nackten Rücken, und er heulte laut auf, mehr vor Überraschung als vor Schmerz. Doch andererseits trieb es ihn auch weiter, und wenig später hatte ihn der Wald verschluckt. Die beiden Frauen hörten noch eine Weile das Krachen seiner Schritte im Unterholz.
Mollison wusste, dass der Polizist die Verfolgung aufnehmen würde, und seine Augen verschleierten sich vor Selbstmitleid. Wenn man seiner habhaft würde...? Das wäre das Ende seiner beruflichen Laufbahn. Man würde ihn fristlos entlassen. Seine Mutter würde ihm das niemals verzeihen. Kam man für eine solche Tat ins Gefängnis? Man würde ihn mit Sicherheit psychiatrisch behandeln lassen. Diese Schande! Nur noch eine Chance, lieber Gott, gib mir nur noch eine einzige Chance! Bitte - ich werde es auch nie wieder tun.
Er stolperte über eine unsichtbare Wurzel, die offensichtlich auf der Seite des Gesetzes war, fiel auf die Knie und verharrte in zusammengekrümmter Haltung mit vorm Schoß gefalteten Händen - wie im Gebet. Sein Atem ging schwer, und über das dumpfe Pochen seines Herzens hinweg lauschte er auf die Schritte seines Verfolgers.
Bitte, lieber Gott, schick sie nicht hinter mir her! Ich werde von jetzt an alles tun, was du mir befiehlst, werde anständig werden. Dass er seit seinem zehnten Lebensjahr nicht mehr in der Kirche gewesen war und seitdem auch nicht mehr gebetet hatte, störte ihn nicht weiter, und dies war sicherlich auch nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken.
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