Herbert, James - Die Brut.pdf
Mutter-Gott, wie gern würde er dieser Frau ein für alle Mal das Maul stopfen - hatte er mit ein paar groben Worten für den Rest des Tages zum Schweigen gebracht.
Der Unterricht am nächsten Tag erschien ihm unerträglich - entweder durch die Erinnerung an dieses verdammt attraktive Weibsbild im Wald oder durch die wachsende Sucht seiner geheimen Leidenschaft nach immer stärkeren Erlebnissen. Sein Frust dagegen war kaum noch steigerungsfähig. Er wusste, er würde etwas gegen seine Stimmung tun müssen, oder sein guter Ruf an dieser Schule wäre beim Teufel. Also entschloss er sich während der Mittagspause zu einer kleinen Spritztour nach Epping Forest.
Die Fahrt dauerte zwanzig Minuten, doch er hatte eine Freistunde nach der Mittagspause und somit massig Zeit.
Zwar bekam er kein Mittagessen, und seine Mutter - Gott, eines Tages würde er es ihr zeigen - sollte lieber ein ordentliches Abendessen für ihn auf den Tisch bringen, sonst würde es krachen!
Das feuchte Gras durchweichte seine Joggingschuhe, aber er hatte noch ein Ersatzpaar in der Schule, und deshalb störte ihn das nicht weiter. Er musste schnellstens ein Weib finden, konnte es sich heute nicht leisten, wählerisch zu sein. Selbst eine alte Frau würde ihm heute genügen - solange sie nicht seiner Mutter ähnlich sah. Er bog in den Wald, neben einem breiten Pfad, den gewöhnlich Spaziergänger benutzten, und behielt sein Tempo bei.
Seine ungestüme Erwartung verursachte eine halbe Versteifung in seiner Trainingshose...
Brian blieb unvermittelt stehen, als er hinter den Bäumen weiter vorn Gelächter vernahm. Vorsichtig setzte der Sportlehrer seinen Weg fort, beugte den Oberkörper vor und achtete darauf, sich nicht durch das Knacken des Unterholzes oder das Rascheln des Laubes unter seinen Füßen zu verraten. Wieder ertönte Gelächter, und gleich darauf die rufende Stimme einer Frau. Die Bäume und das Unterholz lichteten sich, traten zurück - und Brian fand sich am Rand des Pfades. Er verbarg sich hinter einer dicken Eiche und wartete.
Wenig später sauste ein etwa vierjähriges Kind auf einem Roller vorbei, verfolgt von einem zweiten, etwas jüngeren. Ein Junge und ein Mädchen. Dann war die Mutter nicht weit! Er duckte sich hinter seinen Baum, sein Atem ging plötzlich schwer.
Wenig später sah er sie - zwei Frauen, beide noch recht jung, gegen Ende Zwanzig; die eine ziemlich untersetzt und ohne Kurven, die andere dafür umso interessanter.
Ein wenig stramm vielleicht - aber sonst - wirklich nicht schlecht. Laß sie vorbei und geh ihnen ein Stück nach, vergewissere dich, dass sie keinen Hund dabei haben - ja, Hunde waren eine verdammte Plage! Er hielt die Hand vor den Mund, um seinen heftigen Atem zu dämpfen, und ließ einige Sekunden verstreichen.
Alles in Ordnung? Ausgezeichnet. Es kam niemand mehr. Mit diesen beiden musste er sich ziemlich beeilen.
Ein bisschen vor ihnen herumhüpfen, dann im Wald verschwinden und sich dort abreagieren. Und dann nichts wie zur Schule zurück! Eine allein wäre zwar besser, aber Bettler durften nicht wählerisch sein. Es würde auch mit beiden gehen. Zwar waren die Weiber zu zweit oder zu mehreren mutiger und auch eher bereit, sich später bei den Behörden zu beschweren. Zwei Frauenzimmer hatten einmal sogar Steine nach ihm geworfen. Was ihn gelehrt hatte, sich von Kieswegen fernzuhalten. Doch mit den beiden hier würde er sich nicht lange aufhalten. Sich rasch entblößen - und dann weg. Jesus, sie sollten etwas zu sehen kriegen...
Er huschte vorwärts. Ein hoher Busch versperrte ihm die Sicht. Er richtete sich auf und spähte darüber hinweg.
Unglücklicherweise schaute sich eine der Frauen - die platte, unförmige - genau in diesem Moment um. Er sah, wie sie verblüfft den Mund öffnete und ihr Körper sich versteifte, ehe er sich wieder ducken konnte. Durch eine Lücke im Blattwerk beobachtete er, wie sie etwas zu der anderen Frau sagte, die jetzt ebenfalls zum Busch hin-
überschaute. Abrupt drehten sie sich um und entfernten sich schnellen Schrittes auf dem Weg, wobei sie mit strenger Stimme den Kindern Anweisungen gaben. Er wusste, er würde schnell handeln müssen, denn das Überraschungsmoment war jetzt vertan.
Er sprang in die Mitte des breiten Pfades, ließ die Trainingshose fallen, riss das Oberteil des Anzugs mit beiden Händen hoch und entbot den Frauen, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, seinen üblichen Gruß: »Wie wär's mit einem auf die Schnelle?«
Zuerst
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