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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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der Tür erstreckte. Er drückte sie nach unten, und die Riegel öffneten sich. Michael schob die Finger um die Ränder, und zusammen zogen sie die Tür auf. Ein Schwall kalter, abgestandener Luft erfasste sie. Michael leuchtete mit der Taschenlampe in einen kleinen Raum, der aussah, als wäre er direkt aus dem Fels gehauen worden.
    »Wir müssen los«, warnte Howard nervös. »Ich glaube, es kommt jemand in diese Richtung.«
    »Rein da«, schlug Michael vor. »Selbst, wenn wir uns nur ein paar Stunden drin verstecken, genügt das.«
    Er führte sie in den beengten Raum, dicht gefolgt von Harte und Kieran, Howard und Lorna. Caron bildete das Schlusslicht. Es herrschte eiskalte Temperatur.
    »Leck mich am Arsch!«, fluchte Harte. »Herrgott noch mal!«
    Michael wirbelte herum, wollte nachsehen, was Harte bemerkt hatte. Es ließ auch ihm den Atem stocken. Ein mitleiderregend dürrer, gespenstischer weißer Körper war an die Wand gekettet. Lorna seufzte.
    »Harte, du bist echt nutzlos«, meinte sie. »Das ist eine verfluchte Puppe.«
    »Woher sollte ich das denn wissen? Wo gibt’s schon falsche, an die Wand gekettete Leichen?«
    »In Burgen mit Verliesen«, antwortete Caron. »Hab euch ja gesagt, dass ich Broschüren gesehen habe. Ich glaub, das hier war ein Teil eines Exponats über Schmuggler.«
    »Seid leise und bleibt in Bewegung«, forderte Michael die anderen auf und ging zu einer weiteren Tür voraus.
    »Durchgehen?«, fragte Kieran.
    »Hast du eine bessere Idee?«
    Kieran versuchte, die Tür zu öffnen. Sie bot keinen Widerstand. Vorsichtig betrat er einen schmalen Gang, der abschüssig verlief und eine Kurve nach links beschreib. Er ging weiter, wurde dadurch plötzlich zum ungewollten Anführer, zog die Füße zögerlich über den Boden. Auch dieser Gang schien direkt aus dem Fels gehauen worden zu sein und wurde von rudimentärem Mauerwerk gestützt. Das spärliche Licht ihrer Taschenlampen erhellte nur einen Bruchteil ihrer Umgebung, nur ein Fleckchen der Wände und der niedrigen Decke. Das vermittelte ein unglaublich klaustrophobisches Gefühl. Sogar Geräusche wirkten gefangen, hallten rasch wider, konnten nicht entkommen. Kierans bereits zurückhaltende Schritte wurden noch langsamer, als Nervosität bei ihm einsetzte. In einer Hand hielt er die Lampe, mit der anderen ertastete er den Weg vorwärts.
    »Pst ...«, machte Harte plötzlich und packte Michael an der Schulter. »Halt!«
    Abrupt erstarrten sie, liefen ineinander und standen aneinandergepresst in der Enge. Alle verharrten reglos. Nur ihr Atem war zu hören.
    »Was ist?«, fragte Lorna angespannt. Harte leuchtete ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht.
    »Ich dachte, ich hätte etwas gehört.«
    »Glaubst du, Jas verfolgt uns?«
    »Ich hab auch was gehört«, bestätigte Kieran. »Aber es kam nicht von hinten, sondern von vorn.«
    »Bleibt einfach in Bewegung«, sagte Michael und zwängte sich vorbei, um die Führung zu übernehmen. »Je eher wir hier raus sind, desto besser.«
    Kieran wollte ihm gerade folgen, da hielt er abermals inne. Da war es wieder. Eindeutig ein Geräusch.
    »Warte ...«, sagte er.
    »Jetzt kommt’s«, stieß Howard hervor. »Der Pisser hat uns hier runtergebracht und Jas gesagt, er soll uns folgen. Ich wette, vor uns ist eine Sackgasse.«
    »Und du denkst, ich würde selbst auch gefangen sein wollen? Denk nach, Howard. Nein, ich schwör’s euch, da unten ist etwas.«
    »Ich gehe zurück.« Caron fing an zu stöhnen. Sie wollte sich an Howard vorbeidrängen und umkehren. »Wir hätten nie hierher kommen sollen.«
    »Du gehst nirgendwohin«, widersprach Michael, dessen Tonfall sie sofort zum Verstummen brachte. »Was immer dort unten ist, kann nicht schlimmer als eure Freunde in der Burg sein.«
    »Meinst du?«, murmelte Harte.
    »Wahrscheinlich sind es bloß Ratten oder so«, sagte Howard, der sich bemühte, eine vernünftige Erklärung für das Geräusch zu finden, dadurch aber nur noch mehr Panik stiftete. Bei der Erwähnung von Ratten begann Caron, vor Angst zu heulen. Lorna spürte, dass sie sich wieder in Bewegung setzte, und hielt sie fest.
    »Lass los!«, kreischte Caron und versuchte, sich zu befreien.
    »Hör auf damit, du dumme Kuh!«, fluchte Lorna und schob Caron gegen die feuchte, kalte Wand, um zu verhindern, dass sie davonlief.
    »Wollt ihr wohl leise sein«, forderte Michael von vorne. Er setzte sich wieder in Bewegung und folgte der Kurve des Gangs, bis dieser in einen anderen, wesentlich größeren Raum

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