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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Michael ihr seine Lampe. Der Kadaver versuchte, sie zu ergreifen, aber die knochigen Finger rutschten vom Griff ab. Die Lampe fiel zu Boden. Michael hob sie auf. Die Schultern des Leichnams sackten herab, und er ließ den Kopf und die Hand mit einer Geste sinken, die Michael für einen bizarren Ausdruck von Frustration hielt.
    »Was macht er jetzt?«, fragte Howard.
    »Ich glaube, er gibt auf«, antwortete Michael. »Leck mich am Arsch, es ist fast so, als ob sie zum Ausgangspunkt zurückkehren.«
    »Zum Ausgangspunkt? Wovon redest du?«
    »Seht ihn euch an. Er ist hilflos. Er hat mich nicht angegriffen, und ich glaube, das will er gar nicht. Worauf ich hinauswill, ist, dass der hier mehr Kontrolle über sich hat als alle anderen, die ich bisher gesehen habe. Er scheint nicht mehr kämpfen zu wollen.«
    Die Kreatur bewegte sich, verlagerte die Haltung, und Michael zuckte nervös zusammen. Abermals versuchte sie, die Taschenlampe zu nehmen, aber sie konnte immer noch nicht fest genug zugreifen. Vermutlich spürte sie die Sinnlosigkeit ihrer Handlungen und die Unzulänglichkeit ihrer körperlichen Hülle, und so hob sie stattdessen die Hand an den Kopf, schien beinah auf den Schädel zu deuten.
    »Was macht er denn jetzt?«, fragte Lorna wie gebannt. Alle Gedanken an das, was sich in der restlichen Burg abspielte, waren vergessen. Michael konnte nicht glauben, was er sah. Es klang albern, als er seine Interpretation des Verhaltens des Toten laut aussprach.
    »Ich glaube, er will, dass ich ihn töte.«
    »Du spinnst doch«, meldete sich Harte zu Wort und versuchte, sich vorbeizudrängen, um das verfluchte Monster zu erledigen. Michael hielt ihn erneut zurück.
    »Ich mein’s ernst.«
    Er betrachtete mehrere der anderen verwesenden Gesichter, die sich hinter der ersten Leiche drängten. Alle schienen genauso passiv wie der vorderste Tote zu sein. Michael blieb dennoch auf der Hut.
    »Wie viele sind es?«, murmelte Howard nervös, womit er eine offensichtlich unbeantwortbare Frage stellte.
    »Es könnten Hunderte sein«, meinte Kieran. »Ich glaube kaum, dass Jackson angehalten hat, um die Tür hinter sich zu schließen, als er versucht hat, hier reinzukommen. Das heißt, falls es überhaupt eine Tür gibt.«
    »Na ja, irgendetwas muss es geben«, warf Lorna ein und verfolgte die unregelmäßigen Bewegungen eines anderen Leichnams mit der Taschenlampe. »Sonst würden sie diese Kammer wahrscheinlich ausfüllen, oder?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden«, sagte Michael. Er setzte sich wieder in Bewegung, schob sich an der vordersten Leiche vorbei und bemühte sich, sie tunlichst nicht zu berühren. Der Tote beobachtete ihn, so gut er konnte, folgte seinem Weg mit dem gesamten Kopf, nicht nur mit den Augen, da er jegliche Feinmotorik schon längst eingebüßt hatte.
    Michael bewegte sich auf das ferne Ende der Kammer zu. Die Leichen dort wichen zurück, schienen ihm aus dem Weg gehen zu wollen. Jenseits dieses Raums folgte ein weiterer abschüssiger Gang, schmal und steil. Eine Leiche kroch auf Händen und Knien auf ihn zu. Ihr mitleiderregend langsames, linkisches Vorankommen erklärte, weshalb es so wenige Tote so weit in die Verliese geschafft hatten. Er setzte den Weg fort, dicht gefolgt vom Rest der Gruppe. Schließlich betraten sie einen weiteren Raum, eine Kammer ähnlich der, die sie gerade verlassen hatten. Michael stellte fest, dass sich auch hier Tote befanden. Sie säumten die Ränder des großen Gewölbes. Die meisten schienen sich zu bemühen, möglichst viel Abstand zu den Lebenden zu wahren. Michael fiel auf, dass ein Kadaver in einer Ecke zu sitzen schien, während sich mehrere andere gerade hinlegten. Handelte es sich um bewusste Bewegungen, oder waren die wandelnden Leichen mittlerweile so schwach, ihre Glieder so abgezehrt, dass sie ihr verbliebenes Gewicht einfach nicht mehr tragen konnten?
    »Das gefällt mir nicht«, murmelte Howard dicht hinter Michaels Schulter. Auch Michael selbst beschlich wachsendes Unbehagen. Der Gestank in diesem Raum war grauenhaft, und sie waren mittlerweile trotz allem von Toten umzingelt.
    »Aber wenn sie uns angreifen wollten, hätten sie es dann nicht schon längst getan?«, versuchte er sich selbst genauso zu beruhigen wie die anderen. »Solange sie uns nicht für eine Bedrohung halten, wüsste ich keinen Grund, warum sie uns attackieren sollten.«
    »Das hat sie früher auch nie aufgehalten. Oder lebst du schon so lange auf deiner verdammten Insel,

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