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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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sag besser gar nichts. Verschwende nicht deine beschissene Zeit mit dem Versuch, mich zu trösten, denn das kannst du nicht. Ihr könnt beide nichts sagen oder tun, was es einfacher für mich macht.«
    Damit stand er auf und verließ den Tisch ohne ein weiteres Wort. Ein paar lange Sekunden waren die einzigen Geräusche, die im Haus zu hören waren, Carls schwerfällige Schritte mit denen er sich über die Treppe hinaufschleppte, wo er sich in der Abgeschiedenheit seines Zimmers verkroch.
    Ein wenig später öffnete Michael eine weitere Flasche Wein. Er fragte gar nicht, sondern schenkte Emmas Glas einfach voll. Sie widersprach nicht.
    »Das hab ich ziemlich vermasselt, was?«, fragte er kleinlaut.
    Sie nickte. »Wir sind beide ganz schön ins Fettnäpfchen getreten. Dabei ist es offensichtlich, wie sehr er leidet. Ich hätte sein kleines Mädchen nie erwähnen dürfen.«
    Michael verspürte sofort wieder den Drang, sich zu verteidigen.
    »Vielleicht nicht, aber ich denke trotzdem, dass er darüber reden muss«, meinte er. »Herrgott, wir können uns nicht der Zukunft widmen, bevor wir über das hinweg sind, was passiert ist. Wir können uns nichts aufbauen, bis wir das bewältigt haben, was –«
    »Hast du denn schon alles bewältigt?«, fiel sie ihm ins Wort.
    Kurz überlegte er, dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein«, gestand er. »Du?«
    »Ich habe noch nicht einmal damit angefangen. Um ehrlich zu sein, ich weiß gar nicht, wo ich damit anfangen soll.«
    »Ich denke, wir sollten bei dem beginnen, was uns am meisten schmerzt. In Carls Fall ist das seine Tochter. Was ist mit dir?«
    Emma trank einen weiteren Schluck Wein, während sie sich Michaels Frage durch den Kopf gehen ließ.
    »Ich weiß es eigentlich gar nicht. Alles schmerzt.«
    »Na schön, wann packt es dich dann am stärksten?«
    Wieder wusste sie keine Antwort.
    »Keine Ahnung. Gestern musste ich an die Kinder meiner Schwester denken, und das hat mir ganz schön zu schaffen gemacht. Wir waren zwar nicht so oft zusammen, aber die Vorstellung, dass ich sie wahrscheinlich nie wieder sehen werde ...«
    »Wo haben sie gelebt?«
    »Im Ausland. Jackies Mann wurde für ein paar Jahre nach Kuwait versetzt. Nächsten Sommer sollten sie zurückkommen.«
    »Vielleicht tun sie das ja noch.«
    »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Wir wissen doch nicht mit Sicherheit, dass auch andere Länder von dieser Katastrophe befallen wurden, oder?«
    »Das nicht, aber ...«
    »Aber was?«
    »Aber ich denke, wenn dem nicht so wäre, hätten wir mittlerweile etwas davon bemerkt, denkst du nicht?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Ach, hör doch auf, Michael. Wenn noch jemand übrig wäre, hätten wir inzwischen etwas gehört. Das hast du selbst letzte Woche in Northwich gesagt.«
    Bei der Erwähnung des Namens der Stadt, aus der sie geflüchtet waren, fielen Michael sofort die anderen Überlebenden ein, die sie im schäbigen Gemeindezentrum von Whitchurch zurückgelassen hatten. Unwillkürlich tauchten die Gesichter von Stuart, Ralph, Kate und den anderen vor ihm auf, und er fragte sich, was aus ihnen geworden sein mochte. Zum Glück stellte Emma eine Frage, bevor er zu eingehend darüber nachdenken konnte.
    »Was ist mit deiner Familie?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Wen vermisst du am meisten? Hattest du eine Lebensgefährtin?«
    Michael holte tief Luft, streckte sich, gähnte und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
    »Ich war etwa sechs Monate mit einem Mädchen namens Marie zusammen«, begann er, »aber an sie habe ich schon länger nicht mehr gedacht.«
    »Warum nicht.«
    »Wir haben uns vor drei Wochen getrennt.«
    »Fehlt sie dir?«
    »Nicht mehr. Ebenso wenig fehlt mir mein bester Freund, mit dem sie es getrieben hat. Es gibt reichlich Menschen, die ich mehr vermisse.«
    »Zum Beispiel?«
    »Meine Mutter. Als ich letzte Nacht einzuschlafen versuchte, musste ich an sie denken. Kennst du das Gefühl, wenn du kurz vor dem Einschlafen bist und plötzlich glaubst, eine Stimme zu hören oder ein Gesicht zu sehen?«
    »Ja.«
    »Tja, letzte Nacht dachte ich, meine Mutter zu hören. Ich weiß nicht einmal mehr, was sie sagte. Ich glaubte nur den Bruchteil einer Sekunde, sie zu hören. Es war, als läge sie neben mir.«
    »Das war ich«, meinte Emma und lächelte in dem verzweifelten Versuch, eine zunehmend trübsinnigere Unterhaltung aufzulockern.
    Michael brachte ein halbherziges Lächeln zustande, ehe er die Aufmerksamkeit wieder dem Wein

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