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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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vor Angst. Ihre Furcht verschlimmerte sich, als der Mond durch eine Lücke in der dichten Wolkenschicht brach und weitere der zerlumpten Gestalten offenbarte, die über die Felder ringsum auf das Haus zuwankten.
    »Scheiße«, stieß Michael verärgert hervor.
    »Was sollen wir tun?«, wollte Emma wissen. Sie blickte hinab und beobachtete, wie ein Teil der Masse entlang des zu einem Fluss angeschwollenen Baches vorwärts brandete. Einige verloren durch den schlammigen Boden den Halt, fielen und wurden vom schäumenden Wasser mitgerissen.
    Michael blickte zu den Wolken empor und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Verzweifelt versuchte er, einen klaren Kopf zu bekommen und jegliche Ablenkung auszusperren, um nachzudenken. Dann rannte er ohne Vorwarnung aus dem Schlafzimmer, die Treppe hinab und durch den Flur zur Hintertür. Er holte tief Luft, sperrte die Tür auf und lief zum Schuppen, der den Generator beherbergte. Der strömende Regen durchnässte ihn binnen Sekunden. Ohne auf die Kälte und den heftigen, peitschenden Wind zu achten, riss er die Holztür auf und legte den Schalter um, der den Generator abstellte. Sofort verstummte das konstante Dröhnen, und das Haus wurde in völlige Finsternis gehüllt.
    Emma stockte der Atem, als das Licht ausging. Die Dunkelheit erklärte Michaels plötzliches Verschwinden. Sie rannte zum Treppenabsatz hinaus, um sich zu vergewissern, dass er wohlbehalten ins Haus zurückkehrte. Erleichtert hörte sie, wie die Tür zugeworfen und verriegelt wurde.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie, als er sich außer Atem die Treppe heraufschleppte.
    Er nickte und räusperte sich.
    »Mir geht‘s gut.«
    Die beiden Überlebenden standen am Kopf der Treppe und umarmten einander. Abgesehen vom gedämpften Tosen des Windes und Prasseln des Regens herrschte im Haus eine Stille, die sich gespenstisch und beunruhigend anfühlte. Michael ergriff Emmas Hand und führte sie zurück ins Schlafzimmer.
    »Was sollen wir nur tun?«, flüsterte sie und setzte sich auf die Bettkante, während Michael zum Fenster hinausschaute.
    »Ich weiß es noch nicht«, gab er instinktiv und aufrichtig zurück. »Wir sollten abwarten und beobachten, ob sie verschwinden, bevor wir etwas unternehmen. Jetzt gibt es weder Licht noch Lärm, um sie anzulocken. Eigentlich müssten sie wieder gehen.«
    »Aber was sollen wir allgemein tun?«, hakte sie nach. »Wir können doch nicht ständig ohne Licht leben. Herrgott, der Winter steht vor der Tür. Wir brauchen Feuer und Licht.«
    Michael erwiderte nichts. Stattdessen starrte er auf die Menge der verwesenden Leichname hinab. Er beobachtete die entfernteren Gestalten, die sich nach wie vor auf das Haus zuschleppten und betete inständig, dass sie das Interesse verlieren und sich abwenden würden.
    Emma hatte Recht. Welche Lebensqualität hätten sie, wenn sie sich in einem dunklen Haus ohne Licht, Wärme oder sonstigen Komfort verkriechen mussten? Doch welche Alternative hatten sie? In dieser kalten, trostlosen Nacht schien es keine zu geben.
    Michael wurde des Anblicks rasch überdrüssig. Er wandte sich vom Fenster ab, ergriff abermals Emmas Hand und führte sie aus dem Zimmer. Es war kalt, und sie festzuhalten, spendete sowohl Trost als auch Wärme.
    Carl blieb allein zurück. Er lehnte am Fenster und beobachtete voll Angst, Unbehagen und wachsendem Hass die Massen jenseits der Barrikade. Er hatte gar nicht bemerkt, dass die beiden anderen das Zimmer verlassen hatten.
    31
    Gegen zwei Uhr morgens gelang es Emma endlich einzuschlafen, doch bereits um vier war sie wieder wach.
    In ihrem Schlafzimmer herrschte klamme Kälte. Sie erwachte ruckartig und setzte sich jäh auf. Die Luft um ihr Gesicht fühlte sich frostig an, ihr Atem bildete kleine Wölkchen um Mund und Nase.
    Seit der Ankunft auf der Farm teilten Michael und sie sich dieses Zimmer. Dabei haftete Michaels Gegenwart überhaupt nichts Unschickliches an – er schlief weiterhin auf dem Boden in der Lücke zwischen dem Bett und der Außenwand, und wenn sie sich an- oder auszog, wandte er sich stets diskret ab oder verließ den Raum. Gesprochen hatten sie über ihr ungewöhnliches Schlafarrangement nie. Insgeheim begrüßten beide den Trost und die Sicherheit, die es vermittelte, eine andere lebende, atmende Person in der Nähe zu haben.
    Dies war der erste Morgen, an dem Michael nicht da zu sein schien, als sie hinabschaute. Er wachte häufig als Erster auf, doch bisher hatte sie stets bemerkt, wenn er aufstand und

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