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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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stechenden, brennenden Schmerz und einer verzweifelten Traurigkeit. Diese gewöhnlichen Anblicke, von denen er sich plötzlich umgeben sah, zwangen ihn, sich an all das zu erinnern, was er verloren hatte.
    »Wie wäre es mit der Kirche?«, schlug Harcourt vor und zeigte auf die Silhouette eines großen und beeindruckenden Gebäudes, das hinter der Häuserzeile zu ihrer Rechten eingebettet war.
    Donna hatte sich mit der Tatsache abgefunden, dass sie ein Risiko eingehen und anhalten würden, daher fuhr sie rasch auf die Kirche zu. Sie bogen zwei Mal in schneller Abfolge rechts ab und befanden sich direkt davor. Donna lenkte den Van eine schmale Anliegerstraße hinunter, die sich nach rechts krümmte, bevor sie sich zu einem kleinen rechtwinkligen Parkplatz öffnete. Vor ihnen, ein wenig links, befand sich die Kirche und an der gegenüberliegenden Seite eine Schule.
    »Bleiben wir hier draußen stehen oder riskieren wir es, nach drinnen zu gehen?«, wollte Harcourt wissen. Sie drehte sich um und blickte aufmerksam durch das Heckfenster. Ein Leichnam taumelte hinter ihnen die Anliegerstraße hinunter. Im Gegensatz dazu, was Donna dachte, hatte die Soldatin rasch zu begreifen begonnen, dass die Leiche, obgleich sie für sich genommen so unscheinbar war, unausweichlich mehr der verdammten Dinger zu dem Schauplatz locken würde.
    »Nach drinnen«, schlug Baxter vor und sah Donna direkt in die Augen, um eine Reaktion herauszufordern. »Wer A sagt, muss auch B sagen. Machen Sie schon, dieser Ort sieht so hübsch ruhig aus, und Sie haben stundenlang hinter dem Lenkrad gesessen.«
    »Es ist überall ruhig, Idiot.« Sie stöhnte. »Das bedeutet aber nicht, dass es sicher ist, oder? Wir halten hier grundlos unseren Kopf hin ...« Donna wollte sich nicht bewegen, doch sie wollte auch nicht ungeschützt und verwundbar im Freien sitzen bleiben. Ihr Widerstand regte sich instinktiv. Als sie an der Vorderseite der Kirche hinaufstarrte, überlegte sie lange und angestrengt. Sie musste zugeben, dass ihr die Möglichkeit einleuchtete, zu versuchen, das Meiste aus dieser unerwarteten Fahrpause herauszuholen.
    »Zum Teufel damit«, flüsterte Baxter, »wir halten immer die Köpfe hin, egal was wir machen. Tun wir es einfach.«
    »In Ordnung«, grummelte sie widerstrebend, als sie den einsamen Leichnam dabei beobachtete, wie er sich dem Van näherte. Sie drückte sich erschöpft aus ihrem Sitz und kletterte ins Freie. Die drei Überlebenden und die zwei Soldaten hasteten zum dunklen Schulgebäude und verschwanden rasch im Inneren, während sie den Leichnam zurückließen, der gegen eine Seite des Transporters prallte, sich dann umdrehte, um hinter ihnen herzustolpern.

19
    Das Flugfeld rückte näher. Cooper wusste, dass sie sich in der Nähe befanden; nicht allein deshalb, weil Guest in den letzten zehn Minuten unablässig und mit erneuerter Nervosität darüber gesprochen hatte, sondern auch, weil sich viel mehr Leichen rings um sie befanden als zuvor. Die Stadt lag hinter ihnen und die Straße verlief zwischen ausladenden, offenen Feldern mit dunklen, stolpernden Gestalten. Einige davon wurden kurz von dem Lärm abgelenkt, der von den Transportern ausging, mit denen die Überlebenden befördert wurden. Doch der Großteil schlurfte weiterhin beständig in dieselbe Richtung, in die sich auch der Konvoi aus zwei Fahrzeugen bewegte. Da es in der Nähe offensichtlich an anderen Ablenkungen mangelte, konnte man folgerichtig darauf schließen, dass sich sowohl die Lebenden wie auch die Toten zum selben Ziel bewegten.
    »Wie weit noch?«, fragte Michael aus dem rückwärtigen Teil des Mannschaftswagens.
    »Nur noch einige Meilen, denke ich«, erwiderte Guest.
    »Wie kommen wir dort rein, wenn wir endlich da sind?«
    Michaels Frage war schwerwiegend, doch niemand antwortete. Guest und Cooper tauschten kurze Blicke aus, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Karte und die Straße richteten. Michael setzte sich wieder neben Emma. Er hatte nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet. So albern es jetzt auch gewirkt haben mochte, so war die Frage, wie sie dann Zugang zum Flugplatz bekommen würden, nicht unbedingt etwas gewesen, worüber sie mit Lawrence und Chase sehr ausführlich gesprochen hatten. Die beiden im Flugzeug gereisten Überlebenden hatten sich über diesen endgültigen Abschnitt ihrer Reise nur sehr unverbindlich und vage ausgedrückt, indem sie versicherten, dass sie es wüssten, wenn sie ankämen und darauf achten würden, dass

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