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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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vorwärtsstolperte. Er war an dem Tag, als sie und fast die ganze Welt gestorben waren, im Hotel gewesen und erinnerte sich noch daran, sie vor dem Ausbruch der Seuche gesehen zu haben. Wie gebannt trat er näher an Hollis heran und konnte kaum glauben, dass die groteske Gestalt, die er nun betrachtete, dieselbe Frau war, die er von früher im Gedächtnis hatte.
    Ihre Figur – und sie hatte eine großartige Figur gehabt, wie er sich erinnerte –, war nicht mehr vorhanden. Wo ihr Körper sich zuvor straff und glatt präsentiert hatte, hing nun alles schlaff herab. Die Schwerkraft hatte den Inhalt ihrer Eingeweide stetig nach unten gezogen. Ihre Füße waren geschwollen und blau, ihr Bauch und ihr Hintern aufgedunsen. Der überall fleckige und verfärbte Badeanzug hatte sich in eine bizarre Form gespannt. Die Träger an den Schultern hatten sich tief ins Fleisch geschnitten und Furchen hinterlassen.
    »Vorsicht«, flüsterte Lorna. Hollis und Priest hatten sich der Leiche genähert, ohne es zu bemerken.
    »Schon gut«, gab Hollis zurück, ohne die Augen von dem Kadaver abzuwenden. Dieser ließ die Augen seinerseits auf die Menschen geheftet, die ihn langsam umzingelten. Wenngleich die Bewegungen der Kreatur lethargisch und mühsam wirkten, ließ sie den Blick definitiv über die Gruppe wandern. Sie drehte den verrottenden Kopf von links nach rechts, dann wieder zurück, als Gordon stolperte und kurz das Gleichgewicht verlor. Reeces Hund knurrte erneut, ein tiefes, bedrohliches Grollen in der Kehle, und der Leichnam reagierte, senkte den Kopf und blickte auf das Tier hinab, das unmittelbar vor ihm stand.
    Dann hielt die Kreatur inne.
    Und begann, sich rückwärts zu bewegen.
    Mit noch weniger Kontrolle als zuvor zog sich die Leiche langsam zurück und hinterließ eine Spur verschmierter, schleimiger Fußabdrücke. Sie schlurfte rücklings über den verfliesten Boden, bis sie gegen den Rahmen der Tür stieß, durch den sie gerade gekommen war. Dann wankte sie mehr durch Glück als durch bewusstes Zutun nach links und verschwand zurück in den Schatten des Raumes, in dem sie die vergangenen sechzig Tage verbracht hatte.
    »Verdammt«, fluchte Hollis leise.
    »Wo will sie hin?«, fragte Gordon, sichtlich beunruhigt von dem unerwarteten Verhalten. Offenbar hoffte er, dass irgendjemand eine plausible Erklärung dafür parat hätte.
    »Sie versucht, von uns wegzukommen«, meinte Lorna.
    »Na, großartig«, sagte Harte aus dem Hintergrund. »Das verfluchte Ding weiß, dass es nicht den Funken einer Chance hat.«
    »Habt ihr gesehen, wie sie uns prüfend angestarrt hat?«, fragte Reece, der neben ihm stand. »Ich vermute, sie hat erkannt, dass wir zu viele sind, und entschieden, dass es kein fairer Kampf wäre.«
    »Ich denke, du hast Recht«, pflichtete Hollis ihm bei. »Sofern das Ding noch einen Rest Vernunft im Schädel hat, muss es begriffen haben, dass es allein gegen uns sechs chancenlos ist.«
    »Uns sechs und einen Hund«, fügte Reece hinzu.
    »Es weiß, dass es dort drin sicherer ist als hier draußen«, fuhr Hollis fort und ignorierte Reece.
    »Und was machen wir jetzt?«, murmelte Priest nervös. »Haben wir damit etwas bewiesen? Werden all die Leichen draußen, wenn sie uns sehen, einfach zurückweichen?«
    »Bisher jedenfalls haben sie das nicht getan«, erwiderte Lorna, trat ein Stück vor und versuchte, in den Umkleideraum zu spähen. Hollis tat es ihr gleich.
    »Im Moment hat es noch die Wahl«, meinte er. »Die Leichen draußen im Freien können sich nirgendwo verstecken. Wir müssen wissen, was geschieht, wenn wir ihr die Möglichkeit wegnehmen.«
    »Sie herauszwingen?«, fragte Lorna. Hollis nickte.
    »Martin, warum gehst du nicht durch den Gang und versuchst, sie zurück heraus zu treiben. Mach anschließend die Tür hinter ihr zu, damit sie nicht wieder weg kann.«
    »Ich weiß nicht recht«, stammelte er angespannt. »Glaubt ihr wirklich, dass wir das tun sollten?«
    »Ach, um Himmels willen«, meinte Lorna seufzend. »Was bist du doch für ein Weichei. Dann mache ich es.«
    »Sei vorsichtig«, warnte Hollis.
    »Ist doch nichts dabei«, gab sie leichtfertig zurück, als sie losging. Hollis sah ihr nach, ehe er die Aufmerksamkeit wieder auf die Leiche in den Schatten richtete. Sie stand, so reglos sie konnte, dennoch verriet sie sich durch ein leichtes Schaukeln des Körpers.
    Lorna stand auf dem Gang vor dem Büro und sammelte sich, bevor sie eintrat. Der Griff erwies sich als steif, und sie musste das

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