Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
mit Fleisch und Knochen übersäten Bodens unter seinen Füßen gelang es ihm, genug Schwung aufzubauen, um beide Türflügel weit auffliegen zu lassen. Ohne innezuhalten, rannte er mit ausgestreckten Armen in die Dunkelheit, ertastete sich den Weg durch das schattige Gebäude, ohne zu wissen, wohin er sich wenden musste.
    Die ersten von unzähligen Leichen drängten sich am Eingang darum, Webb zu folgen. Durch den Druck der nachschiebenden Masse hinter ihnen bewegten sie sich fast so schnell wie Webb.

54
    »Ihr habt ja keine Ahnung«, meinte Harte und steckte sich eine Handvoll Essen in den Mund. »Ihr habt noch nie so viele von denen gesehen, wie heute da draußen waren.«
    Gordon schüttelte den Kopf und nahm einen Teller von Ginnie entgegen.
    »Ich will es gar nicht wissen«, sagte er und roch an seinem Essen. »Ich habe genug gesehen. Was ist das?«
    »Eine Art Eintopf«, antwortete Ginnie.
    Er stocherte darin herum, stach die Gabel in ein Klümpchen, steckte es sich in den Mund und kaute. Ginnie musterte ihn erwartungsvoll. Er nickte anerkennend und aß weiter.
    »Nicht übel«, meinte er und versuchte, sich zu erinnern, wann er zuletzt eine warme Mahlzeit gegessen hatte.
    »Weißt du noch, wie du gekocht hast, Gord?«, fragte Harte lachend. »Verdammt, was war das noch mal?«
    »Irgendein vegetarisches Zeug«, sagte Lorna schmunzelnd.
    »Wann war das?«, wollte Reece wissen, der Mühe hatte, die anderen im Halbdunkel zu erkennen. Er saß außerhalb des Hauptkreises, damit er seine Hündin füttern konnte, ohne dass sich jemand beschwerte. Die anderen gaben ihr immer nur kleine Häppchen, und nach dem Kampf, den sie heute geliefert hatte, verdiente sie mehr als das.
    »Damals in den Wohnungen«, erklärte Lorna. »Wir waren erst seit ein paar Wochen dort gewesen. Die meisten von uns sind rausgegangen, um nach Lebensmitteln zu suchen, aber der gute Gordon hat sich auf sein altes Hüftleiden berufen und gemeint, es wäre besser für uns alle, wenn er zurückbliebe.«
    »Ich habe ein Hüftleiden«, betonte Gordon.
    »Nur dann, wenn es dir gerade in den Kram passt«, murmelte Caron.
    »Na, jedenfalls, er meinte, er würde kochen, während wir unterwegs sind, wohl als eine Art Wiedergutmachung dafür, dass er zu verängstigt war, um sich rauszuwagen.«
    »Das stimmt nicht«, protestierte Gordon. »Ehrlich, Ginnie, so ist es nicht gewesen. Wir waren bloß –«
    »Er bleibt also zurück und kocht, während wir draußen unser Leben riskieren. Nur schläft der Trottel dabei ein, obwohl er uns davon zu überzeugen versucht hat, dass dem nicht so war. Aber es war alles verbrannt. Den Gestank hättet ihr riechen sollen! Wir mussten die Pfannen wegwerfen. Ich schwöre euch, es war so schlimm, dass es sogar den Geruch der Leichen überdeckt hat.«
    »Und wir haben ihn gezwungen, den Fraß zu essen, wisst ihr noch?«, warf Harte ein.
    »Stokes hat es geschmeckt«, rechtfertigte sich Gordon. »Ihm hat es nichts ausgemacht, dass es ein wenig verbrannt war – bisschen was Verkohltes hat noch keinem geschadet, meinte er nur.«
    »Ja, es war nicht das Essen, das ihm den Garaus gemacht hat«, sagte Jas leise.
    Die Erwähnung von Stokes’ unverhofftem Ableben brachte die Unterhaltung abrupt zum Stocken.
    »Du bist so ein Miesepeter, echt wahr«, meinte Harte seufzend, verärgert darüber, dass die Stimmung unnötig ruiniert worden war. »Warum musstest du das sagen?«
    Eine betretene Weile sprach niemand. Alle konzentrierten sich stattdessen auf ihre Mahlzeit und die eigenen Gedanken.
    Harte war froh über die zunehmende Dunkelheit des frühen Abends. Sie gestaltete es einfacher, direkten Blickkontakt zu vermeiden. Einerseits empfand er es als richtig, dass sie an diesem Tag aus den richtigen Gründen hinausgegangen waren, zumal sie mehr als erwartet erreicht hatten; andererseits hätte er lügen müssen, um zu behaupten, es wäre keine Reue dabei. Sie hätten die Sache gründlicher durchdenken und die anderen von Anfang an mit einbeziehen sollen. Vielleicht wären Amir und Webb noch am Leben, wenn sie vorsichtiger gewesen wären. Für Priest, der ein Stück abseits mit verbundenem Kopf vor sich hin stöhnte, verspürte er kein Mitleid. Harte fand, sie hätten ihm gleich auch den Mund verbinden sollen. Der dämliche Kerl wurde allmählich zu einer echten Belastung.
    »Will noch jemand etwas zu trinken?«, fragte Hollis, der sich plötzlich unbehaglich fühlte und Ablenkung zu schaffen versuchte.
    »Gib mir bitte noch eine Dose,

Weitere Kostenlose Bücher