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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Dröhnen des starken Motors jedes andere Geräusch, das er hören konnte, übertönte. Mehr durch Glück als Können gelang es ihm, einen Rückwärtsgang auszuwählen und den Lastwagen ruckelnd und wie ein Känguru hüpfend nach hinten zu lenken. Er musste heftig lenken, um mit dem Heck rund um das andere Fahrzeug zu schwenken, das direkt dahinter stehen gelassen worden war. Hollis fuhr, sobald es möglich war, mit dem Laster geradeaus durch die Lücke. Der Bus zwängte sich ebenfalls hindurch, genauso wie ungefähr dreißig zum Äußersten entschlossene Leichen hindurchkletterten. Jas suchte nun beklommen nach einem Vorwärtsgang und war sich bewusst, dass es jede Sekunde, die er vergeudete, immer mehr Leichen gelang, hinter den Überlebenden her zu strömen. Er legte ihn schließlich mit Erleichterung ein, ließ den LKW wieder nach vorne torkeln und blieb lediglich wenige Zoll vor der Mauer stehen, wodurch er die Lücke wieder versperrte und eine weitere Handvoll der bösartigen, spindeldürren Gestalten zerschmetterte, die es geschafft hatten, sich zur Hälfte hindurchzuzwängen. Er schaltete den Motor aus und blieb, den Kopf in die Hände gelegt, sitzen, während er vor Erschöpfung keuchte, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen.
    Als Jas aus dem Lastwagen stieg, war die Zerstörung der Kadavermassen, denen es gelungen war, durch die Lücke zu schlüpfen, bereits voll im Gange. Webb, Lorna und Harte standen jeweils an unterschiedlichen Stellen und griffen die Leichen mit jeder Waffe an, die sie gerade zwischen die Finger bekommen hatten. Die Toten scharten sich rings um jeden einzelnen von ihnen und schienen sie beinahe zu verhöhnen, indem sie ihre Angriffe für einen Augenblick hinauszögerten. Einige standen im Hintergrund und warteten ab. Andere, die sich mitunter in Zweier- oder Dreiergruppen bewegten, warfen sich unverzüglich auf die Überlebenden, die ihnen am nächsten waren. Hollis blieb hinter dem Lenkrad des Lasters, fuhr wild umher und gab sein Bestes, um so viele Leichen wie möglich zu auszumerzen, ohne einen der anderen Überlebenden zu treffen. Gordon, der sich zu guter Letzt ein Herz gefasst hatte und aus dem Bus herausgekommen war, begriff rasch, was er da tat. Er reizte die längst verstorbene Hülle eines Mannes, die sich rasch bewegte und trat rückwärts aus dem Weg, als der abstoßende Leichnam auf ihn zustolperte. Er beobachtete mit überheblicher Genugtuung, wie der Lastwagen vorwärts raste und die Leiche in die Vergessenheit schmetterte.
    »Was zum Teufel ist hier los?«, kreischte Jas, als er auf Lorna zurannte. Er stolperte über einen Leichnam, trat die Beine unter diesem weg und stampfte so lange auf das Gesicht ein, bis der Tote aufhörte, sich zu bewegen.
    »Was meinst du?«, schrie Lorna zurück, während sie vor Anstrengung keuchte und stöhnte. Sie stieß die grotesken Überreste einer Lehrerin in die Spur des Lasters zurück; die knopflosen, zerfledderten Fetzen ihrer Bluse legten den entblößten Oberkörper frei. Ihre grünblaue Haut war hochgradig aufgerissen und das, was von den Eingeweiden übrig war, hing nach unten wie bizarrer Schmuck für ihre Bekleidung. Der Laster pflügte mit hoher Geschwindigkeit in sie hinein und die Wucht des Aufpralls schleuderte sie hoch in die Luft.
    »Schau dich um«, erwiderte Jas, als der Laster zwischen ihnen hindurchfuhr und der Lärm abflaute. Lorna tat, wie ihr geheißen. Bislang war es schwierig gewesen, durch die verwirrte Masse der Leichen, die an der Vorderseite des Lasters vorbeigeklettert waren und sich unablässig bewegten, irgendetwas zu erkennen. Nun war lediglich eine Handvoll von ihnen übrig und Hollis gab sein Bestes, um sie zu erledigen. Indem sie das Chaos ignorierte, gestattete sie es sich zum ersten Mal, innezuhalten und sich in ihrer Umgebung umzusehen. Sie stand neben einer Ampelanlage, auf der Straße waren Wegweiser und gelb schraffierte Markierungen ... und das hier war einst ein belebter Knotenpunkt gewesen. Die Straße, der sie gefolgt waren, führte in Rechtskurven durch die Abzweigung hindurch weiter und ließ eine Kreuzung entstehen. Abgesehen von den Leichen allerdings, die sie gerade niedergehackt hatten, war der Bereich völlig sauber. Sie verstand nicht ... auf jedem anderen Straßenabschnitt, der so ähnlich gewesen war wie dieser hier, hatte man sich beinahe hüfthoch in Trümmern und Leichen befunden. Der Verkehr war hier doch sicherlich rege gewesen, als damals im September jeder gestorben war?

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