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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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sind.«
    Vorsichtig bewegten sich die beiden Männer weiter in Richtung der Hecke. Die Hündin rührte sich kaum. Ihre Ohren zuckten, und sie schnupperte und drehte flüchtig den Kopf, als sie auf sie zukamen, abgesehen davon jedoch verharrte sie starr. Hollis fiel auf, dass sie die Zähne gebleckt hatte. Sie knurrte geräuschlos.
    »Sie müssen auf der anderen Straßenseite sein«, flüsterte Hollis. »Aus dieser Reaktion entnehme ich, dass sie für gewöhnlich nicht so weit herunterkommen, richtig?«
    »Wir haben sie hier schon lange nicht mehr gesehen«, bestätigte Reece.
    Hollis wagte sich näher zur Umzäunung vor. Um das Hotelgelände spannte sich ein Eisenzaun, der im Lauf der Jahre von einer dichten Hecke verschlungen worden war. Dahinter befand sich die Straße, und auf deren anderer Seite lag der Golfplatz, den eine eigene Hecke umgab. Trotz der Entfernung konnte er durch die Masse der knorrigen, krummen Zweige hindurch das Aufblitzen von Bewegung erkennen. Er erspähte drei oder vier Leichen, vielleicht mehr. Ihr linkischer, stolpernder Gang verriet sie.
    »Was hat sie bloß wieder hergelockt?«
    Reece sah ihn ungläubig an. Begriff er es tatsächlich nicht? Dabei hatte er Hollis für einen der intelligenteren Neuankömmlinge gehalten. Musste er es ihm wirklich erklären?
    »Ihr Radaubrüder«, antwortete er verärgert und mit leiser Stimme. »Dass sie wieder hier sind, ist auf den Lärm zurückzuführen, den ihr gestern bei eurer Ankunft und heute beim Fußballspielen gemacht habt. Jetzt stell dir bloß mal vor, welchen Schaden ihr wahrscheinlich anrichten werdet, wenn ihr morgen wieder rausgeht.«
    Hollis zuckte mit den Schultern und trat den Rückweg zum Hotel an.
    »Zwei Hecken, ein Metallzaun und eine Straße«, gab er gereizt zu bedenken. »Da kommen sie nicht durch. Mir egal, wie viele da draußen sind. Mit der Zeit verziehen sie sich schon wieder.«
    »Glaubst du?«
    Er ging weiter. Reece kauerte sich neben seine Hündin, nahm ihren Kopf in die Hände und blies ihr behutsam ins Gesicht, um sie abzulenken.
    »Komm mit, Mädchen«, sagte er leise, ergriff ihr Halsband und führte sie weg. »Es ist alles in Ordnung.«

36
    Nach einem langen Abend der Untätigkeit, einer Nacht mit relativ gutem Schlaf und dem reichhaltigsten Frühstück, das sie aus ihren schwindenden Vorräten zusammenstellen konnten, waren sie endlich zum Aufbruch bereit. Um acht Uhr morgens bereiteten sich Hollis, Harte, Jas, Webb, Lorna, Amir und Sean für den Weg in die Ortschaft vor. Nachdem sie in den Bus gestiegen waren, ließ Driver den Motor an.
    Jas beobachtete ihn aufmerksam. Was mochte der ungepflegte, zunehmend verschlossene Mann denken? War er ebenso nervös wie Jas? Schmeckte auch er vor Anspannung Galle im Mund, und verkrampfte sich auch sein Magen? Er lies sich auf den nächstbesten Sitz plumpsen und fragte sich unwillkürlich, weshalb er sich an diesem Morgen so unbehaglich fühlte. Als sich die Türen schlossen und der Bus anrollte, schrieb er es dem Umstand zu, dass sie vom Hotel unerwarteterweise besser als bisher von dem Albtraum der Außenwelt abgeschirmt wurden. Und nun begaben sie sich zurück in Chaos und Unsicherheit.
    Driver lenkte das sperrige Fahrzeug langsam den Weg entlang, vorbei an der Gabelung und hinunter zur Kreuzung. Reece, Gordon und Ginnie warteten dort bereits. Jemand musste die Wagen dort beiseitefahren, um sie durchzulassen, und da die Aufgabe erheblich sicherer zu sein schien, als sich nach Bromwell zu wagen, hatten sich Reece und Ginnie zögerlich freiwillig dafür gemeldet. Gordon war ebenfalls zur Stelle, um die – hoffentlich – wenigen Leichen zu entsorgen, denen es gelingen würde, durch die Absperrung zu schlüpfen, während der Bus hinausfuhr. Er stand auf einer Seite der Kreuzung und schwang unruhig eine Axt in der einen Hand, ein Brecheisen in der anderen. Der Mann hatte sich in so viel Schutzkleidung gehüllt, wie er finden konnte, genug, um ihn vor den Keimen und schleimigen Brocken fauligen Fleisches zu bewahren, die bei jeder Begegnung mit den Toten durch die Luft spritzen konnten. Wie lächerlich er in der Wathose, mit der Schutzbrille und dem leuchtend gelben Bauarbeiterhelm aussah, kümmerte ihn dabei wenig.
    »Bereit?«, brüllte Ginnie hinter dem Lenkrad des Reisebusses hervor und hatte Mühe, sich über den Motorenlärm hinweg Gehör zu verschaffen. Ausnahmsweise kümmerte sie sich nicht um die Lautstärke ihrer Stimme. Driver gab ihr mit hochgestrecktem Daumen zu

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