Herbstfeuer
absprangen und über den Teppich rollten. Sein Gesicht schien ihr verändert zu sein, es wirkte jünger, und seine Wangen waren gerötet vor Erregung. Noch nie zuvor hatte sie jemand so angesehen, mit einem so leidenschaftlichen Ausdruck, der alles andere verschwinden ließ. Er beugte sich über ihre entblößte Brust, leckte über ihre cremeweiße Haut und umfasste schließlich die rosige Spitze mit seinen Lippen.
Lillian seufzte und stöhnte, drängte sich ihm entgegen. Sie streckte die Arme aus und schob die Hände in sein dichtes Haar. Er verstand, was sie nicht aussprach, und biss sie sanft in die Brust, neckte sie unendlich behutsam mit Zähnen und Zunge. Eine Hand ließ er tiefer in ihr Hemd gleiten, bis er ihren Bauch berührte, wo er mit einem Finger um ihren Nabel strich. Alles in ihr bebte vor Lust, und schließlich schob er den Finger noch tiefer, und sie wusste, wenn er so weitermachte, würde sie gleich den Gipfel der Lust erleben.
Plötzlich zog er seine Hand zurück, und Lillian protestierte. Fluchend schob Marcus sie unter sich und versteckte ihr Gesicht an seiner Schulter gerade in dem Moment, als die Tür aufging.
Einen Moment lang herrschte Schweigen, nur unterbrochen von ihrem keuchenden Atem, und Lillian spähte unter Marcus’ Körper hervor. Erschrocken sah sie, dass dort jemand stand. Es war Simon Hunt mit einem Rechnungsbuch in den Händen und ein paar Akten, gehalten von schwarzem Band. Verblüfft betrachtete Hunt das Paar am Boden, wobei ihm zugutegehalten werden musste, dass er Haltung bewahrte, obwohl es ihm sicher schwerfiel. Der Earl of Westcliff, der bekannt war für seine Ausgeglichenheit und seine Selbstbeherrschung, war der letzte Mann, von dem Hunt erwartet hätte, dass er sich auf dem Boden des Arbeitszimmers wälzte, in Gesellschaft einer Frau im Nachthemd.
„Verzeihen Sie, Mylord“, sagte Hunt höflich. „Ich rechnete nicht damit, dass – Sie eine Verabredimg haben – zu dieser Stunde.“
Marcus warf ihm einen wütenden Blick zu. „Du könntest es beim nächsten Mal mit Anklopfen versuchen.“
„Sie haben vollkommen recht. Natürlich.“ Hunt öffnete den Mund noch einmal, als wollte er etwas hinzufügen, schien es sich dann anders zu überlegen und räusperte sich. „Ich gehe, damit Sie Ihre – äh, Unterhaltung beenden können.“ Als er sich zurückzog, konnte er es sich anscheinend nicht verkneifen, eine rätselhafte Bemerkung hinzuzufügen: „Einmal die Woche, sagten Sie?“
„Mach die Tür hinter dir zu“, erwiderte Marcus kühl, und Hunt gehorchte, wobei er ein Geräusch machte, das verdächtig nach einem Lachen klang.
Lillian hielt ihr Gesicht an Marcus’ Schulter verborgen. Nachdem er beobachtet hatte, wie sie in ihrer Unterkleidung Baseball spielte, war sie schon sehr verlegen gewesen, doch dies hier war zehnmal schlimmer. Nie wieder werde ich Simon Hunt ins Gesicht sehen können, dachte sie und stöhnte.
„Es ist schon gut“, flüsterte Marcus. „Er wird den Mund halten.“
„Es ist mir egal, wem er davon erzählt“, brachte Lillian heraus. „Ich werde dich nicht heiraten. Nicht wenn du mich hundertmal kompromittierst.“
„Lillian“, sagte er und musste plötzlich lachen. „Es wäre mir ein Vergnügen, dich hundertmal zu kompromittieren.
Aber zuerst würde ich gern wissen, was ich heute Morgen Unverzeihliches getan habe.“
„Erstens, du hast mit meinem Vater gesprochen.“
Er zog die Brauen hoch. „Das hat dich beleidigt?“
„Wie sollte es nicht? Du hast dich so überheblich wie nur möglich benommen, indem du hinter meinem Rücken versucht hast, alles mit meinem Vater zu arrangieren, ohne ein Wort zu mir …“
„Warte“, sagte Marcus, drehte sich herum und setzte sich auf, das alles in einer einzigen fließenden Bewegimg.
Dann streckte er die Hand aus und zog Lillians Gesicht zu sich heran. „Es war nicht überheblich von mir, deinen Vater zu treffen. Ich habe eine Tradition befolgt. Ein angehender Bräutigam spricht zuerst mit dem Vater einer Frau, ehe er ihr einen Antrag macht.“ Beiläufig fügte er hinzu: „Auch in Amerika. Oder bin ich falsch informiert worden?“
Laut der Uhr auf dem Kaminsims verging eine halbe Minute, ehe Lillian widerstrebend äußerte: „Ja. So ist es üblich. Aber ich vermutete, dass ihr beide bereits eine Verlobungsvereinbarung getroffen hättet, ohne Rücksicht darauf, ob es das war, was ich wollte …“
„Deine Vermutung war falsch. Wir haben keine Einzelheiten einer
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