Herbstfeuer
trat. „Weil du mich brauchst“, sagte er. „Genauso sehr, wie ich dich brauche.“ Er presste seine Lippen auf ihren Mund. „Ich brauche dich seit Jahren.“ Noch ein Kuss, diesmal tiefer und leidenschaftlicher, während er seine Zunge in ihren Mund schob.
Vermutlich hätte sie sich weiterhin gegen ihn gewehrt, hätte er nicht etwas getan, womit sie nicht gerechnet hätte.
Er ließ ihre Handgelenke los und legte die Arme um sie, zog sie in eine warme, zärtliche Umarmung. Überrascht hielt sie ganz still, und ihr Herz schlug heftig.
„Auch für mich war es nicht bedeutungslos“, sagte Marcus ganz nahe an ihrem Ohr. „Gestern habe ich endlich erkannt, dass all das, was ich für deine Fehler hielt, gerade das war, was mir am besten gefiel. Es ist mir egal, was du tust, solange es dir Spaß macht. Lauf barfuß über den Rasen. Iss Pudding mit den Fingern. Sag mir, so oft du willst, dass ich zur Hölle fahren soll. Ich will dich so, wie du bist. Abgesehen von meinen Schwestern bist du schließlich die einzige Frau, die je gewagt hat, mir ins Gesicht zu sagen, dass ich ein arroganter Dummkopf bin.
Wie sollte ich dir widerstehen?“ Mit den Lippen berührte er ihre Wange. „Meine liebste Lillian“, flüsterte er und bog ihren Kopf zurück, um ihre Lider zu küssen. „Besäße ich die Gabe der Poesie, würde ich dich mit Sonetten überschütten. Aber je stärker meine Gefühle sind, desto schwerer fiel es mir immer schon, sie in Worte zu fassen.
Und es gibt etwas, das kann ich einfach nicht zu dir sagen – auf Wiedersehen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du von mir fortgingest. Wenn du mich nicht um deiner eigenen Ehre willen heiraten willst, dann tu es für all jene, die mich andernfalls ertragen müssten. Heirate mich, weil ich jemanden brauche, der mir hilft, über mich selbst zu lachen. Weil jemand mich das Pfeifen lehren muss. Heirate mich, Lillian – denn deine Ohren faszinieren mich ungemein.“
„Meine Ohren?“ Verwirrt stellte Lillian fest, dass er den Kopf neigte und an ihren Ohrläppchen nagte.
„Mmm. Die schönsten Ohren, die ich je gesehen habe.“ Während er ihr Ohr mit der Zunge streichelte, schob er eine Hand von der Taille hoch zu ihrer Brust, um ihren Körper ohne das starre Korsett spüren zu können. Als er ihre Brust berührte, war sie sich bewusst, dass sie unter dem Morgenrock vollkommen nackt war. „Auch das“, flüsterte er, „perfekt.“ Dabei löste er die kleinen Knöpfe ihres Gewandes.
Lillians Puls begann zu rasen, ihr Atem ging schneller. Sie erinnerte sich an seinen festen Körper, seine Muskeln und seine Kraft, die sie gespürt hatte, als sie einander geliebt hatten. Bei der Erinnerung an seine Berührungen, seine Küsse, sein Streicheln prickelte ihre Haut. Kein Wunder, dass er tagsüber so steif und kühl wirkte – all seine Sinnlichkeit bewahrte er für die Nacht auf.
Seine Nähe beunruhigte sie, und sie griff nach seinen Handgelenken. Sie hatten so viel zu besprechen, Dinge, die zu wichtig waren, um sie zu übergehen. „Marcus“, sagte sie atemlos. „Nicht. Nicht jetzt. Es macht alles nur noch schwieriger, und …“
„Für mich macht es alles klar.“
Er umfasste ihr Gesicht, streichelte ihre Wangen mit unendlicher Zärtlichkeit. Seine Augen waren so viel dunkler als ihre, nur eine Andeutung von Gold zeigte, dass sie nicht vollkommen schwarz waren, sondern braun. „Küss mich“, flüsterte er, und seine Lippen berührten die ihren, erst die obere und dann die untere, und Schauer liefen über ihren ganzen Körper bis hinunter zu den Zehenspitzen. Der Boden unter ihr schien sich zu drehen, und sie musste sich an seinen Schultern festklammern, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann küsste er sie noch einmal, leidenschaftlicher diesmal, und die Lust raubte ihr beinahe den Verstand.
Ohne sich von ihren Lippen zu lösen, schob er ihre Arme um seinen Hals, streichelte ihre Schultern und ihren Rücken, und als er merkte, dass ihre Beine sie nicht mehr zu tragen vermochten, bettete er sie auf den Teppich.
Dann neigte er sich tiefer und liebkoste ihre Brustspitze durch den Stoff ihres Hemdes hindurch mit seinen Lippen.
Vor ihren Augen erschienen bunte Farben, rot, blau und gold, und sie begriff, dass sie von einem Sonnenstrahl getroffen wurden, der durch die geschliffene Glasscheibe verstärkt war. Ihr war, als läge sie unter einem Regenbogen.
Marcus fasste nach dem Ausschnitt ihres Hemdes und zerrte ungeduldig daran, bis die Knöpfe
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