Herbstfeuer
gefunden.“
Nach dieser Erklärung entspannte Lillian sich ein wenig. Sie protestierte nicht einmal, als er sie auf seinen Schoß zog. Er schob seine warme Hand unter ihren Morgenrock und legte sie um ihre Hüfte, mehr beruhigend als erregend, und sah sie nachdenklich an. „Eine Ehe ist eine Partnerschaft“, sagte er. „Und da ich im Geschäft noch nie eine Partnerschaft ohne Vertragsverhandlungen eingegangen bin, werden wir diesmal dasselbe tun. Nur du und ich, unter vier Augen. Zweifellos werden wir in ein paar Punkten unterschiedlicher Meinung sein – aber du wirst feststellen, dass ich in der Kunst des Kompromisses durchaus bewandert bin.“
„Mein Vater wird darauf bestehen, in der Frage der Mitgift das letzte Wort zu behalten.“
„Ich meinte nicht die finanziellen Dinge. Von dir will ich etwas, das dein Vater nicht aushandeln kann.“
„Du willst, dass wir Dinge besprechen wie – was wir voneinander erwarten? Und wo wir leben werden?“
„Genau.“
„Und wenn ich sagen würde, ich will nicht auf dem Land leben – dass ich London Hampshire gegenüber den Vorzug geben würde – wärest du einverstanden, in Marsden Terrace zu leben?“
Er sah sie prüfend an, ehe er erwiderte: „Ich würde ein paar Zugeständnisse machen. Obwohl ich gelegentlich hierher zurückkommen müsste, um das Anwesen zu verwalten. Ich nehme an, du magst Stony Cross Park nicht?“
„O nein. Das heißt – ich mag es sehr. Meine Frage war rein hypothetischer Natur.“
„Trotzdem bist du an die Annehmlichkeiten des Stadtlebens gewöhnt.“
„Ich würde hier leben wollen“, wiederholte Lillian und dachte an Hampshires Schönheiten, an die Flüsse, Wälder und Wiesen, wo sie mit ihren Kinder vielleicht spielen könnte. Das Dorf mit seinen ungewöhnlichen Bewohnern und Ladenbesitzern und den kleinen Festen, die das friedliche Dahinplätschern des Landlebens unterbrachen. Stony Cross Park selbst, groß und doch behaglich mit all seinen Nischen und Winkeln, wo man es sich an Regentagen gemütlich machen könnte – oder in Liebesnächten. Sie errötete, als sie daran dachte, dass der Eigentümer von Stony Cross Park die weitaus aufregendste Attraktion hier war. Das Leben mit diesem vitalen Mann würde, ganz egal wo sie auch wohnten, nie langweilig werden.
„Natürlich“, fuhr sie fort, „würde ich viel eher bereit sein, in Hampshire zu wohnen, wenn ich wieder reiten dürfte.“
Er reagierte mit einem unterdrückten Lachen. „Heute Morgen habe ich einen Stallknecht gebeten, Starlight für dich zu satteln.“
„Oh, vielen Dank“, spottete sie. „Zwei Tage ehe die Gesellschaft zu Ende ist, erlaubst du mir, wieder zu reiten.
Warum jetzt? Weil du letzte Nacht deinen Spaß hattest?“
Er lächelte träge und streichelte ihre Hüfte. „Du hättest vor Wochen schon zu mir kommen sollen. Ich hätte dir die Leitung des gesamten Anwesens überlassen.“
Lillian musste sich auf die Zunge beißen, um sein Lächeln nicht zu erwidern. „Ich verstehe. In dieser Ehe werde ich gezwungen sein, meine Gunst zu gewähren, wann immer ich etwas von dir will.“
„Ganz und gar nicht. Obwohl …“ Ein heiteres Glitzern erschien in seinen Augen. „Deine Gunst scheint mich in einen angenehmen Menschen zu verwandeln.“
Marcus flirtete mit ihr, entspannt und locker in einer Weise, wie sie ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Lillian hätte jede Wette abgeschlossen, dass nur wenige Leute den würdevollen Lord Westcliff in dem Mann wiedererkennen würden, der jetzt mit ihr auf dem Teppich saß. Und als er sie etwas bequemer in seinen Armen zurechtschob, über ihre Wade strich und ihre schlanke Fessel umfasste, fühlte Lillian ein Entzücken, das weit über eine körperliche Empfindung hinausging. Ihre Leidenschaft für ihn ging viel tiefer.
„Was glaubst du, werden wir gut miteinander zurechtkommen?“, fragte sie zweifelnd und wagte es, mit dem Knoten seiner Krawatte zu spielen und den grauen Seidenstoff zu lockern. „In fast jeder Hinsicht sind wir gegensätzlich.“
Marcus beugte sich vor und küsste die zarte Innenseite ihres Handgelenks. „Ich bin zu der Auffassung gelangt, dass eine Gemahlin, die mir absolut gleicht, die schlechteste Entscheidung wäre, die ich treffen könnte.“
„Vielleicht hast du recht“, überlegte Lillian und grub ihre Finger in die kurzen Haare an seinen Schläfen. „Du brauchst eine Frau, die dir nicht immer deinen Willen lässt. Eine, die …“ Sie hielt inne und erschauerte, als er
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