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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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„Letztes Jahr noch ein Mauerblümchen und jetzt Mutter.
    Alles entwickelt sich einfach großartig für dich, Liebes.“
    „Und Lillian ist wohl die Nächste“, fügte Annabelle lächelnd hinzu.
    Lillians angespannte Nerven vibrierten in einer Mischung aus Freude und Furcht bei diesen Worten.
    „Was ist?“, fragte Daisy mit gedämpfter Stimme, während die anderen beiden sich aufgeregt über das zu erwartende Baby unterhielten. „Du siehst besorgt aus. Hast du Zweifel? Das ist vermutlich ganz natürlich.“
    „Wenn ich ihn heirate, werden wir vermutlich wie Hund und Katze streiten“, sagte Lillian angespannt.
    Daisy lächelte ihr zu. „Ist es möglich, dass du dich zu sehr an euren Verschiedenheiten reibst? Ich vermute, dass ihr euch ähnlicher seid, als du ahnst.“
    „In welcher Hinsicht könnten wir einander ähnlich sein?“
    „Denk mal darüber nach“, schlug die jüngere Schwester mit breitem Lächeln vor. „Ich bin sicher, dir wird etwas einfallen.“
    Marcus hatte sowohl seine Schwester als auch seine Mutter in den Privatsalon der Marsdens gerufen und stand nun vor ihnen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er fand sich in der ungewohnten Situation, dem Ruf seines Herzens zu folgen, anstatt auf die Stimme der Vernunft zu hören. Das sah einem Marsden so gar nicht ähnlich. Die Familie war berühmt für die lange Reihe sehr pragmatisch veranlagter Vorfahren, wobei Aline und Livia die Ausnahmen bildeten. Marcus seinerseits hatte sich den Traditionen der Marsdens gefügt – bis Lillian Bowman mit der Wucht eines Tornados in sein Leben gestürmt war.
    Jetzt brachte die Bindung an eine willensstarke junge Frau Marcus einen Seelenfrieden, wie er ihn nie zuvor gekannt hatte. Ein belustigtes Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als er sich fragte, wie er der Countess wohl beibringen sollte, dass sie nun endlich eine Schwiegertochter bekam – und das in der Person des letzten Mädchens, das sie für diese Rolle vorgesehen hätte.
    Livia saß auf einem Stuhl, während die Countess wie immer das Sofa gewählt hatte. Marcus fiel auf, wie unterschiedlich die Art war, mit der sie ihn ansahen – Livia herzlich und erwartungsvoll, die Countess abwartend und misstrauisch.
    „Nun, da Sie mich schon in meiner Mittagsruhe gestört haben“, sagte sie sehr förmlich, „bitte ich Sie zu sprechen, Westcliff. Welche Neuigkeiten haben Sie? Was ist so wichtig, dass ich zu so einer unpassenden Zeit gerufen werde? Ich vermute, es handelt sich um etwas Unwesentliches über den Abkömmling Ihrer Schwester. Nun, heraus damit!“
    Marcus presste die Lippen zusammen. Jeder Versuch, ihr die Neuigkeit behutsam beizubringen, war von der herzlosen Anspielung auf seinen Neffen zunichte gemacht worden. Plötzlich bereitete ihm die Aussicht, seiner Mutter mitzuteilen, dass jedes einzelne ihrer Enkelkinder, den späteren Erben des Titels eingeschlossen, zur Hälfte Amerikaner sein würde, unvorstellbares Vergnügen.
    „Ich bin sicher, es wird Sie freuen zu hören, dass ich Ihren Rat befolgt und endlich eine Braut erwählt habe“, sagte er glatt. „Obwohl ich noch nicht in aller Form um ihre Hand angehalten habe, glaube ich zu wissen, dass sie annehmen wird, wenn ich es tue.“
    Die Countess blinzelte überrascht und schien ein wenig die Fassung zu verlieren.
    Livia sah ihn mit einem erstaunten Lächeln an. In ihren Augen schien etwas wie eine boshafte Freude zu glitzern, die Marcus vermuten ließ, dass sie ahnte, um wen es sich bei dieser namenlosen Braut handelte. „Wie schön“, sagte sie. „Hast du endlich jemanden gefunden, der dich ertragen kann, Marcus?“
    Er lächelte zurück. „Es scheint so. Obwohl ich vermute, dass ich gut daran täte, mich mit meinen Hochzeitsplänen zu beeilen, ehe sie wieder zu Verstand kommt und die Flucht ergreift.“
    „Unsinn“, sagte die Countess mit scharfer Stimme. „Keine Frau würde fliehen bei der Aussicht, den Earl of Westcliff zu heiraten. Sie haben das älteste Adelsprädikat in ganz England inne. Am Tage Ihrer Hochzeit werden Sie Ihrer Gemahlin mehr Titel schenken, als irgendein anderes ungekröntes Haupt auf dieser Erde besitzt. Und jetzt sagen Sie mir, um wen es sich handelt.“
    „Miss Lillian Bowman.“
    Die Countess schnaubte verächtlich. „Genug mit diesem Unsinn. Nennen Sie mir den Namen des Mädchens.“
    Livia wand sich förmlich vor Vergnügen. Sie strahlte Marcus an, dann beugte sie sich vor zu ihrer Mutter und flüsterte, so laut sie nur konnte:

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