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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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entweder lesen oder über dein unbedachtes Benehmen nachdenken. Verstehst du mich, Lillian?“
    „Ja, Mutter.“ Die Aussicht, eine ganze Woche lang unter so strenger Aufsicht zu stehen, gab Lillian das Gefühl, ein eingesperrtes Tier zu sein. Sie unterdrückte ihren Widerspruch und starrte auf das Blumenmuster des Teppichs.
    „Und heute Abend“, fuhr Mercedes fort, während ihre Augen in dem schmalen, bleichen Gesicht blitzten, „wirst du dich als Erstes bei Lord Westcliff entschuldigen für den Ärger, den du ihm heute Morgen bereitet hast. Du wirst das in meiner Gegenwart tun, sodass …“
    „O nein!“ Lillian setzte sich kerzengerade auf und sah ihre Mutter kampfbereit an. „Nein. Weder du noch sonst irgendjemand wird mich dazu zwingen, mich bei ihm zu entschuldigen. Lieber würde ich sterben.“
    „Du wirst tun, was ich dir sage.“ Mercedes sprach jetzt leise, aber entschieden. „Du wirst dich auf angemessene Weise beim Earl entschuldigen, oder du wirst dieses Zimmer bis zum Ende unseres Aufenthalts hier nicht mehr verlassen.“
    Bevor Lillian den Mund öffnen konnte, mischte Daisy sich schnell ein. „Mutter, darf ich allein mit Lillian sprechen, bitte? Nur einen Augenblick. Bitte!“
    Mercedes blickte unversöhnlich von einer Tochter zur anderen, als fragte sie sich, warum sie mit zwei so schwierigen Kindern gestraft war, und verließ das Zimmer.
    „Diesmal ist sie wirklich ärgerlich“, murmelte Daisy. „So habe ich Mutter noch nie erlebt. Du wirst tun müssen, was sie verlangt.“
    In hilfloser Wut sah Lillian sie an. „Bei diesem hochnäsigen Affen werde ich mich nicht entschuldigen!“
    „Lillian, es wird dir nicht wehtun. Sprich einfach die Worte aus. Du musst es ja nicht so meinen. Sage einfach: Lord Westcliff, ich …“
    „Das werde ich nicht“, beharrte Lillian. „Und es wird wehtun. Meinem Stolz nämlich.“
    „Ist es das wert, dafür in diesem Zimmer eingesperrt zu sein und all die Soireen und Abendessen zu verpassen, bei denen die anderen sich amüsieren? Sei nicht dickköpfig! Lillian, ich verspreche, ich werde mir eine schreckliche Rache an Lord Westcliff ausdenken – etwas richtig Bösartiges. Mach jetzt einfach, was Mutter verlangt. Vielleicht verlierst du diese Schlacht, aber deswegen ja nicht gleich den Krieg. Außerdem“, verzweifelt suchte Daisy nach einem weiteren Argument, „außerdem würde nichts Lord Westcliff mehr Vergnügen bereiten, als wenn du während des ganzen Besuchs eingesperrt bliebst. Aus den Augen, aus dem Sinn. Gewähre ihm nicht diese Befriedigung, Lillian.“
    Vielleicht war das der einzige Einwand, der sie zu überzeugen vermochte. Mir gerunzelter Stirn betrachtete sie das schmale, blasse Gesicht ihrer Schwester mit den klugen dunklen Augen und den Brauen, die ein wenig zu ausgeprägt waren. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wie es kam, dass der Mensch, der am ehesten bereit war, an ihren tollkühnen Abenteuern teilzuhaben, auch derjenige war, der sie am leichtesten zur Vernunft bringen konnte. Manche Leute ließen sich von Daisys gelegentlichen Anflügen von kindlichem Klagen täuschen und bemerkten nicht den gesunden Menschenverstand, der sich hinter der elfenhaften Fassade verbarg.
    „Ich werde es tun“, erklärte sie steif. „Obwohl ich vermutlich an den Worten ersticken werde.“
    Daisy seufzte erleichtert. „Ich werde für dich vermitteln. Ich sage Mutter, dass du einverstanden bist und sie dir keine weiteren Vorträge halten sollte, damit du deine Meinung nicht wieder änderst.“
    Lillian sank in sich zusammen und stellte sich vor, wie zufrieden Westcliff aussehen würde, wenn sie gezwungen war, ihre Entschuldigung auszusprechen. Verdammt, es würde unerträglich werden. Zitternd vor Abneigung, beschäftigte sie sich damit, eine Reihe komplizierter Rachefeldzüge gegen Westcliff zu planen, die alle damit endeten, dass er um Gnade bettelte.
    Eine Stunde später verließ die Familie Bowman, angeführt von Thomas Bowman, geschlossen das Zimmer. Ihr Ziel war der Speisesaal, wo es ein weiteres üppiges, vierstündiges Mahl geben würde. Erst kürzlich hatte man ihn über das beschämende Verhalten seiner ältesten Tochter informiert, und Thomas konnte nur mühsam seinen Zorn unterdrücken, sodass sein Schnurrbart über den zusammengepressten Lippen zitterte.
    Gekleidet in ein lavendelfarbenes Seidenkleid, mit Spitzenverzierungen am Mieder und kurzen Puffärmeln, schritt Lillian hinter ihren Eltern her, wobei sie den zornigen Worten

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