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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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werde, schon eine gute Sache.“
    Das nächste Mädchen, das an der Reihe war, wartete mit einem erwartungsvollen Lächeln, während ihr die Augen verbunden und die Gläser wieder vertauscht wurden. Sie tastete nach den Gefäßen, hätte um ein Haar eines umgeworfen und tauchte die Finger in das blaue Wasser. „Das blaue Wasser bedeutet, dass sie einen bekannten Schriftsteller heiraten wird“, sagte Daisy zu Lillian. „Jetzt du!“
    Lillian warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Du glaubst doch nicht wirklich daran, oder?“
    „Ach, werde nicht zynisch, amüsier dich!“ Daisy nahm das Tuch und stellte sich auf die Zehen, während sie ihrer Schwester die Augen verband.
    Da sie nichts sehen konnte, ließ Lillian es zu, dass man sie zum Tisch führte. Bei den ermutigenden Zurufen der anderen Mädchen lächelte sie. Sie hörte, wie die Gläser vor ihr versetzt wurden, und wartete mit halb erhobenen Händen. „Was passiert, wenn ich das leere Glas nehme?“, fragte sie.
    Sie hörte Evies Stimme ganz nahe an ihrem Ohr. „Dann stirbst du als alte Jungfer.“
    „Das Glas nicht anheben, um das Gewicht zu testen!“, rief irgendjemand und kicherte. „Wenn es dein Schicksal ist, kannst du das leere Glas nicht vermeiden!“
    „Im Augenblick wäre mir ein leeres Glas sehr recht“, erwiderte Lillian und löste damit wieder Gelächter aus.
    Sie fand eine glatte Oberfläche und ließ die Finger zum Rand gleiten, tauchte sie in die kühle Flüssigkeit ein.
    Allgemeines Gelächter erscholl und Applaus, und sie fragte: „Werde ich auch einen Schriftsteller heiraten?“
    „Nein, du hast das klare Wasser gewählt“, sagte Daisy. „Auf dich wartet ein reicher, gut aussehender Ehemann!“
    „Oh, welche Erleichterung“, sagte Lillian und zog die Augenbinde herunter, um über den Rand zu spähen. „Bist du jetzt an der Reihe?“
    Die jüngere Schwester schüttelte den Kopf. „Ich habe es als Erste versucht. Zweimal hintereinander habe ich ein Glas umgeworfen und ein fürchterliches Durcheinander angerichtet.“
    „Was heißt das? Dass du gar nicht heiraten wirst?“
    „Es bedeutet, dass ich ungeschickt bin“, erwiderte Daisy heiter. „Und darüber hinaus – wer weiß? Vielleicht muss mein Schicksal noch entschieden werden. Die gute Nachricht ist, dass dein Gemahl unterwegs zu sein scheint.“
    „Falls dem so ist, so hat der Bastard Verspätung“, gab Lillian zurück und brachte damit Daisy und Evie zum Lachen.

9. KAPITEL
    Unglücklicherweise breitete sich die Nachricht über die Auseinandersetzimg zwischen Lillian und Lord Westcliff in Windeseile im ganzen Haus aus. Bis zum frühen Abend war das Geschehene auch Mercedes Bowman zu Ohren gekommen, und ihre Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Bleich vor Zorn schritt Mercedes vor ihrer Tochter im Zimmer auf und ab.
    „Vielleicht hätte man es übersehen können, wenn du nur in Lord Westcliffs Gegenwart eine impassende Bemerkung gemacht hättest“, wütete Mercedes und gestikulierte heftig mit ihren mageren Armen. „Aber mit dem Earl zu streiten und ihm vor aller Augen den Gehorsam zu verweigern – begreifst du, in welches Licht uns das setzt? Du ruinierst nicht nur deine eigenen Chancen auf eine Heirat, sondern auch die deiner Schwester! Wer will in eine Familie einheiraten, zu der – zu der eine unerzogene Göre gehört?“
    In einem Anflug von Schamgefühl warf Lillian ihrer Schwester, die in einer Ecke saß, einen Blick zu. Um sie zu beruhigen, schüttelte Daisy leicht den Kopf. „Wenn du dich weiterhin wie eine Wilde aufführst“, fuhr Mercedes fort, „werde ich gezwungen sein, entschiedene Maßnahmen zu ergreifen, Lillian Odelle!“
    Als sie ihren verhassten zweiten Vornamen hörte, ließ Lillian sich tiefer in das Sofa sinken: Gewöhnlich zog das drakonische Strafen nach sich.
    „Während der nächsten Woche wirst du dieses Zimmer nur in meiner Gesellschaft verlassen“, erklärte Mercedes finster. „Ich werde jede deiner Handlungen beobachten, jede Geste und jedes Wort, das du sagst, bis ich davon überzeugt bin, dir zutrauen zu können, dich wie ein vernünftiges menschliches Wesen zu benehmen. Wir sind damit beide bestraft, denn ich finde an deiner Gesellschaft ebenso wenig Vergnügen wie du an meiner. Aber ich sehe keine Alternative. Und wenn du zu widersprechen wagst, so werde ich die Strafe verdoppeln und zwei Wochen daraus machen! Die Zeit, in der du nicht unter meiner Aufsicht stehst, wirst du in diesem Zimmer verbringen und

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