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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Abend, Mylord, und vielen Dank für …“
    „Lillian“, hörte sie ihn flüstern.
    Sie wandte sich ab und ging davon, das Lächeln wie festgefroren auf ihrem Gesicht, während sie fühlte, wie sich auf ihrem bloßen Nacken eine Gänsehaut bildete.
    Für Lillian hätte sich der Rest des Abends sicher schrecklich gestaltet, wenn ihr nicht die Rettung in Gestalt von Sebastian, Lord St. Vincent erschienen wäre. Ehe sie zu Evie und Daisy gehen konnte, die zusammen auf einer der mit Samt bezogenen Bänke saßen, trat er an ihre Seite.
    „Welch anmutige Tänzerin Sie sind, Miss Bowman.“
    Nachdem sie mit Westcliff zusammen getanzt hatte, erschien es ihr seltsam, zu einem Mann aufzusehen, der so viel größer war als sie. In St. Vincents Blick lag das Versprechen eines verbotenen Vergnügens, dem sie kaum zu widerstehen vermochte. Sein rätselhaftes Lächeln konnte gleichermaßen einem Freund oder Feind gelten. Lillian ließ den Blick über den ein wenig schiefen Knoten seiner Krawatte gleiten. Seiner Kleidung haftete ein Hauch von Unordnung an, als hätte er sich ein wenig zu hastig angezogen, nachdem er das Bett einer Geliebten verlassen hatte – nur um so schnell wie möglich dorthin zurückzukehren.
    Auf sein Kompliment hin lächelte sie und zuckte ein wenig unbeholfen die Achseln, wobei sie sich zu spät daran erinnerte, dass die Countess gesagt hatte, eine Dame tue so etwas nicht. „Wenn ich anmutig erschien, so lag das an den Fähigkeiten des Earls, nicht an meinen, Mylord.“
    „Sie sind zu bescheiden, meine Süße. Ich habe Westcliff mit anderen Frauen tanzen sehen, und es war nicht annähernd vergleichbar. Sie scheinen Ihre Differenzen mit ihm beigelegt zu haben. Sind Sie nun gute Freunde?“
    Es war eine harmlose Frage, aber Lillian spürte, dass sich weit mehr dahinter verbarg. Sie antwortete vorsichtig, während sie bemerkte, wie Lord Westcliff eine Frau mit kastanienbraunem Haar zu den Erfrischungen geleitete.
    Die Frau strahlte vor Freude über das Interesse des Earls. Eifersucht durchzuckte Lillians Herz. „Ich weiß es nicht, Mylord“, sagte sie. „Möglicherweise verstehen Sie unter Freundschaft etwas anderes als ich.“
    „Kluges Mädchen.“ St. Vincents Augen schimmerten wie blaue Diamanten, kühl und mit unendlich vielen Facetten. „Kommen Sie, gehen wir zu den Erfrischungen, dann könnten wir uns über die verschiedenen Definitionen unterhalten.“
    „Nein, vielen Dank“, erklärte Lillian widerstrebend, obwohl sie sehr durstig war. Um ihres eigenen Seelenfriedens willen musste sie Westcliffs Nähe meiden.
    St. Vincent folgte ihrem Blick und sah den Earl neben der Frau mit den kastanienbraunen Haaren. „Vielleicht besser nicht“, stimmte er gelassen zu. „Zweifellos würde es Westcliff missfallen, Sie in meiner Begleitung zu sehen. Schließlich riet er Ihnen, sich von mir fernzuhalten.“
    „Hat er das getan?“ Lillian runzelte die Stirn. „Warum?“
    „Er wollte nicht, dass Sie durch eine Verbindung zu mir kompromittiert werden oder sonst wie Schaden nehmen.“
    Der Viscount warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Mein Ruf, Sie verstehen?“
    „Westcliff hat kein Recht zu entscheiden, mit wem ich mich abgebe“, meinte Lillian verärgert. „Dieser überhebliche, hochnäsige Besserwisser, ich würde gern …“ Sie hielt inne und versuchte, ihre auflodernden Gefühle zu beherrschen. „Ich habe Durst“, sagte sie schließlich. „Ich möchte zu den Erfrischungen gehen. Mit Ihnen.“
    „Wenn Sie darauf bestehen“, erwiderte St. Vincent freundlich. „Was soll es sein? Wasser? Limonade? Punsch oder …“
    „Champagner“, erwiderte sie finster.
    „Was immer Sie wünschen.“ Er geleitete sie zu dem langen Tisch, um den sich zahlreiche Gäste scharten. Nie zuvor hatte Lillian mehr Befriedigung empfunden als in dem Moment, da Westcliff bemerkte, dass sie sich in St. Vincents Begleitung befand. Der Zug um seinen Mund wurde härter, und er starrte sie aus zusammengekniffenen schwarzen Augen an. Lächelnd nahm Lillian das Glas mit eisgekühltem Champagner von St. Vincent an und trank es ganz undamenhaft gierig leer.
    „Nicht so schnell, meine Süße“, flüsterte St. Vincent ihr zu. „Der Champagner wird Ihnen zu Kopf steigen.“
    „Ich möchte noch eins“, erwiderte Lillian und lenkte ihre Aufmerksamkeit von Westcliff weg auf St. Vincent.
    „Ja. In ein paar Minuten. Sie sehen ein bisschen erhitzt aus. Das wirkt zwar sehr charmant, aber ich glaube, im

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