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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Typen,
der mich erpresst hat, erfunden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, den hast du nicht erfunden. Er hat dich erfunden, oder besser gesagt: deine Rolle in der
Grabowsky-Saga. Die Idee ist ihm gekommen, als du ihm vom lustbetonten Freitod
Kummetingers erzählt hast, übrigens das einzig Authentische an deiner
Geschichte.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich versteh nur Bahnhof. Was redest du da?«
    »Ich rede von dem Typen, den du im ›Drop in‹ getroffen hast –
freiwillig! Erpressen musste er dich gar nicht. Höchstens ein bisschen ködern.
Die Frage ist nur, womit, schließlich hast du mit deinen achtundzwanzig Lenzen
ja schon so einiges eingesackt. Was konnte dich also noch reizen? Ein Mann? –
Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die schon aus deiner Kammer kamen?«
    »Wahnsinnig witzig. Der andere Kiberer in eurer Abteilung ist auch
so ein Komiker.«
    »Weider? Der ist schon in Ordnung. Leider fällt er ebenso leicht auf
hilflose, bedrängte Mädchen rein wie ich. Weißt du, was wirklich komisch ist?«
    »Du wirst es mir gleich sagen.«
    »Allerdings. So viele Jahre hindurch konnten die Sökos völlig
unbemerkt ihrem blutigen Handwerk nachgehen. Und plötzlich gelingt es uns, sie
innerhalb einer Woche zu orten und zu zerschlagen. Das ist komisch! Wir müssten schon an manischer Selbstüberschätzung leiden,
drängten sich uns da nicht leise Zweifel auf, dass dieser Erfolg allein der
eigenen Tüchtigkeit geschuldet ist. Setz dich endlich hin!«, schnauzte er sie
unvermittelt an. »Dieses Herumgetanze geht mir auf den Geist.«
    Völlig verdattert setzte sie sich links von ihm auf die Sitzbank.
Jacobi stützte beide Ellbogen auf der Tischplatte auf und legte die
Fingerspitzen aneinander.
    »Du hast den Blonden nicht erst im ›Drop in‹ getroffen, sondern
kanntest ihn bereits. Vor einigen Monaten war er Patient im HKS . Hatte eine Sehnenscheidenentzündung. Ihr habt euch
gesehen und gefunden. Nicht nur, weil ihr beide so attraktive Menschen seid,
sondern weil jeder im andern die verwandte Seele erkannte. Und während eines
Schäferstündchens, bei dem unter anderem die Zustände am HKS erörtert wurden, hast du ihm jene Idee geliefert,
die er später mit deiner Hilfe in die Tat umsetzte. Deinen Preis kannte er. Ich
tippe auf Anbahnung einer lukrativen Ehe mit einem reichen alten Knacker. Hab
ich recht?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Macht nichts. Wie auch immer die Abmachung lautete, sie ist
inzwischen hinfällig. Sollte dein Partner jemals vorgehabt haben, sie
einzuhalten: Jetzt ist das alles Makulatur. Durch die Pannen, die ihm
unterlaufen sind, bist du zur untragbaren Mitwisserin geworden.«
    Jutta Dietrich wurde blass. »Warum Mitwisserin? Ich habe kein
Verbrechen begangen. Bin auch nie in eins verwickelt gewesen.« Ihre
verschränkten Finger verkrampften sich.
    »Das wird sich herausstellen. Jedenfalls kennst du den Erfinder der
Grabowsky-Saga. Und eben der hat Grabowsky ermorden lassen.«
    Sie sprang auf. »Was für ein Unsinn, die Sökos haben Grabowsky
ermordet!«
    »Damit hast du’s grad zugegeben?«
    »Was?«
    »Dass du den Erfinder der Grabowsky-Saga kennst. Sonst könntest du
nicht wissen, dass der Mörder nicht zu den Sökos gehört. Und setz dich
gefälligst wieder hin.«
    Sie folgte seiner Anweisung, maulte aber aufmüpfig: »Ich habe gar
nichts zugegeben.«
    Jacobi zuckte mit den Schultern. »Mit deiner Vogel-Strauß-Attitüde
machst du dich nur lächerlich. Wir haben seit letztem Mittwoch unsre
Hausaufgaben nachgeholt.«
    »Ach, was du nicht sagst.«
    »Spar dir deine Süffisanz und hör lieber zu: Dein Partner hat durch
einen Zufall, auf den ich noch zurückkommen werde, das grausige Geheimnis
Sorges entdeckt – und den Alpha-Code der Sökos.«
    »Wer ist Sorge?«, unterbrach sie ihn.
    Jacobi stutzte. »Willst du mir allen Ernstes einreden, du wüsstest
nicht, wer Sorge ist?«
    »Ob im Ernst oder wie auch immer: Ich weiß es nicht.«
    »Also gut«, sagte er verärgert, »Dr. Sorge ist der Chef der Sökos.
Er hat heute Nachmittag ein umfassendes Geständnis abgelegt. Interessiert dich
nicht, klar, weil du ihn ja nicht kennst. Kehren wir trotzdem zum Dreh- und
Angelpunkt zurück. Dein Partner entdeckt irgendwann in den letzten Monaten die
Sökos-Zentrale: die ANUBIS Insurance Company.
Statt aber die Behörden zu informieren, wie es jeder normale Staatsbürger getan
hätte, behält er sein Wissen für sich, will persönlichen Nutzen daraus ziehen.
Im Gegensatz zu dir

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