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Herbstmilch

Herbstmilch

Titel: Herbstmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Wimschneider
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Buben ins Wirtshaus, der benzte immer, Vater, gemma hoam, doch der Vater blieb hocken, bis das meiste, wenn nicht alles Geld vertrunken war.
    Wenn er daheim ankam, war er ein böser Mann. Er wußte dann nicht mehr, daß er ein Mensch war. Oft schlug er die Fensterscheiben ein, die seine Frau wieder einglasen lassen mußte, und dreckte das Bett voll und ließ den Bierhahn ins Bett laufen. Wenn sie dann auch wild wurde, bekam sie Schläge. Oft hatte sie Tränen in den Augen, wenn sie das so erzählte. Ein bißchen hätte sie sich ja schon gefallen lassen. Manchmal hat sie aber auch zurückgeschlagen, mit dem Pantoffel oder was sonst so zu erreichen war. Aber er war halt immer der Stärkere. Später nahm sie sich Kostkinder und brachte sie auch mit zu mir.
    Eines Tages sagte sie, weißt, was ich mir hab einfallen lassen, daß der nicht sein Biertümpfl ins Bett laufen lassen kann? Ich hab ihm den Zipfel zugebunden mit einem Bandl! Da mußte ich recht lachen. Ich sagte, wie ist denn das ausgegangen? Schlecht, sagte sie, er ist dann auf einmal narrisch worden, weil’s ihn gedrückt hat, denn das Bier wollte heraus, und der Wechsel war zugebunden. Dann fing er fürchterlich an zu schreien und zu fluchen, sprang auf, konnte aber das Bandl nicht aufbringen und auch nicht aufschneiden, weil es so fest rumgewickelt war. Die Frau ist davongelaufen aus dem Haus und hat sich versteckt. Sie hat sich sehr gefürchtet und hat dann auch wieder ihre Schläge bekommen. Wie er das Bandl heruntergebracht hat, wußte sie nicht. Sie sagte, das macht sie nicht mehr wieder, das eine Mal hat ihr gereicht.
    Er ist dann doch einmal gestorben, und ihre Kinder haben sich recht um ihre Mutter angenommen, besonders die Schwiegertochter, deren Vater auch ein Trinker war, und so ist es ihr im Alter noch recht gut gegangen.

    *

    Mein Mann kam, als er genesen war, nach Italien. Der Wirtschaftshelfer mußte jetzt auch einrücken. Nun kam ein polnisches Ehepaar auf den Hof. Die wollten schon lieber Bohnenkaffee als anderen trinken, aber ich konnte auch nicht soviel herkriegen während des Krieges.
    Einmal haben wir eine Sau geschlachtet, und grade ging der Polizist seine Tour, da hat ihm der Pole erzählt, daß ich ein Schwein geschlachtet hab, und Bier würd ich auch selber machen. Ich konnte es nicht ableugnen, ließ den Polizist vom Bier kosten und gab ihm ein Stück Schweinefleisch. Dann sagte der zum Polen, sei froh, wenn du zum Essen genug hast. Du kennst die Not nicht, die andere Leute haben. Unser Bier hat dem Polizist auch geschmeckt. Weil es nur für unseren Gebrauch war, hat er uns dann nichts gemacht.
    Einmal, als wir noch keine Fremden im Haus hatten, haben wir auch eine Sau schwarz geschlachtet. Der alte, zittrige, 70 Jahre alte Onkel Albert sagte, ich hau die Sau mit einer schweren Hocka auf den Kopf, woaßt, richtig aufs Hirn, und wenn’s dann liegt, stichst’s du glei ab. Aufs Blut verzichten wir, da haben wir zuwenig Händ.
    Also holte ich die Hocka. Onkel Albert zitterte vor Aufregung noch mehr als ich. Wir gingen zu zweit in den Stall, das kam der Sau schon ganz komisch vor, und sie lief vor lauter Aufregung in einem Schwung und Tempo um den Stall. Ich fürchtete, sie lauft mir den alten Onkel um, da auf einmal schlug er zu. Mein Gott, die Sau schrie, was sie konnte, der hatte sie richtig aufs Ohr geschlagen. Ich legte das Messer weg und sagte, schau, daß du schnell hinauskommst, bevor sie dich umläuft. Dann nahm ich die Axt, und nach ein paarmal Um-den-Stall-Rennen gelang es mir doch, sie bewußtlos zu schlagen. Dann war’s aus mit der Sau.
    Brühen, saubermachen und ausnehmen konnte ich schon allein machen. Das war eine Aufregung, weil noch dazu der Stall an der Straße war und niemand was merken sollte.
    Ein anderes Mal haben wir uns einen Metzger genommen. Es war ein gelernter Metzger, ein großer Sprüchemacher war er auch. Als die Sau dann in Stücke geteilt war, fiel mir auf, daß sie nur drei Füße hatte. Bevor er fortging, konnte ich ihn erwischen. Er wollte, sagte er, nur noch die fehlende Hax und zwei große Stücke Fleisch aus dem Wasserkrand herausnehmen, die ihm zufällig, aus Versehen, hineingefallen sind. Bei unserer Abwesenheit wären die sicher noch in seinen Rucksack gefallen!
    Als ich noch ein Kind war, kam auch mal ein alter Metzger zum Schlachten. Er rüstete sich zur Arbeit, zog eine Bluse an, in der er am selben Tag schon andere Schweine geschlachtet hatte, und band seinen blutigen Fetzen um. Der Vater

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