Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
Beispiel.«
»Morgen lassen wir uns Tattoos machen«, sagte Alex mit einem breiten Grinsen.
»Er macht nur Witze, Dad«, sagte David schnell, bevor sein Vater etwas sagen konnte.
»Ja, ich mache wirklich nur Witze, Mr. Williams«, bestätigte Alex.
George entspannte sich sofort und man konnte die Erleichterung in seinem Gesicht sehen.
Kapitel 4: Kevin
Es dauerte bis Mittwoch. Erst dann funktionierte die Stromversorgung wieder problemlos und wir konnten nach Hause zurückkehren. Der Donnerstag wurde zum normalen Schultag erklärt, was den Jungs nicht besonders gefiel. Als die Stadt zur Normalität zurückkehrte, wurden die Medien auf die menschlichen Geschichten aufmerksam. Zwei nationale Fernsehsender hörten von David und Alex und sie berichteten über ihre Heldentat. Auch mehrere Zeitungen schrieben über sie.
»Ich glaube, eure Scheiße stinkt nun nicht mehr«, sagte Rick, um sie zu ärgern.
»Seine schon«, sagte David und zeigte auf Alex.
Wir alle lachten, was nur noch schlimmer wurde, als Alex seinen Freund ansah, sich die Nase zuhielt und die Luft anhielt.
Über die nächsten Tage bekamen sie immer mehr Benachrichtigungen von Preisen und Auszeichnungen, die sie bekommen sollten. Sogar der Sponsor ihrer Scout-Gruppe verlieh ihnen einen Preis und legte noch einen Geschenkgutschein über 200 Dollar für ein lokales Geschäft obendrauf.
Wie Sam vorhergesagt hatte, rief auch der Herausgeber des Boy‘s Life Magazins bei ihnen an, weil sie eine Geschichte über unsere Jungs veröffentlichen wollten. Sie schickten einen Reporter, um sie zu interviewen und sogar einen Fotografen, um Bilder zu machen. Auch das Nationale Komitee der Scouts wollte ihnen eine Auszeichnung verleihen. Diese sollten sie im kommenden Frühjahr in Washington erhalten. David und Alex genossen es, im Rampenlicht zu stehen und sie freuten sich über die Auszeichnungen, die sie bekamen. Die Aufmerksamkeit beeinflusste sie aber nicht mehr als es ein Pickel auf dem Kinn getan hätte. Sie sprachen nie über das, was sie getan hatten und das ganze Lob veränderte auch ihre Persönlichkeit nicht. Es war alles so wie immer.
Eines Abends rief uns Sam, ihr Gruppenleiter bei den Scouts, an. Er wollte wissen, ob wir und die Jungs nicht Lust hätten, ihn, Fred und seinen Neffen bei einem Camping-Ausflug am kommenden Wochenende zu begleiten.
»Dein Neffe?«, fragte ich überrascht.
»Ja, er ist der Sohn meiner Schwester. Er ist 14 und wird wahrscheinlich ein paar Wochen bei mir bleiben.«
»Du klingst nicht sehr erfreut«, stellte ich fest.
»Nun, ich freue mich darüber, dass er hier ist. Aber die Umstände sind nicht besonders erfreulich.«
»Was ist los?«
»Er ist schwul und er hat sich vor ein paar Tagen bei meiner Schwester und ihrem Mann geoutet. Mein Schwager hat es nicht besonders gut aufgenommen, also waren sie der Meinung, dass es das Beste wäre, wenn Chad eine Weile nicht da ist. Sie hoffen, dass es seinem Vater ein bisschen Zeit gibt, um sich wieder abzuregen. Was kann man also besseres machen, als den Jungen zu seinem schwulen Onkel abzuschieben?«
»Es tut mir leid, dass das passiert ist.«
»Das finde ich auch«, stimmte Sam zu und seufzte. »Chuck, so heißt sein Vater, ist im Grunde ein guter Kerl und ich bin mir sicher, dass er sich wieder beruhigt. Aber Chad ist deshalb zur Zeit ein bisschen mitgenommen, genau wie seine Mutter.«
»Wird er hier auch zur Schule gehen?«, fragte ich.
»Offiziell wird er zuhause unterrichtet. Er ist in irgendeinem Online-Programm, also denke ich, dass er nicht all zu viel versäumen wird. Aber ich glaube kaum, dass eine Schule für Chad ein glücklicher Ort war - selbst vor seinem Coming Out.«
»Warum nicht? Was ist mit ihm?«
»Er ist nicht wie David und Alex oder Justin und Jason.«
»Oh?«, war alles, was ich sagte.
»Oder du und Rick oder jeder andere in unserem schwulen Freundeskreis.«
»Was ist mit diesem Kind? Ist er ein Monster oder so etwas?«, versuchte ich zu scherzen, aber Sam lachte nicht.
»Ein Monster nicht, nein«, antwortete er. »Er ist nur ausgesprochen schüchtern und sehr, sehr feminin. Seine einzige Freundin ist ein Mädchen mit Zerebralparese.«
»Nun, feminine Jungs oder Männer sind nicht gerade etwas Außergewöhnliches.«
»Nein, das nicht, aber ich bin mir sicher, dass es die meisten Leute eher abstoßend finden.«
Ich musste an eine Unterhaltung denken, die wir vor einiger Zeit hatten. Es war kurz nachdem Justin bei uns eingezogen war. Er hatte
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