Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
Justin.
In diesem Moment platzte Alex in den Raum, eine Flasche Cola in der einen und eine halbvolle Flasche Bourbon in der anderen Hand.
»Schaut, was ich hier habe«, sagte er.
Dann entdeckte er mich und seine Augen wurden so groß wie Frisbees.
»Einen Drink noch für jeden«, sagte ich und Alex grinste mich an.
Dann schenkte er jedem einen Drink ein und setzte sich zu David auf das Bett. Rick fand uns ein paar Minuten später.
»Jungs, ich bin so stolz auf euch, dass ich gleich platze«, sagte er, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Alex, dein Dad erzählt diesen Leuten da draußen gerade die Geschichte und er weint. Dein Dad heult auch, David. Wir sind alle so unglaublich stolz auf euch.«
David und Alex strahlten und saugten das Lob förmlich in sich auf.
Das Wohnzimmer der Suite wurde zu so etwas wie unserem Hauptquartier im Hotel, wo wir uns alle trafen. Es gab eine kleine Küche, also war es kein Problem, Getränke kühl und Eis gefroren zu halten. Rick, David, Alex und ich blieben nachts lange auf und wechselten zwischen Filmen im Pay-TV und dem Wetterkanal hin und her. Der Sturm hatte Fahrt aufgenommen und es gab bereits erste Meldungen von Tornados und zerstörten Häusern. Die Polizei und die Feuerwehr hatten die Lage allerdings unter Kontrolle. Das Rote Kreuz und die Heilsarmee halfen dabei.
»Woher kommen die Tornados?«, fragte David.
»Der Sturm macht sie«, erklärte Alex. »Wenn es viele davon gibt, verursachen sie mehr Schäden als der Sturm selbst.«
»David, wenn wir nach Hause fahren, wirst du Stellen sehen, wo die Tornados durch die Wälder gezogen sind. Die Bäume werden dort umgeknickt sein wie Zahnstocher«, warf ich ein.
»Cool.«
Rick war nicht er selbst. Er sagte nicht viel, war aber ziemlich unruhig. Unser Arzt hatte ihm für Situationen wie diese ein leichtes Beruhigungsmittel verschrieben und ich fragte mich, ob er daran gedacht hatte, es mitzunehmen. Er zündete sich sogar eine Zigarette an. Als er beim ersten Zug hustete, zog er damit die Aufmerksamkeit der Jungs auf sich. Sie hatten Rick noch nie rauchen gesehen und wirkten ziemlich überrascht. Er hatte über ein Jahr zuvor damit aufgehört.
»Hast du an deine Medizin gedacht?«, fragte ich ihn leise.
»Ja.«
»Hast du auch etwas davon genommen?«
»Noch nicht, aber ich sollte wohl etwas nehmen. Lass mich noch aufrauchen, dann gehe ich sie nehmen.«
»Soll ich sie dir holen?«, fragte ich.
Er lächelte mich dankbar an, also stand ich auf und holte seine Medizin.
Es dauerte nur eine halbe Stunde, bis sie anfing zu wirken. Ich konnte fast dabei zusehen, wie er sich nach und nach entspannte.
Das Wetter war schrecklich, als wir am Sonntag Morgen aufwachten. Es regnete stark und man konnte den Wind hören. Rick und ich lagen im Bett und lauschten dem Gewitter, das draußen tobte. Es war mittlerweile 9 Uhr, aber draußen war es noch immer nicht richtig hell. Wir hörten ein Klopfen an der Tür und Rick fragte, wer es war. Eine ängstliche Stimme sagte, dass es David war. Rick stand auf, ging zur Tür und öffnete sie ein Stück.
»Wir wissen, dass es Sonntag Morgen ist, aber können wir rein kommen?«, fragte Alex. »David hat Angst.«
Rick öffnete die Tür weiter und ließ sie herein. Beide krabbelten zwischen uns ins Bett. Rick und ich waren beide nackt, aber das störte niemanden. Das Bett war riesig und wir hatten alle genug Platz. Ich spürte, dass David zitterte.
»Ist dir kalt?«, fragte ich ihn.
»Ich habe nur ein bisschen Angst«, antwortete er. »Ich habe schlecht geträumt und das hat mir Angst gemacht. Auch der Sturm ist gruselig. Ihr habt alle schon Hurrikans hinter euch, aber das ist mein erster.«
»Worum ging es in deinem Traum? Möchtest du es uns erzählen?«
»Ich habe geträumt, dass Alex ertrunken ist, anstatt die Frau und das Baby zu retten.«
Seine Augen fühlten sich mit Tränen und ich nahm ihn in den Arm.
»Oh, David«, sagte ich sanft. »Das ist wirklich beängstigend, aber es war nur ein Traum.«
»Ich weiß, aber es würde mich umbringen, wenn Alex sterben würde.«
Ich sagte nichts, aber ich wusste, dass es wahr war.
Rick schaltete den Fernseher ein und versuchte einen der Sender von Zuhause zu bekommen. Der erste Sender lieferte nur ein Testbild, also probierte er einen anderen. Die Reporterin berichtete gerade, dass der andere Sender, den Rick zuvor probiert hatte, ebenso den Sendebetrieb wegen des Sturms eingestellt hatte wie auch einige Radiosender.
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