Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
das nächste Mal besser machen. Versprochen!«
»Alex, hast du das ernst gemeint, was du letztens gesagt hast?«, fragte Chad. »Also dass ihr einen Freund für mich sucht?«
»Ja, das meinte ich ernst«, sagte ich. »Da ist ein Typ in meiner Theater-AG, von dem ich glaube, dass du ihn mögen wirst. Sein Name ist Gage.«
»Ist er schwul?«, fragte Chad.
»Das ist der Teil, den ich nicht weiß. Aber ohne dir zu nahe treten zu wollen: er verhält sich schwul. Und bevor du mich jetzt schlägst, gib zu, dass du weißt, wovon ich rede.«
»Du meinst also, er ist wie ich?«
»Ja, das meinte ich«, gab ich zu. »Hasst du mich jetzt, weil ich das gesagt habe?«
»Hasse ich dich dafür, weil du dich um mich kümmerst? Dafür, dass du jetzt gerade hier mit mir sitzt und mein Freund bist? Dafür, dass du für mich einen Freund suchst? Ja, Alex. Aus all diesen Gründen hasse ich dich.« Kurze Pause. »Du Arschloch!«
Wir lachten über Chads Sarkasmus.
»Schau mal auf zwei Uhr, Bubba«, sagte ich.
Chad sah sich um und entdeckte Gage, der mit drei Mädchen an einem Tisch saß und sie offensichtlich unterhielt. Gage war ein Paradebeispiel für das, was Justin eine Drama Queen nannte. Allerdings war er auch gleichzeitig wohl der attraktivste Typ an der Schule.
»Wie gut kennst du ihn?«, fragte Chad, offensichtlich interessiert.
»Wir haben uns nur gegenseitig einen geblasen, das ist alles«, antwortete ich.
David, der neben mir saß, stieß mir einen Ellenbogen in die Rippen und es tat verdammt weh. Es hielt uns beide aber nicht davon ab, zu lachen.
»Wie treffen wir uns?«
»Komm nach der Schule zur Probe. Ich fahre ihn danach meistens nach Hause. Setz dich einfach nur hin und schau dir die Probe an. Danach bringen wir dich auch nach Hause.«
»Ah, verstehe.«
»Wie kommst du übrigens sonst nach der Schule nach Hause?«
»Käsewagen.«
»Heute fährst du mit uns. Oder besser gesagt: ab heute . Wenn du Gage magst, kannst du jeden Tag mit uns mitfahren, aber ich nehme ihn nur nach den Proben mit.«
Chad lachte erfreut.
»Okay, großer Bruder.«
Es gefiel mir, dass er das sagte. Chad war extrem lustig und sympathisch, wenn man erst einmal über das Makeup und den Nagellack hinweg blickte, die er trug, als wir ihn das erste Mal trafen. Er war zwar immer noch ziemlich tuntig, aber ich hatte kein Problem damit. David und ich hatten uns an der Schule nicht wirklich geoutet, aber wir wussten, dass ein paar Leute vermuteten, dass wir schwul und ein Paar waren. Es bereitete uns aber niemand Schwierigkeiten, also waren uns die Gerüchte egal.
Wie besprochen kam Chad am Nachmittag zur Probe und setzte sich in eine der Sitzreihen ungefähr in der Mitte der Aula. Er sah uns ein bisschen bei den Proben zu, aber er machte auch seine Hausaufgaben. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen, denn es wird ziemlich schnell langweilig, wenn man sich die gleiche Szene und den gleichen Text immer wieder anhören muss.
Nach der Probe gingen David, Chad, Gage und ich zusammen zu meinem Auto.
»Gage, das ist unser Freund, Chad«, stellte ich ihn vor.
Sie gaben sich die Hand.
»In welche Klasse gehst du?«, fragte Gage.
»In die neunte«, antwortete Chad.
»Cool. Ich bin ein Junior .«
Wir fuhren ein paar Blocks schweigend.
»Wollt ihr etwas essen gehen?«, fragte ich. »Ich bin am Verhungern.«
»Gute Idee«, sagte David.
Wir fuhren zu einer Fast-Food-Kette und gingen hinein. Wir bestellten unser Essen und grüßten ein paar Mädels aus der Theater-AG, die an einem der Tische saßen. Wir selbst setzten uns allerdings an einen Tisch in einer Ecke.
»Woher kommst du, Chad?«, fragte Gage. »Du klingst nicht, als würdest du von hier kommen.«
»Ich komme aus Mississippi, aber ich lebe zur Zeit hier bei meinem Onkel.«
»Oh?«, fragte Gage.
»Ja, zuhause ist es zur Zeit nicht besonders angenehm.«
»Was hast du getan? Dich bei ihnen geoutet oder so etwas?«
David und ich sahen uns mit großen Augen an.
»So etwas in der Art«, sagte Chad.
Oh, Scheiße , dachte ich. Die beiden reden nicht lange drumherum.
»Meine haben es recht locker genommen. Wobei sie es mehr oder weniger schon immer gewusst hatten.«
»Das hatte ich bei meinen auch angenommen.«
»Habt ihr überhaupt eine Ahnung, wovon wir reden?«, fragte Gage David und mich.
Ich zuckte mit den Schultern.
»Wir reden davon, dass wir beide schwul sind«, erklärte Gage. »Wenn ihr ein Problem damit habt, finden wir einen anderen Weg, um nach Hause zu kommen, okay?
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