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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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an.«
    »Ja.«
    »Er ist vorläufig wegen kleinerer Vergehen in Haft«, fuhr Poirot fort. »Inzwischen sammeln wir Beweismater i al im Zusammenhang mit dem Mord.«
    »Dann handelt es sich also wirklich um Mord?«, fragte sie gespannt.
    Poirot nickte. »Es handelt sich um Mord. Die vorsätzl i che Zerstörung eines Menschen durch einen anderen Menschen.«
    Sie schauderte zusammen.
    »Nicht«, murmelte sie. »Es klingt schrecklich, wenn Sie es so sagen.«
    »Ja – es ist auch schrecklich.« Poirot machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr: »Miss Plenderleith, ich werde I h nen nun genau erzählen, wie ich in diesem Fall zur Wah r heit gelangt bin.«
    Sie blickte von Poirot zu Japp. Der Chefinspektor l ä chelte.
    »Er hat seine eigenen Methoden, Miss Plenderleith«, e r klärte er. »Ich lasse ihn gewähren. Wollen wir doch hören, was er zu sagen hat.«
    Poirot begann.
    »Wie Sie wissen, Mademoiselle, traf ich mit meinem Freund am Vormittag des sechsten November am Tatort ein. Wir begaben uns in das Zimmer, in welchem man Mrs Aliens Leiche gefunden hatte, und es fielen mir dort sofort mehrere bedeutsame Kleinigkeiten auf. Verschi e dene Dinge in jenem Zimmer waren nämlich ausgespr o chen merkwürdig.«
    »Weiter«, sagte Jane knapp.
    »Zunächst einmal der Zigarettenrauch.«
    »Ich glaube, da übertreiben Sie, Poirot«, unterbrach ihn Japp. »Ich selbst habe gar nichts gerochen.«
    Poirot drehte sich blitzschnell zu ihm um.
    »Genau. Sie haben keinen abgestandenen Zigarette n rauch gerochen. Und ich ebenso wenig. Und das war sehr, sehr sonderbar – denn Tür und Fenster waren beide fest geschlossen, und in einem Aschenbecher lagen die Stummel von nicht weniger als zehn Zigaretten. Es war eigenartig, sehr eigenartig, dass die Luft in diesem Zi m mer absolut frisch roch – und das tat sie.«
    »Also darauf wollten Sie hinaus!«, Japp seufzte. »Dass Sie an die Dinge immer so umständlich herangehen mü s sen!«
    »Ihr Sherlock Holmes tat dasselbe. Erinnern Sie sich, einmal lenkte er die Aufmerksamkeit auf die merkwürdige nächtliche Begebenheit mit dem Hund – und die Antwort darauf war, dass es eben keine merkwürdige Begebenheit gab. Der Hund hatte sich während der Nacht nicht von der Stelle gerührt. Doch fahren wir fort: Das nächste, was mir auffiel, war die Armbanduhr, die die Tote trug.«
    »Was war damit?«
    »Nichts Besonderes, aber sie trug sie am rechten Han d gelenk. Nun ist es nach meiner Erfahrung eher üblich, die Uhr am linken Handgelenk zu tragen.«
    Japp zuckte die Achseln. Ehe er jedoch etwas sagen konnte, sprach Poirot eilig weiter.
    »Aber das lässt keine endgültigen Schlüsse zu. Manche Menschen ziehen es eben vor, die Armbanduhr rechts zu tragen. Doch jetzt komme ich zu einem wirklich intere s santen Punkt, meine Freunde, ich komme zu dem Schreibsekretär.«
    »Ja, das habe ich vermutet«, seufzte Japp.
    »Dies war nun wirklich sehr sonderbar, sehr auffällig! Aus zwei Gründen. Erstens fehlte etwas.«
    »Was denn?«, fragte Jane Plenderleith.
    Poirot wandte sich ihr zu.
    »Ein Blatt Löschpapier, Mademoiselle. In der Mappe mit dem Löschpapier befand sich obenauf ein sauberes, unberührtes Blatt.«
    »Also wirklich, Monsieur Poirot«, erwiderte Jane achse l zuckend. »Man entfernt doch gelegentlich einmal ein stark benütztes Löschblatt!«
    »Gewiss, aber was tut man damit? Man wirft es in den Papierkorb, nicht wahr? Es lag nicht im Papierkorb. Ich habe nachgesehen.«
    Jane Plenderleith schien die Geduld zu verlieren.
    »Weil es wahrscheinlich schon am Tag zuvor wegg e worfen worden war. Das folgende Blatt war sauber, weil Barbara an dem Tag noch nichts geschrieben hatte.«
    »Das trifft nicht zu, Mademoiselle. Denn Mrs Allen wurde an jenem Abend gesehen, wie sie zum Briefkasten ging. Also muss sie Briefe geschrieben haben. Unten konnte sie sie nicht geschrieben haben, denn dort gab es kein Schreibzeug. Und sie wäre wohl kaum in Ihr Zi m mer gegangen, um zu schreiben. Was also ist mit dem Löschblatt geschehen, mit dem sie die Tinte gelöscht hat? Gewiss, manchmal wirft man etwas ins Feuer, statt in den Papierkorb, aber in Mrs Aliens Zimmer gibt es nur einen Gaskamin. Und der Kamin unten hatte am Vortag nicht gebrannt, denn Sie selbst haben mir erzählt, dass das Holz sauber aufgeschichtet zum Anzünden bereit lag, als Sie kamen.«
    Poirot schöpfte Atem. Er sah Japp an.
    »Ein eigenartiger Widerspruch. Ich habe überall nac h gesehen, in den Papierkörben, in der Mülltonne, aber ich

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