Hercule Poirot schläft nie
statt?«
»Im Wohnzimmer. Gleich links, wenn man hinei n kommt. Wir unterhielten uns, wie gesagt, ganz freun d schaftlich. Kurz vor halb elf ging ich. In der Haustür blieb ich noch einen Moment stehen, um mit Barbara ein paar letzte Worte zu wechseln…«
»Letzte Worte… wie treffend«, murmelte Poirot.
Eustace fuhr herum. »Wer sind Sie eigentlich, das möchte ich mal wissen«, schrie er Poirot an. »Wohl irgend so ein verdammter Südländer! Weshalb mischen Sie sich überhaupt ein?«
»Ich bin Hercule Poirot«, erklärte der kleine Mann mit Würde.
»Interessiert mich nicht, und wenn Sie die Achillesst a tue wären. Also wie gesagt, Barbara und ich trennten uns in aller Freundschaft. Ich fuhr von dort direkt zum ›Far East Club‹. Traf um fünf nach halb elf ein und ging direkt ins Spielzimmer hinauf, wo ich bis halb zwei Uhr blieb und Bridge spielte. So, das können Sie sich jetzt in Ihre Pfeife stecken und rauchen!«
»Ich rauche nicht Pfeife«, sagte Poirot. »Welch ein hü b sches Alibi Sie da haben.«
»Ein ziemlich unerschütterliches auf jeden Fall. Also, Sir.« Er blickte zu Japp. »Genügt Ihnen das?«
»Sie sind während Ihres Besuchs immer im Wohnzi m mer geblieben?«
»Ja.«
»Sie sind nicht nach oben in Mrs Aliens eigenes Bo u doir gegangen?«
»Nein, das sagte ich Ihnen doch. Wir sind die ganze Zeit in dem einen Raum geblieben.«
Japp musterte ihn eine Weile nachdenklich. Dann fragte er: »Wieviel Paare Manschettenknöpfe besitzen Sie?«
»Manschettenknöpfe? Manschettenknöpfe? Was soll das nun wieder heißen?«
»Sie sind natürlich nicht verpflichtet, auf diese Frage zu antworten.«
»Zu antworten? Wieso sollte ich denn nicht darauf an t worten? Ich habe schließlich nichts zu verbergen. Auße r dem werde ich eine Entschuldigung verlangen. Also, ich habe diese hier…«
Er streckte die Arme aus.
Japp warf einen Blick auf die Knöpfe aus Gold und Pl a tin und nickte.
»Und dann habe ich noch diese.«
Eustace erhob sich, öffnete eine Schublade und zog ein Etui heraus, das er aufklappte und Japp mit einer fast unhöflichen Geste unter die Nase hielt.
»Eine sehr hübsche Form«, lobte der Chefinspektor. »Wie ich sehe, ist einer kaputt – ein Stück Email ist abg e splittert.«
»Na und?«
»Sie wissen vermutlich nicht, wann das passierte?«
»Vor ein oder zwei Tagen, nicht länger.«
»Würde es Sie überraschen zu hören, dass es während Ihres Besuchs bei Mrs Allen passierte?«
»Warum auch nicht? Ich habe nie bestritten, dass ich dort war«, sagte der Major mit hochmütiger Stimme. Er fuhr fort, die Rolle des zu Recht Entrüsteten zu spielen, aber seine Hände hatten leicht zu zittern begonnen.
Japp beugte sich vor. »Ja«, sagte er mit deutlicher Bet o nung, »aber dieses Manschettenknopfstück wurde nicht im Wohnzimmer gefunden, sondern oben in Mrs Aliens Schlafzimmer. Im selben Zimmer, in dem sie starb und in dem ein Mann gesessen hat, der dieselbe Sorte Zigaretten rauchte, die Sie rauchen.«
Der Schuss saß. Eustace sank auf seinem Stuhl zusa m men. Seine Augen liefen von einem zum andern. Die schlagartige, Verwandlung von einem Angeber in einen Feigling war kein schöner Anblick.
»Sie haben keine Beweise«, protestierte er in fast we i nerlichem Ton. »Sie wollen mir die Sache in die Schuhe schieben… Aber das können Sie nicht. Ich habe ein Al i bi… ich habe das Haus an jenem Abend nicht mehr b e treten…«
Poirot ergriff nun seinerseits das Wort.
»Nein, Sie haben das Haus nicht mehr betreten. Es war nicht mehr nötig… Denn vielleicht war Mrs Allen schon tot, als Sie gingen.«
»Das ist ausgeschlossen – ausgeschlossen! Sie stand gleich hinter der Haustür und hat mit mir gesprochen… Nachbarn müssen es gehört haben – und sie gesehen haben…«
Poirot erwiderte freundlich: »Man hat Sie gehört, wie Sie mit ihr sprachen, wie Sie taten, als warteten Sie auf ihre Antwort, und dann weitersprachen. Das ist ein alter Trick… Die Zeugen vermuten, dass Mrs Allen da war, aber sie haben sie nicht gesehen, denn sie konnten nicht einmal sagen, ob Mrs Allen ein Tageskleid oder ein A bendkleid trug – ja, noch nicht einmal, welche Farbe ihr Kleid hatte…«
»Mein Gott, das ist nicht wahr – das ist alles nicht wahr…«
Eustace zitterte am ganzen Körper. Er war völlig gebrochen. Japp betrachtete ihn voll Ekel.
»Ich muss Sie bitten, mit mir zu kommen, Sir«, sagte er kühl.
»Sie wollen mich verhaften?«
»Sie sind vorläufig festgenommen
Weitere Kostenlose Bücher