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Hermanns Bruder - wer war Albert Göring?

Hermanns Bruder - wer war Albert Göring?

Titel: Hermanns Bruder - wer war Albert Göring? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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König Karls II. zunehmend unter Druck. Im September 1940 ernannte Karl II. daher den »roten Hund« General Ion Antonescu zum Ministerpräsidenten. Dieser brauchte nur zwei Tage, um den Regenten zum Thronverzicht zu zwingen und durch einen Strohmann zu ersetzen: Karls Sohn Michael I. Damit war für Antonescu der Weg frei, sich selbst zum Führer, zum
Conducător
des Staates aufzuschwingen.
    Antonescu verbündete sich mit Deutschland und bot der Eisernen Garde, einer faschistischen und antisemitischen rumänischen Partei, Regierungsposten an, um sie auf seineSeite zu bringen. Doch der Machthunger der Organisation wurde dadurch nur kurzfristig gestillt, und am 21. Januar 1941 unternahmen ihre Anhänger, die sich inzwischen »Legionäre« nannten, einen Putschversuch. Die Benbassats wohnten mitten im Stadtzentrum und erlebten die Kämpfe aus nächster Nähe mit.
    »In den Straßen wurde geschossen: die Armee gegen die Legionäre. Wir hatten ein Haus, das mit der Rückseite an einen öffentlichen Platz grenzte … Und dort auf dem Platz wurde ständig gekämpft. Wir konnten sie hören, wie sie schossen und wie jemand hurra, hurra, hurra schrie«, stößt Jacques aufgeregt hervor. Trotz der Kampfhandlungen bot ihre Köchin, die aus Deutschland stammte, der Familie an, Essen für die Kinder zu besorgen. Nicht lange darauf kehrte sie unverletzt und mit einem Armvoll Lebensmittel von draußen zurück. »Sie war unsere große Heldin, bis die Armee den Legionären ordentlich auf die Mütze gab … Ich konnte sie auf dem Dach gegenüber sehen …, wie sie ihre Verwundeten wegbrachten«, erinnert sich Jacques. Am folgenden Tag erklärte die Köchin den Benbassats, sie wolle sofort beurlaubt werden, weil ihre Mutter krank sei. Die Familie ließ sie gehen und wünschte ihr alles Gute. Doch kaum war sie gegangen, kam die Haushälterin tränenüberströmt ins Wohnzimmer. Sie erzählte, die Köchin habe die Familie an die Legionäre verraten. »Sie hatte diesen Kerlen gesagt, da wohnten Juden mit schönen Möbeln und so weiter.« Die Köchin hatte ihnen sogar genaue Anweisungen erteilt: »Wenn ihr hier mit der Armee fertig seid, kommt einfach nach gegenüber und bedient euch, und dann gebt mir einen Anteil davon ab.« Jacques beugt sich zu mir herüber und fügt leise hinzu: »Das wäre unser Tod gewesen. Für diese Leute hätten wir genauso gut Spanier oder Chinesen sein können.«
    Antonescu rettete zwar die Benbassats vor der unmittelbaren Bedrohung durch die Eiserne Garde, war aber allesandere als ein Freund des jüdischen Volkes. Er erhob den bereits latent vorhandenen Antisemitismus zur Staatsdoktrin und begann im Sommer 1941 mit der Verfolgung und Deportation »staatenloser« Juden in Konzentrationslager in Transnistrien, das damals von Rumänien besetzt war. Ein Jahr darauf waren in diesen Lagern bereits ungefähr 180   000 Häftlinge interniert. 61 Auch in Rumänien selbst wurden in den folgenden Monaten Arbeitslager errichtet. Antonescus Rumänien war der einzige Bündnispartner, der die Vernichtung der Juden ebenso konsequent vorantrieb wie Deutschland selbst. Das größte Massaker ereignete sich am 24. Oktober 1941 in Odessa. Als Reaktion auf eine Explosion, die zwei Tage zuvor die Kommandozentrale des rumänischen Militärs zerstört hatte, wurden 25   000 jüdische Männer, Frauen und Kinder ermordet. Alexe Neacşu, ein Reserveleutnant des 23. Infanterie-Regiments, sagte später aus:
    »Dann feuerten sie mit Maschinenpistolen auf die in den vier Baracken … Die Baracken wurden eine nach der anderen abgearbeitet, und die Operation dauerte bis zum Dunkelwerden. … Nachdem sie die Baracken seit einigen Stunden unter Feuer hatten, … beschwerte sich der Leiter der Operation darüber, dass sie die Insassen nur so liquidieren konnten; sie waren sichtlich verärgert darüber, dass es keine schnellere Methode gab, solche Operationen abzuschließen. Sie holten Öl und Benzin, gossen es auf die Baracken und zündeten sie an. … Einige von ihnen tauchten an den Fenstern auf und flehten, um den Flammen zu entkommen, mit Handsignalen darum, erschossen zu werden, und zeigten auf ihren Kopf oder ihr Herz … Manche der Frauen warfen ihre Kinder aus dem Fenster.« 62
     
    Jacques’ Stiefvater wäre beinahe selbst in einem von Antonescus Lagern gelandet. Einmal stürmte ein Schlägertrupp das Haus der Familie und schickte sich an, Albert Benbassat mitzunehmen. Nachdem »einiges Geld den Besitzer gewechselt«hatte, zogen sie

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