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Hermanns Bruder - wer war Albert Göring?

Hermanns Bruder - wer war Albert Göring?

Titel: Hermanns Bruder - wer war Albert Göring? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Hermanns Infanterieregiment Nummer 112 sich hinter den Rheinzurückziehen sollte, während der Großteil der deutschen Truppen durch Belgien gen Paris zog.
    Als auch für Görings Regiment endlich der Angriffsbefehl erteilt wurde, konnte er zum ersten Mal selbst in den Kampf ziehen. Doch schon nach wenigen kleineren Scharmützeln traf ihn ein harter Schicksalsschlag: Ein akuter Schub von Gelenkrheumatismus machte ihn kampfunfähig. Die heftigen Schmerzen sollten ihn, sosehr sie ihm auch zusetzten, noch weit bringen. Denn im Lazarett in Freiburg lernte er Bruno Loerzer kennen, einen Anwärter der kaiserlichen Fliegertruppe. Loerzer lud ihn als Beobachter in seine Albatros B990 ein, und Göring schoss auf einem Erkundungsflug über Verdun wertvolle Fotos der französischen Batterie am Côte de Talon. Diese Bilder brachten ihm am 25. März 1915 das Eiserne Kreuz Erster Klasse sowie die Chance ein, sich zum Flieger ausbilden zu lassen. 35 Damit begann sein Ruhm als Fliegerass des Ersten Weltkriegs, der ihm in den Folgejahren den Aufstieg zur Macht erleichterte.
    Im Jahr darauf wurde Göring abgeschossen und musste monatelang untätig warten, bis er wieder dienstfähig war. Erst im Februar 1917 wurde er in der Jagdstaffel 26 eingesetzt. In der schmucken Fliegeruniform glich er endlich den teutonischen Rittern aus seinen Träumen. Als Kampfpilot besaß er dieselbe tödliche Präzision wie auf der Jagd in den Wäldern um Mauterndorf und Veldenstein. Im Juni 1918 konnte er bereits 21 Abschüsse verbuchen und hatte sich damit eine Auszeichnung verdient, die ihm Freibier in jeder deutschen Bierhalle und die Bewunderung jedes deutschen Fräuleins versprach: den Pour le Mérite.
    Von einem Tag auf den anderen war Hermann eine Berühmtheit geworden. Sein Bild zierte die Titelseiten von Zeitungen und Wochenblättern und stand bei den Kindern, die eifrig Sammelkärtchen von Fliegerassen tauschten, hoch im Kurs. Er war ein Held, ein Hoffnungsschimmerfür die leidgeprüfte Bevölkerung. Fast konnte er sich mit dem gefürchtetsten und berühmtesten Piloten der Welt messen, mit Manfred Albert Freiherr von Richthofen, dem Roten Baron.
    Am 21. April 1918 wurde der scheinbar unverwundbare Rote Baron von einer feindlichen MG-Batterie abgeschossen.
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36 Richthofens Nachfolger wurde Wilhelm Reinhard, doch er blieb nicht lange am Steuer. Auf einem Testflug mit einem neuen Jagdflugzeug, das auch Hermann Göring kurz zuvor zur Probe geflogen hatte, wurde es ihm endgültig wieder aus der Hand genommen. Und so wurde »Nr. 178.654, 8.   7.   18 Oberlt. Hermann Göring« am 8. Juli 1918 zum Staffelführer des Richthofen-Geschwaders ernannt. 37
     
    Am 14. April 1945 stattete die Royal Air Force Berlins Nachbarstadt Potsdam einen ihrer berüchtigten Besuche ab. Sie hinterließ tiefe Spuren im Stadtbild, aber auch im Bild der deutschen Militärgeschichte. Denn unter den Trümmern lag das Preußische Heeresarchiv mit seinen jahrhundertealten Beständen begraben und, was für meine Zwecke bedeutsamer ist, mitsamt der schmalen Personalakte Albert Görings. Die einzigen erhaltenen Dokumente über ihn aus dem Ersten Weltkrieg finden sich in seiner Krankenakte im Krankenbuchlager des Landesamtes für Gesundheit und Soziales in Berlin. Darin vermerkt sind das Datum seines Ein- und Austritts aus dem Dienst, seine Kriegsverletzungen und sein zweiter Vorname Günther, den kein Geschichtsschreiber bisher zur Kenntnis genommen hat.
    Die Aufzeichnungen beginnen am 2. August 1914, als Albert sich in einem Wehramt in Bayern in den Dienst von Kaiser und Vaterland begab, wie es seinem Familienerbe, wenn auch nicht unbedingt seinen persönlichen Neigungen entsprach. Er wurde der 6. Königlich Bayerischen Reserve-Division als Nachrichtentechniker oder, wie man sie damals nannte, als Pionier zugeteilt.
    Diese Stellung war bei weitem nicht so prestigeträchtig wie die seines Bruders, aber, besonders im Rahmen des offensiven Schlieffenplans, doch verantwortungsvoll. Für jeden Meter Geländegewinn musste ein Meter Kabel verlegt werden, und jede Unterbrechung der Kommunikation hatte eine Verzögerung des Angriffs zur Folge. Ohne präzise Meldungen über den Schlachtverlauf wäre der Schlieffenplan sofort gescheitert. Doch auch als er tatsächlich scheiterte, verloren die Nachrichtentechniker nicht an Bedeutung. Ein stetiger Kommunikationsfluss zwischen der Front und den Generälen in ihren fernen Châteaux konnte feindliche Angriffe vereiteln oder über den Erfolg einer

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