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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Er verdiente seinen Lebensunterhalt damit, in aller Welt nach alten Tasteninstrumenten zu suchen – mit Vorliebe nach Cembali –, sie zu kaufen, zu restaurieren und anschließend an Sammler, Museen und Musiker weiterzuverkaufen. Sein größtes Problem – abgesehen davon, dass diese Tätigkeit, wenn man sie mit der solch alten Kleinoden zustehenden Sorgfalt und Hingabe betrieb, nicht viel einbrachte – waren Fälschungen. Wenn ihm jemand für viel Geld ein Instrument andrehte, das sich als Nachbau entpuppte, brachte das Gary jedes Mal an den Rand des finanziellen Ruins, weil er es für weniger Geld weiterverkaufen musste, als er selber dafür bezahlt hatte.
    Sie redeten stundenlang. Der Rest des Tages verging an dieserTheke, und er verging schnell. Als Charlotte an diesem Abend in das Haus ihrer Eltern zurückkehrte, verkündete sie ihnen: »Ich habe mich verliebt!«
    Offenbar war es immer die gleiche Prozedur: Wenn ein neuer Direktor die Leitung der Behörde übernahm, ließ er erst einmal der Reihe nach alle Bereichsleiter antanzen, um sich berichten zu lassen. War irgendwie logisch. Logisch auch, dass solche Termine nicht auf die Minute einzuhalten waren – wenn der neue Direktor Fragen hatte, wollten die beantwortet sein. So kam es, dass er, William Hughes Adamson, seit über einer Stunde im Vorzimmer wartete, eine dicke Ledermappe mit dem Laptop und sonstigen Unterlagen auf dem Schoß, und nichts anderes tun konnte, als Löcher in die gegenüberliegende Wand zu starren.
    Es mochte seinen logischen Grund haben, aber deswegen musste es ihm nicht gefallen. Und es gefiel ihm auch nicht.
    Endlich summte die Sprechanlage auf dem Schreibtisch der Sekretärin. »Ja, Mrs Jacobs«, sagte diese, ließ dann den Knopf los und lächelte sehr sparsam in seine Richtung. »Sie erwartet sie jetzt, Mr Adamson.«
    Er warf noch einmal einen Blick auf die Uhr. Eine Stunde und elf Minuten zu spät.
    Das Büro des Direktors der DARPA, der Forschungsbehörde des Verteidigungsministeriums, war von stattlicher Größe und repräsentativ eingerichtet. Adamson kannte es. Man genoss von hier oben eine ungewöhnliche Aussicht über Arlington, falls man dem damit verbundenen Anblick Genuss abzugewinnen vermochte, und vor allem auf einen enormen, braunen Wohnblock direkt gegenüber. Dort stand gerade jemand auf einem der etwa hundert Balkons und goss Blumen, die übrigen Balkons schienen alle leer.
    Roberta Jacobs, die erste Frau an der Spitze der DARPA, wirkte in der persönlichen Begegnung genauso jung wie auf den Fotos, die kursierten. Trotzdem war man unwillkürlich beeindruckt: So jung! Und vor allem: So weiblich!
    Sie sah gut aus. Adamson hätte nicht gezögert zuzugeben: beinahe sexy. Ihr mahagonibraunes Haar in jugendlichem Pagenschnitt wippte, als sie ihm die Hand schüttelte. Ihre schlanke Hand bot ihm an: einen Sessel, einen Kaffee, einen Videoanschluss für seinen Rechner. Und ihre lebhaften, durchdringend hellblauen Augen – das Beeindruckendste an ihr – folgten jeder seiner Bewegungen, als er sich zuerst des Videoanschlusses bemächtigte.
    Die Präsentation hätte er im Schlaf halten können, Vorbereitung hatte nur die Auswahl der Diagramme, Fotos und Filmsequenzen benötigt. Er umriss die Grundzüge des Future Combat Systems in aller Kürze; er ging davon aus, dass sie damit vertraut war. Er zeigte ein paar streng geheime Aufnahmen von Weiterentwicklungen der Big-Dog-Roboter, Maschinen auf vier Beinen, deren Bewegungsmodell Hunden abgeschaut war, und widmete sich dann dem Projektbereich Autonome Kampfroboter .
    Er erläuterte den Stand der Dinge beim Urban Ops Hopper , einem Roboter, der sich hüpfend fortbewegte und dadurch imstande war, Hindernisse zu überwinden, die größer waren als er selbst. Diese Maschinen sollten einst Lasten an vorgegebene Zielorte in umkämpften Ballungsgebieten transportieren, Nachschub für kämpfende Einheiten beispielsweise. Dazu konnte er einen hübschen kleinen Film zeigen: Man sah eine in einer Halle einbeinig auf und ab hüpfende Maschine, was an sich schon zum Lachen reizte, und Männer in weißen Kitteln, die diese Maschine mit allem Möglichen bewarfen – Kartons, Holzbalken, Steinen, Sandsäcken und so weiter –, um sie aus dem Konzept zu bringen. Vergeblich.
    »Sieht gut aus«, meinte die Direktorin. »Woran hakt es?«
    Adamson beendete den Film. »An der Orientierung. Die Rechner, die die Stöße seiner Sprünge aushalten, sind noch nicht leistungsfähig genug, um ihn in einer

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