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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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immer nicht mächtigen Mutter verlaufen sein mochte, kam ihnen vom Zeltdorf her ein dürrer Mann mit einer flaschenbodendicken Brille auf der Nase entgegengewieselt. Er musterte Charlotte blinzelnd, murmelte einen Gruß und überfiel Hiroshi dann mit einem Wortschwall, in dem es um irgendwelche Kameras und deren Blickwinkel ging. Er hielt Hiroshi ein Klemmbrett mit einer Zeichnung unter die Nase, die sich dieser kurz ansah, ehe er nickte und sagte: »Okay, machen wir so. Die Fünfzehn hier oben mit Blick Süd-West, und die Neun auf den Felsen.«
    »Okay.« Der Mann lächelte Charlotte noch einmal schüchtern an, machte kehrt und flitzte wieder davon.
    »Das war Miroslav«, erklärte Hiroshi. »Meine rechte Hand. Plus zwei Finger der linken.«
    »So etwas wie Feierabend gibt es bei dir wohl nicht?«
    »Nein«, meinte Hiroshi trocken. »Ich engagiere nur Leute, die bis zum Umfallen arbeiten.«
    Sie erreichten die Siedlung. Es waren lauter Hightech-Zelte; schneeweiße Kuppeln, die an die Kulisse eines Science-Fiction-Films denken ließen. Bestimmt war es ein Kinderspiel, sie aufzustellen. Und bestimmt widerstanden sie tropischen Stürmen ohne Mühe.
    Hiroshi dirigierte sie zu einem der größeren Zelte, schob die Plane vor dem Eingang beiseite und machte eine einladende Geste. »Bitte sehr. Mein Arbeits-, Schlaf- und Wohnzimmer. In der Hinsicht habe ich es seit Boston kein bisschen weiter gebracht.«
    Charlotte zögerte. »Ich habe mich gar nicht um mein Gepäck gekümmert.«
    »Musst du auch nicht. Dein Zelt ist dort drüben« – er wies in eine Richtung, in der drei kleinere Zelte standen – »und sie bringen deine Sachen direkt dorthin.« Er lächelte voller Erwartung. »Und so lange würde ich dir gerne erzählen, was für eine Idee der zehnjährige Hiroshi damals gehabt hat.«
    Es war, als sei keine Zeit vergangen seit dem letzten Mal, dass er hier in diesem Büro gesessen hatte. Dabei war es über zwei Jahre her. Zwei Jahre, in denen er Direktorin Roberta Jacobs nur im Rahmen großer Besprechungsrunden oder auf dem Flur begegnet war, Gelegenheiten, bei denen es zu kaum mehr Austausch gekommen war, als sich einen guten Tag zu wünschen.
    Und nun saß er wieder hier. Sie trug sogar dieselbe Halskette wie damals, aus schweren, lapislazuliblauen Steinen. Sie schien in der Zwischenzeit auch nicht älter geworden zu sein. Roberta Jacobs gehörte zu den Frauen, denen man ihr Alter nicht ansah.
    Bill Adamson lehnte sich zurück, auf seltsame Weise beruhigt und verwirrt zugleich. Ihm war, als habe er hier erst gestern seinen Statusbericht abgegeben, und doch war irgendetwas anders. Er kam nur nicht darauf, was.
    »Es geht um Ihren Freund«, begann die Direktorin und faltete die Hände über einer dicken Aktenmappe. »Hiroshi Kato.«
    »Ah.« Adamson hob die Augenbrauen. Damit hatte er nicht gerechnet. »Verstehe.«
    »Ich muss zugeben, dass ich zuerst skeptisch war«, erzählte sie und musterte ihn währenddessen ausdruckslos. »Ich habe das Blatt, das Sie mir gegeben haben, weggesteckt, aber aus irgendeinem Grund habe ich immer wieder darüber nachdenken müssen. Dann hat es sich ergeben, dass ich bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates neben dem CIA-Chef zu sitzen kam. Na ja, und über irgendwas muss man in den Pausen schließlich reden. Also habe ich ihm von Ihrem Freund erzählt, er hat sich den Namen notiert und gemeint, er würde mal sehen.«
    Adamson nickte langsam. Ja, so lief das vermutlich. In der Zeit, die er nun schon bei der DARPA war, hatte er zumindest eines gelernt: dass der gigantische militärische Apparat der USA bei Weitem nicht so effektiv und zielstrebig und nur dem Wohl des Volkes verpflichtet funktionierte, wie einen die Filme aus Hollywood immer glauben machen wollten.
    Roberta Jacobs klopfte mit der Hand auf die Mappe vor sich. »Nun, das ist das Ergebnis. James hat ein paar Leute darauf angesetzt, und die haben Ihren Mister Kato ausfindig gemacht. In Hongkong.«
    Adamson konnte ein Gefühl des Triumphes nicht unterdrücken. China! Der große kommende Konkurrent der Vereinigten Staaten! Da klingelten bestimmt gerade in etlichen Abteilungen die Alarmglocken. Das würde unter Umständen bis ganz nach oben Unruhe geben.
    Gut so. Er musste jetzt nur darauf achten, dass darüber nicht in Vergessenheit geriet, wer die Sicherheitskräfte auf diese Spur gebracht hatte. Notiz an mich selbst: Meinen Namen im Spiel halten!
    »Hongkong«, wiederholte die Direktorin. Sie hatte einen kleinen Zettel

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