Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge
wild bewegte Vergangenheit nachsagte, war schon die ganze Zeit unruhig gewesen. Dass Timmermans vor ihm die Hand oben gehabt hatte, wurmte ihn sichtlich. »Ich mache mir Sorgen um das genaue Gegenteil«, polterte der stiernackige Südstaatler los, als er endlich zu Wort kam. »Angenommen, das verdammte Ding funktioniert tatsächlich – was dann? Eine Universalmaschine, die alles herstellen kann, einschließlich Kopien ihrer selbst? Herr im Himmel, also wenn das kein Wahnsinn ist, dann weiß ich auch nicht. Ich finde es unglaublich, dass wir über diese Entscheidung nicht früher informiert wurden. So etwas muss man doch diskutieren! Und möglichst, bevor fünf Jahre Entwicklung investiert werden und wer weiß wie viel Mannjahre. Zum Beispiel: Wem gehört eigentlich das, was diese Maschine herstellt? Hat sich das überhaupt schon einmal jemand überlegt?«
»Dem Besitzer der Maschine, würde ich sagen«, erwiderte Zhou Qiang, einer der Direktoren für Asien.
»Oder dem Besitzer der Rohstoffe«, schlug Brad Summer vor, der Direktor der Region Australien. »Das wäre ebenfalls vorstellbar.«
»Vielleicht betreten wir damit auch juristisches Neuland«, warf Larry Gu mit listigem Grinsen ein. Offensichtlich freuteer sich diebisch darüber, seine Direktoren aufgemischt zu haben.
Coldwell hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich kapiere das Geschäftsmodell dahinter nicht. Was soll so eine Maschine? Wenn sich die jemand kauft, braucht er doch nie wieder was im Leben – das Ding stellt von da an ja alles für ihn her! Oder? Das ist doch die Grundidee? Eine Universalmaschine, die alles macht, produziert, alles, was man haben will, und das Ganze automatisch und ohne weitere Kosten?«
»Genau«, bestätigte Gu und strich sich den Bart glatt. »Die moderne Variante eines Füllhorns.«
»Und dann? Wie sollen wir damit Geld verdienen?«, ereiferte sich Coldwell. »Damit sägen wir doch den Ast ab, auf dem wir sitzen. Ach was, nicht nur den Ast, auf dem wir sitzen, wir sägen auf diese Weise sämtliche Äste ab, die es überhaupt gibt – den ganzen verdammten Wald! So eine Maschine würde über kurz oder lang die gesamte Industrie auslöschen. Ein Atomschlag könnte nicht so verheerend sein wie dieses Ding, wenn es tatsächlich funktionieren sollte.«
»Ist das jetzt nicht eine etwas übertriebene Sorge?«, mahnte Brad Summer.
Coldwell, der den Australier, Gerüchten zufolge, sowieso nicht leiden konnte, blaffte zurück: »Haben Sie sich das Konzept überhaupt durchgelesen? Und vielleicht auch mal zu Ende gedacht? Diese Maschine kann sich verdoppeln! Und wenn sie sich verdoppelt hat, dann verdoppelt sie sich noch mal. Und noch mal, immer so weiter. Nuklearexplosionen funktionieren nach genau diesem Prinzip, falls Sie in der Schule nicht aufgepasst haben. Das geht ratz-fatz. Es ist nicht mal gesagt, dass wir mehr als eine einzige dieser Maschinen verkaufen, wenn der Erste, der eine kauft, einfach die Kopien weitergibt.« Er ließ sich zurück in seinen Sitz fallen, schüttelte erschöpft den dicken Schädel. »Nein. Also, das hat sich jemand nicht gut überlegt, wenn Sie mich fragen.«
Brad Summer hob die Augenbrauen, was seinem runden Gesichtein kuhartiges Aussehen verlieh. »Ich weiß nicht, worüber Sie sich aufregen. Es wäre doch gut, wenn alle Menschen alles hätten, was sie brauchen.«
»Finden Sie?« Coldwell schüttelte den Kopf. »Also, ich weiß ja nicht, wie Ihr Aussies Geschäfte macht, aber so wie ich das gelernt habe, funktioniert Geldverdienen auf der Basis, dass Leute eben nicht alles haben, was sie brauchen. Nur deswegen läuft das Spiel, verstehen Sie? Nehmen Sie meine Haushälterin, zum Beispiel.« Er streckte den Arm aus, wies in eine Richtung, in der Amerika liegen mochte oder auch nicht. »Jessica Gomez, zweiundvierzig Jahre alt, alleinstehend, zwei Kinder. Eine Seele von Mensch, eine hervorragende Köchin, wenn man auf mexikanische Küche steht, was ich zufällig tue, und sie hält mein Haus tipptopp in Ordnung. Okay. Dafür zahle ich ihr gutes Geld. Auch okay. Soll so sein. Aber geben Sie dieser Frau so eine Universalmaschine, die ihr den Kühlschrank füllt und ihre Jungs mit Turnschuhen und Sweatshirts versorgt – Sie glauben doch nicht, dass die noch eine Hand für mich rühren würde, oder? Aus Langeweile macht die das nämlich nicht. Sondern weil sie auf das Geld angewiesen ist. Wenn sie alles hätte, was sie braucht, wär ich sie los.«
»Und dann müssten Sie Ihre Hemden
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